Der pflanzlichen Sonnenuhr auf der Spur
Absorptionsspektrometer Ratiospect 2.0.
Wie können Pflanzen Licht wahrnehmen? Dieser Frage geht ein Forschungsteam um den Freiburger Pflanzenphysiologen Prof. Dr. Andreas Hiltbrunner auf den Grund. Ihr wichtigstes Werkzeug dabei ist das von Fraunhofer IPM entwickelte Messystem Ratiospect 2.0 – ein hochgenaues, speziell angepasstes optisches Absorptionsspektrometer.
Am Lehrstuhl für Molekulare Pflanzenphysiologie, Fakultät für Biologie, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg forscht die Arbeitsgruppe von Professor Andreas Hiltbrunner daran, wie Pflanzen Licht wahrnehmen können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Untersuchung lichtempfindlicher Pflanzenproteine – sogenannter Phytochrome. Welche Prozesse bei Phytochromen durch Lichteinwirkung auf molekularer Ebene ablaufen, können die Forschenden nun dank eines von Fraunhofer IPM speziell dafür maßgeschneiderten Messgeräts viel detaillierter und viel genauer untersuchen als bisher: Ratiospect 2.0 von Fraunhofer IPM ist ein weltweit einzigartiges optisches Absorptionsspektrometer – hochgenau und leicht zu bedienen.
Phytochrome lassen sich in pflanzlichen Proben anhand ihrer Reaktion bei Lichteinfall nachweisen. »Das gelingt mithilfe hochempfindlicher optischer Absorptionsmessungen«, sagt der Freiburger Pflanzenphysiologe Professor Hiltbrunner. »Leider gibt es dafür am Markt aber keine fertigen Standardmesssysteme, die sich für den Einsatz in unseren Laboren eignen. Daher waren wir auf der Suche nach einem Anbieter, der ein solches Messgerät unseren Anforderungen entsprechend entwickeln und bauen kann.« Dr. Sebastian Wolf, Projektleiter bei Fraunhofer IPM, war sofort begeistert: »Die Aufgabe war gleichermaßen spannend wie konkret. Und wir waren sehr zuversichtlich, ein Messystem entwickeln zu können, das die gewünschten Anforderungen erfüllen kann.« In Zusammenarbeit mit Dr. Cornelia Klose, die in der Arbeitsgruppe von Professor Hiltbrunner das Projekt Ratiospect 2.0 leitete, sowie mit der Freiburger Firma PSE AG hat Fraunhofer IPM daraufhin das Messgerät entwickelt. Es erlaubt eine viel schnellere, genauere und empfindlichere Messung des Phytochromgehalts als bisher.
Hochempfindliche Absorptionsmessungen dank Ratiospect 2.0
Ratiospect 2.0 »schaltet« Phytochrommoleküle per Laserbelichtung und vermisst die dadurch verursachten charakteristischen Transmissionsänderungen mit sehr hoher Präzision. Das Messsystem kann sowohl Transmissionsänderungen von 100 % zu 99,999 % als auch von 1,0 % zu 1,0001 % messen – und das in wenigen Sekunden. Dadurch ist die Arbeitsgruppe von Professor Hiltbrunner jetzt in der Lage, Konzentrationen zu bestimmen, die sie vorher nicht auflösen konnte. Gleichzeitig können die Forschenden Versuchsreihen jetzt sogar schneller durchführen als bisher: Ratiospect 2.0 kann Pflanzenproben selbstständig handhaben, automatisiert vermessen sowie die gewonnenen Messdaten verarbeiten und verwalten. Diese Eigenschaften machen Ratiospect 2.0 zu einem unverzichtbaren Laborgerät für ein Projekt im Rahmen des Exzellenzclusters CIBSS (Centre for Integrative Biological Signalling Studies), dem Professor Hiltbrunner als Associated Investigator angehört.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Sebastian Wolf, Projektleiter Nichtlineare Optik und Quantensensorik,
Telefon +49 761 8857-388, sebastian.wolf@ipm.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie
Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…