Raum und Zeit lösen sich auf – Einsteins Theorie der Schwerkraft wird mit der Quantenwelt versöhnt

Raum und Zeit sind nicht fundamental, sondern werden von grundlegenderen Strukturen erzeugt. Dieses geheime Netzwerk der Welt ist der Baustoff von allem, berichtet das Wissensmagazin „bild der wissenschaft“ in seiner neuesten Ausgabe.

Würde Albert Einstein noch leben, hätte er seine Freude an den Forschungen von Abhay-Ashtekar. Der Physik-Professor der amerikanischen Pennsylvania State University hat die Allgemeine Relativitätstheorie in einer neuen mathematischen Sprache formuliert. Und es gelang ihm, sie so zu erweitern, dass sie mit der Quantentheorie – der anderen Säule der modernen Physik – vereinbar ist. Diese beschreibt die subatomare Welt des Allerkleinsten. Damit ist Einsteins Traum von einer einheitlichen Theorie der Schwerkraft und des Mikrokosmos zum Greifen nah.

Die überraschende Konsequenz der neuen Theorie, die Ashtekar Quantengeometrie nennt: Raum und Zeit sind auf kleinstem Maßstab nicht mehr kontinuierlich, „glatt“ und „fließend“, sondern ein so genanntes Spin-Netzwerk. Ashtekar vergleicht es mit einem Gewebe aus winzigen Fäden. Könnte man die Natur mit maximal möglicher Vergrößerung betrachten, würden sich Raum und Zeit auflösen und das Spin-Netzwerk käme zum Vorschein. Dass der Raum uns dennoch homogen erscheint, liegt an unserem beschränkten Auflösungsvermögen: Ähnlich wie beim Betrachten eines Fotos, dessen einzelne Bildpunkte wir aus der Distanz nicht erkennen können. Mit dem Unterschied, dass es 10 hoch 68 Quantenfäden sind, die das Papier einer DIN A4-Seite durchziehen.

Die Bewährungsprobe der Quantengeometrie sind nun die rätselhaften Schwarzen Löcher und der Urknall selbst. „Die Quantengeometrie ist so weit ausgereift, dass sie diese Probleme jetzt direkt angehen kann“, sagt Ashtekar zu bild der wissenschaft. „Die Quantenphysik macht am Urknall nicht Halt. Die klassische Raumzeit löst sich im Urknall auf, aber das Spin-Netzwerk ist noch da. Es gab also keine Entstehung des Universums aus dem Nichts, weil das Nichts schlichtweg nicht existiert. Es gab immer schon etwas.“

Media Contact

Anke Biester Konradin Verlagsgruppe

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaft.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik

Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…

Datensammler am Meeresgrund

Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…

Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert

Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…