Was passiert mit dem Schwert des Orion?
Neue Erkenntnisse über die Sternentstehung an der Universität Kiel
Wie entstehen Sterne? Welche Kräfte waren wirksam, bevor sich ein Sternhaufen wie die Plejaden geformt hat? Der Lösung dieser Fragen ist Pavel Kroupa, promovierter Astrophysiker an der Universität Kiel, ein großes Stück näher gekommen. Indem Kroupa ein von Dr. Sverre Aarseth, Astronomisches Institut der Universität Cambridge, entwickeltes Computerprogramm auf die Gegebenheiten im Orionnebelhaufen zuschnitt, konnte er die weitere Entwicklung dieses Sternenhaufens in den nächsten 100 Millionen Jahren errechnen. Das erstaunliche Ergebnis: Nach dieser Ewigkeit von Jahren wird ein Sternhaufen ähnlich der Plejaden – auch Siebengestirn genannt – entstanden sein. Umgekehrt ist der Rückschluss zulässig,dass die Plejaden ihren Ursprung in einem Nebelhaufen haben, der dem Orionnebel verwandt ist.
Der Orionnebelhaufen ist selbst mit bloßem Auge zu erkennen. Er bildet das helle Objekt in der Mitte des Schwertes im Sternbild des Orion. Mit Hilfe von Aarseths ausgeklügeltem Computerprogramm, das über Jahrzehnte vervollkommnet wurde und aus einem komplizierten Geflecht von Differenzialgleichungen besteht, konnte Kroupa sowohl die Entfernungen der Abertausend Objekte im Orionnebel zueinander, als auch deren Schwerkraft und die sie umgebenden Gaswolken berechnen.
Jede Begegnung zwischen Sternen sowie das Kräftesystem von Doppelsternen mussten exakt vorher- gesagt werden. Derart genaue, stellar-dynamische Rechnungen sind ein Novum und führen zum ersten Mal zu genauen Vorhersagen der zukünftigen Entwicklung am Sternenhimmel. „Es ist der Wissenschaft damit gelungen, die Sternhaufenbildung aus einem Gasnebel mathematisch nachzuvollziehen“, so Dr. Gerhard Hensler, Professor für Astrophysik in Kiel, bei dem Pavel Kroupa sich gegenwärtig habilitiert.
Die britische Royal Astronomical Society wird Anfang 2001 in ihren“Monthly Notices“ einen Bericht über das Forschungsprojekt veröffentlichen. Für die Forscher aus Cambridge und Kiel war dieses Projekt allerdings nur der erste Schritt: Nachdem sie sich einer funktionierenden Methodik versichern konnten, geht es nun an die Lösung weitergehender Fragestellungen: Welche Gesetze sind allgemein wirksam, wenn Sterne geboren werden?
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie
Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.
Neueste Beiträge
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…
Effizientere Autodesigns mit KI
8.000 Open-Source-Modelle für nachhaltige Mobilität. Neue Fahrzeuge zu designen ist teuer und zeitaufwendig. Daher kommt es zwischen den Modell-Generationen in der Regel nur zu kleinen Veränderungen. Mit DriverAerNet++ haben Forschende…
Quantencomputer im Taschenformat
Ein Quantencomputer, gerade mal so groß wie ein Smartphone – wie das Realität werden könnte, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Physiker Prof. Dr. Vojislav Krstić widmet…