Blick ins Innere eines ausgebrannten Sterns

Mit mehr als 15 Teleskopen weltweit nimmt ein internationales Team von Astronomen momentan das Innere eines ausgebrannten Sterns im Sternbild „Schlange“ ins Visier. Die Forscher erwarten überraschende Erkenntnisse zum Sternentod – nicht zuletzt dank einer ausgeklügelten Kamera, die an der Universität Bonn entwickelt wurde.

Das Objekt der Begierde befindet sich im Sternbild „Schlange“: Der Stern V338 Ser, dessen Helligkeit im etwa achtminütigen Rhythmus schwankt. Der ausgebrannte Himmelskörper, der seine äußeren Schichten verloren hat, verhält sich wie eine riesige Glocke, die in verschiedenen Frequenzen schwingt. Diese Schwingungen erlauben es den Astrophysikern, ins Innere des Sterns zu schauen – ähnlich wie die Ausbreitung von Erdbeben Rückschlüsse auf den Aufbau der Erdkruste zulässt.

Die Astronomen wollen messen, wieviel Licht der Stern insgesamt ausstrahlt und mit welcher Geschwindigkeit sich seine Oberfläche hin- und herbewegt. Dazu müssen sie genau hinschauen. Als „Auge“ dient ihnen unter anderem eine ausgeklügelte 4-Farb-Kamera (BUSCA), die in Bonn entwickelt wurde und nun am 2,2 Meter-Teleskop des Deutsch-Spanischen Observatoriums Calar Alto in Andalusien zum Einsatz kommt. Mit dieser weltweit einzigartigen Kamera können die Forscher eine Beobachtung in vier Spektralbereichen von Ultraviolett bis zum nahen Infrarot gleichzeitig durchführen und dadurch Temperaturänderungen in der Sternenatmosphäre sehr schnell und genau bestimmen.

Die Beobachtung sind schwierig, da die Signale äußerst schwach sind. Unterbrechungen der Beobachtung können die Interpretation der Signale zusätzlich erschweren. Daher haben die Wissenschaftler einen globalen Zusammenschluss von weltweit 15 Teleskopen mit Durchmessern von einem bis vier Metern organisiert. Für dieses „Multi-Site Spectroscopic Telescope“ geht „V338 Ser“ nie unter. An dem sechswöchigen Großexperiment beteiligen sich neben Wissenschaftlern der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Bonn und Sidney Observatorien in Chile, Großbritannien, Spanien, Südafrika und den USA. Die ersten Teleskope haben Mitte Mai mit den Beobachtungen begonnen. Die Kampagne wird noch bis zum 24. Juni andauern.

„Das Projekt eröffnet uns die bislang beste Chance, die Schwingungen eines alten, ausgebrannten Sterns präzise zu messen und seismologisch auszuwerten“, erklärt Projektleiter Professor Dr. Ulrich Heber von der Universität Erlangen-Nürnberg. „Wir haben so die einzigartige Möglichkeit, unsere Vorstellungen über das Innere ausgebrannter Sterne zu überprüfen – Überraschungen nicht ausgeschlossen.“

Weitere Informationen: Oliver-Mark Cordes, Dr. Klaus Reif, Sternwarte der Universität Bonn, Tel.: 0228/73-7834, Fax: 0228/73-3672, E-Mail: reif@atro.uni-bonn.de oder ocordes@astro.uni-bonn.de

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Frank Luerweg idw

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