Deutsche Unternehmen setzen auf leistungsorientierte Planungsverfahren

Relative Ziele und Kapitalmarktindikatoren ersetzen Jahresbudgets

Die Planung und das Finanzwesen deutscher Unternehmen werden in den kommenden drei Jahren eine deutliche Neuorganisation durchlaufen. Daten aus dem internen und externen Rechnungswesen werden in einheitlichen Konzerndatenbanken zusammengefasst. Geschäftseinheiten werden in einen fortlaufenden Prozess der Planerstellung und des Planabgleichs eingebunden. Traditionelle Jahresbudgets werden durch einen flexiblen Zeithorizont und relative Zielvorgaben wie Kapitalmarktindikatoren ersetzt. Mit diesen Verfahren reagieren deutsche Unternehmen sowohl auf Anforderungen des Managements, als auch des Kapitalmarkts, so die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Accenture. Im Rahmen der Studie wurden 65 Finanzvorstände und Führungskräfte aus DAX-100 und M-DAX-Unternehmen zu ihren Planungsverfahren befragt.

Laut Studie erzielen Unternehmen, die Planung, Berichterstattung und Analyse übergreifend in die Unternehmenssteuerung einbeziehen, klare Wettbewerbsvorteile. Die Kosten für die Unternehmensplanung können im Vergleich zu derzeit verbreiteten Planungsverfahren bis zu 40 Prozent reduziert werden. Einzelne Geschäftseinheiten erzielen bessere Ergebnisse, da zuverlässige und aktuelle Plandaten bessere Managemententscheidungen ermöglichen. Zudem steigt der Unternehmenswert, da der Kapitalmarkt zuverlässige Plandaten mit einem geringeren Risikoabschlag im Aktienkurs honoriert. Andreas H. Schuler, Geschäftsführer bei Accenture: „Deutsche Unternehmen setzen zunehmend auf innovative und leistungsorientierte Planungsverfahren und verzichten auf ein traditionelles Jahresbudget. Diese neuartigen Vorgehensweisen tragen zur Steigerung des Unternehmenswertes bei, da Planungs- und Budgetierungszeiten um 30 bis 40 Prozent reduziert werden können.“

Finanzvorstände stützen sich bei der Mittelverteilung zunehmend auf interne und externe Vergleichswerte, anstatt Ausgaben des vergangenen Jahres in Jahresbudgets fortzuschreiben. So wird die kurz- bis mittelfristige Planung auf Basis relativer Zielvorgaben und flexibler Prognosen kontinuierlich mit der langfristigen Unternehmensstrategie abgeglichen, um eine schnelle Reaktion auf veränderte Marktbedingungen und einen raschen Richtungswechsel zu ermöglichen.

Doch gerade bei der Zuverlässigkeit von Plandaten als Basis für Unternehmenssteuerung und -bewertung sehen die Befragten erheblichen Aufholbedarf. 80 Prozent der Unternehmen beurteilen heute ihre Planung hinsichtlich der Kriterien Verlässlichkeit, Abstimmung von Teilplanungen sowie Genauigkeit mit der Note ausreichend bis mangelhaft. Die Verwendung von relativen Zielen wie Marktindizes oder -kennzahlen an Stelle von fixen Budgets nutzen derzeit aber nur 36 Prozent der Unternehmen. In drei Jahren werden über die Hälfte der Unternehmen (51 Prozent) auf solche Verfahren zurückgreifen.

Auch vom Best-Practice-Verfahren einer rollierenden Planung mit monatlicher Aktualisierung sind deutsche Unternehmen jedoch noch weit entfernt. Derzeit aktualisieren erst 37 Prozent der Unternehmen ihre operative Planung jedes Quartal oder häufiger. In spätestens drei Jahren wird dies schon bei 53 Prozent gängige Praxis sein. Ferner wird sich die Anzahl der Unternehmen, die rollierend planen, nahezu verdreifachen (von 11 Prozent auf 29 Prozent). Um das aktuelle Detailwissen aus dezentralen Geschäftseinheiten besser in die Unternehmensplanung zu integrieren, wird die Planungsverantwortung stärker auf die operativ tätigen Manager verlagert. Neben der Datenqualität steigt dadurch die Identifikation mit den Planvorgaben. Dennoch sind derzeit 51 Prozent der dezentralen Funktionsbereiche beziehungsweise 33 Prozent der dezentralen Geschäftseinheiten an der Erstellung der Geschäftsprognosen nicht beteiligt.

Eine unternehmensweite, zentrale Datenbank für Planungs- und Finanzdaten ermöglicht Datenkonsistenz und permanenten Zugriff auf Planungsinformationen. Umfangreiche Doppelarbeiten und aufwändiges Datenmanagement entfallen, gleichzeitig steigt die Datenqualität. Heute verwenden nur 32 Prozent der Unternehmen eine von dezentralen Planungseinheiten und der Unternehmensführung gemeinsam genutzte Datenbasis. Erst 31 Prozent haben einen übergreifenden Online-Zugang zu Planungsdaten realisiert. Weiterhin nutzen heute nur 41 Prozent der Unternehmen IT-Systeme, die Planungsdaten und Ist-Berichterstattung einander direkt gegenüber stellen und somit aussagekräftige Analysen gestatten.

Hierfür müssen Daten innerhalb des Planungszyklus in Echtzeit zwischen Konzernzentrale und Konzerngesellschaften sowie Geschäftseinheiten fließen, ohne die Planungsprozesse zu verlangsamen. Der Datenaustausch ist heute jedoch weitgehend eine Einbahnstraße: Zwar verfügen 58 Prozent der Unternehmen über Planungsverfahren mit automatischen Schnittstellen zu Vorsystemen, jedoch haben erst 15 Prozent Schnittstellen, die ein automatisches Zurückgeben von Plandaten in die Vorsysteme zulassen.

Andreas H. Schuler: „Hochwertige und zuverlässige Plandaten sind eine notwendige Voraussetzung, um die richtigen Entscheidungen zu treffen und um eine effiziente Mittelallokation sicherzustellen. Der Kapitalmarkt greift zunehmend auf Planwerte für die Unternehmensbewertung zurück und belegt Unternehmen, die ihre Vorgaben nicht einhalten können, sofort mit einem Risikoabschlag. Deshalb müssen Unternehmen ihre Unternehmensplanung den neuen Realitäten anpassen und die Transparenz durch verlässliche Informationen erhöhen.“

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