Galilei nahm Neptun-Entdeckung mit ins Grab
Über zwei Jahrhunderte vor der offiziellen Entdeckung wusste Galileo Galilei bereits von der Existenz des Planeten Neptun. Das behauptet David Jamieson, Direktor des Physikinstituts der University of Melbourne http://physics.unimelb.edu.au in der Zeitschrift Australian Physics. Er analysierte die Notizbücher Galileis und fand Hinweise darauf, dass der italienische Astronom und Naturwissenschaftler den äußersten Planeten unseres Sonnensystems nicht nur beobachtete, sondern auch als solchen identifizierte. Bestätigt sich die Vermutung, so wäre dies die erste Entdeckung eines Planeten seit der Antike.
Ins Fernglas kam Galilei der Neptun, als er um die Jahreswende 1612 und 1613 die Jupiter-Monde beobachtete. In mehreren Nächten führte er dabei über die Position eines nahen Sterns Notiz, der auf keiner der verfügbaren Sternenkarten aufschien. „Dass diese Beobachtungen präzise waren, können heute Computersimulationen zeigen. Im Januar 1613 zeigte sich der Planet bloß als schwacher Stern und an genau der Stelle, an der der Astronom ihn beschrieb“, so Jamieson. Im Unterschied zu einem Stern kreist ein Planet jedoch um die Sonne und bewegt sich dabei im Verhältnis zu den Sternen am Himmel. Galilei war das nicht entgangen, denn ein Notizbucheintrag Ende Januar 1613 deutet darauf hin, dass sich der heute als Neptun bekannte Himmelskörper gegenüber einem nahen Stern scheinbar bewegt habe.
Ein winziges Detail in den Notizen – ein mysteriöser schwarzer Punkt in Aufzeichnungen vom 6. Januar 1613 auf der richtigen Position Neptuns – gibt laut Jamieson dafür den Ausschlag. „Scheinbar blätterte Galilei in früheren Aufzeichnungen und vermerkte die Stelle nachträglich, an der er Neptun zuvor in Jupiternähe wahrgenommen hatte. Ursprünglich richtete er seine Aufmerksamkeit noch nicht auf ihn, da der Planet wie ein unspektakulärer Fixstern aussah.“ Falls dieser Punkt vom 6. Januar tatsächlich wie von Jamieson behauptet erst am 28. Jänner verzeichnet wurde, beweist das die Überzeugung Galileis, einem neuen Planeten auf der Spur zu sein. Der Nachweis der Datierung dieses Punktes soll im Oktober eine Spurenelement-Analyse der Tinte liefern, die von Experten der Universität Florenz durchgeführt wird.
Beweise für die Theorie könnten auch in Archiven gelagert sein. Galilei pflegte seine Kollegen mit Anagramm-Rätseln zu versorgen. In diesen erbrachte er stets Nachweise für seine sensationellen Erstentdeckungen, die ihm durch sein neues Teleskop gelangen – zum Beispiel die Entdeckung der Venusphasen oder der Saturnringe. „Vielleicht schlummert noch irgendwo ein nicht entschlüsseltes Buchstabenrätsel, das von der Entdeckung des neuen Planeten erzählt“, vermutet Jamieson.
Die offizielle Entdeckung des Planeten ließ noch weitere 234 Jahre auf sich warten. Zugrunde lag diesem Ereignis nicht die systematische Suche, sondern eine rein mathematische Vorhersage. Französische Astronomen fanden bei den Berechnungen der Uranus-Bahn Störungen der keplerschen Gesetze, die einen weiteren Planeten vermuten ließen. Nachdem der achte und äußerste Planet des Sonnensystems rein hypothetisch berechnet worden war, schaffte der Mathematiker Urbain Le Verrier dessen Positionserrechnung. Nach längerer Suche gelang es schließlich 1846 Johann Galle von der Berliner Sternwarte, die geringfügige Bewegung des Himmelskörpers zu beobachten und ihn damit als Planeten zu identifizieren.
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