Huygens-Landesonde durchstößt Atmosphäre des Saturn-Mondes
Bulmahn: „Titan-Mission ist Höhepunkt für Erforschung des Sonnensystems“
Die Bundesforschungsministerin und Ratsvorsitzende der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) Edelgard Bulmahn hat die Mission der europäischen Sonde Huygens zum Saturn-Mond Titan als einen Höhepunkt für die Erforschung unseres Sonnensystems bezeichnet. Das für den Freitag geplante Eintauchen der Sonde in die Atmosphäre des Titan könne der Wissenschaft neue Erkenntnisse über die Geschichte der Erde liefern. „Die Mission ist ein hervorragendes Symbol europäischer Zusammenarbeit in der Raumfahrt“, sagte Bulmahn.
Am Abend werden die ersten Signale der Sonde im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt erwartet. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor allem auf die Daten aus der Atmosphäre des Mondes. Er ist neben der Erde der einzig bekannte Himmelskörper in unserem Sonnensystem mit einer Atmosphäre und es wurde schon Wasser entdeckt. Die Atmosphäre könnte in ihrer Zusammensetzung einem sehr frühen Stadium der Erdatmosphäre ähnlich sein. Günstigstenfalls könnten sich auf dem Titan primitive Lebensformen entwickelt haben.
An Bord der Huygens-Sonde befinden sich sechs wissenschaftliche Instrumente, die im Wesentlichen der Messung von Temperatur, Druck sowie den Windverhältnissen in der Titan-Atmosphäre dienen. Außerdem werden beim Flug durch die Atmosphäre Titans Proben genommen und ihre Zusammensetzung analysiert. Eine seitwärts blickende Optik erlaubt infolge der Eigendrehung von Huygens einen permanenten Rundblick, der in Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten wird.
Die Mission ist im Oktober 1997 mit dem Cassini-Orbiter gestartet und befindet sich nun in einer Entfernung von rund 1,5 Milliarden Kilometern zur Erde. Der finanzielle Anteil Deutschlands beläuft sich auf rund 115 Millionen Euro, die europäischen Gesamtkosten für die Huygens-Sonde liegen bei etwa 400 Millionen Euro.
Fakten zu den wissenschaftlichen Experimenten der Huygens-Mission mit deutscher Beteiligung
Doppler Wind Experiment (DWE)
Bestimmung der zonalen Winde (horizontal und vertikal) während des Sondenabstiegs, Bestimmung des Einschlag-Ortes und der Pendelbewegung beim Abstieg. Förderung aus dem Nationalen Weltraumprogramm seit 1991: 3,2 Millionen Euro.
Projektleiter: Dr. Mike Bird, Universität Bonn
Beteiligte: Prof. Peter Edenhofer, Ruhr-Uni-Bochum; Dr. Robin Dutta-Roy, Universität Bonn; Dr. Dirk Plettemeier, TU Dresden
Descent Imager/ Spectral Radiometer (DISR)
Untersuchung der Titan-Atmosphäre und -Oberfläche mittels CCD-Kamera im Bereich von 350 bis 1.600 Nanometer. Wissenschaftliche Ziele sind die Kartierung der Oberfläche, die Untersuchung des Thermalhaushalts in der Atmosphäre, die Bestimmung der physikalischen Eigenschaften und Zusammensetzung der Atmosphäre. Förderung aus dem Nationalen Weltraumprogramm seit 1991: 4,4 Millionen Euro.
Projektleiter: Dr. Marty Tomasko, University of Arizona
Beteiligt: Dr. Horst-Uwe Keller, Max-Planck-Institut für Aeronomie (MPAe) Katlenburg-Lindau
Huygens Atmospheric Structure Instrument (HASI)
Untersuchung der Titan-Atmosphäre hinsichtlich dessen physikalischer und elektrischer Eigenschaften. Förderung aus dem Nationalen Weltraumprogramm seit 1992: 0,5 Millionen Euro.
Projektleiter: Dr. Marcello Fulchignoni, Observatoire de Paris, Meudon
Beteiligt: Prof. Fritz Neubauer, Universität zu Köln
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie
Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.
Neueste Beiträge
Die Roboterhand lernt zu fühlen
Fraunhofer IWS kombiniert Konzepte aus der Natur mit Sensorik und 3D-Druck. Damit Ernteroboter, U-Boot-Greifer und autonome Rover auf fernen Planeten künftig universeller einsetzbar und selbstständiger werden, bringen Forschende des Fraunhofer-Instituts…
Regenschutz für Rotorblätter
Kleine Tropfen, große Wirkung: Regen kann auf Dauer die Oberflächen von Rotorblättern beschädigen, die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Windenergieanlagen können sinken, vor allem auf See. Durch die Entwicklung innovativer Reparaturlösungen…
Materialforschung: Überraschung an der Korngrenze
Mithilfe modernster Mikroskopie- und Simulationstechniken konnte ein internationales Forschungsteam erstmals beobachten, wie gelöste Elemente neue Korngrenzphasen bilden. Mit modernsten Mikroskopie- und Simulationstechniken hat ein internationales Forscherteam systematisch beobachtet, wie Eisenatome…