Selbstorganisiertes Wachstum mehrkomponentiger Strukturen auf Oberflächen

Wie viele Inseln bilden sich, wenn einzelne Atome auf eine glatte Oberfläche auftreffen und sie sich im Verlauf eines komplizierten stochastischen Wechselspiels aus Diffusion, Nukleation und Aggregation zu größeren stabilen Strukturen zusammenfinden? Dieses Problem wurde für eine einzelne Atomsorte in der Vergangenheit durch eine Vielzahl theoretischer und experimenteller Untersuchungen erfolgreich gelöst.

Zur Vorhersage von Inseldichten beim gleichzeitigen Aufdampfen mehrerer Atomsorten haben Forscher am Fachgebiet Theoretische Physik II/Computational Physics an der TU Ilmenau in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Konstanz eine erweiterte Theorie entwickelt, die in Kürze in der international höchst renommierten Zeitschrift „Physical Review Letters“ veröffentlicht wird.

Die Kodeposition mehrerer Atomsorten führt zu neuartigen Herausforderungen, weil Inseln gleicher Größe unterschiedliche Stabilitäten aufweisen können je nachdem, welche atomare Zusammensetzung sie haben. Neue Skalengesetze wurden hergeleitet, welche die Zahl der Inseln pro Fläche in Abhängigkeit von Aufdampfraten, Atommobilitäten, Aktivierungsenergien und Wechselwirkungsenergien vorhersagen.

Die Theorie kann genutzt werden, um Inseldichten beim selbstorganisierten Wachstum von Nanostrukturen gezielt einzustellen. Weitere Anwendungen liegen in der quantitativen Bestimmung von Wachstumsparametern durch Auswertung geeigneter Experimente. Insbesondere eröffnet sich die Möglichkeit, auch ansonsten schwer zugängliche effektive Bindungsenergien zwischen verschiedenen Atomtypen auf einer Oberfläche zu bestimmen.

New laws for self-organized island growth on surfaces

How many islands form when atoms are deposited randomly onto a smooth surface and find themselves via a complex interplay of diffusion, nucleation and aggregation processes? This question has been answered a long time ago for deposition of one type of atom. An extended theory developed in the recent issue of Physical Review Letters now allows one to predict the island density when different types of atoms are co-deposited with varying stoichiometries. In this multi-component case the situation becomes more diverse due to the fact that islands of the same size exhibit different stabilities in dependence of their specific composition. The extended theory can be applied to adjust the number of islands in self-organized nanostructuring. It furthermore gives access to numerous growth parameters. In particular, binding energies between different species can be determined by evaluation of measured island densities.

Kontakt/Information:
TU Ilmenau
Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften
Institut für Physik
Prof. Dr. rer. nat. habil. Philipp Maaß
Tel. 03677 69-3608
e-mail: philipp.maass@tu-ilmenau.de

Media Contact

Wilfried Nax idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-ilmenau.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…