Bipolare Störungen: zwischen Genie und "Wahnsinn"

Psychisch gesunde Künstler sind in ihrer Persönlichkeitsstruktur Menschen mit einer manischen Depression (bipolaren Störung) ähnlicher als psychisch gesunden Menschen aus der allgemeinen Bevölkerung.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Connie Strong und Dr. Terence Ketter von der Stanford University. Strong stellte die Studie am Dienstag bei der Tagung der American Psychiatric Association in Philadelphia vor.

Seit Jahrzehnten ist Wissenschaftlern bekannt, dass besonders kreative Menschen eine viel höhere Rate an bipolaren Störungen aufweisen als die allgemeine Bevölkerung. Bislang sind aber nur wenige kontrollierte Studien vorgenommen worden, um die Verbindung zwischen psychischer Erkrankung und Kreativität zu etablieren.

„Meine Ahnung besteht darin, dass die emotionale Variationsbreite – sozusagen das emotionale Breitband –, der Pluspunkt bipolarer Patienten ist“, sagte Strong. „Es ist nicht das Einzige, was abläuft, aber etwas, dass Menschen mit manischer Depression einen Vorteil verschafft – und ich denke, es ist die emotionale Spannbreite.“

Bei allen Studienteilnehmern wurde anhand von Standardtests Persönlichkeit, Temperament und Kreativität geprüft. An der Studie nahmen 48 Menschen mit einer erfolgreich behandelten bipolaren Störung und 25 Patienten, bei denen eine Depression erfolgreich behandelt worden war, teil. Die gesunde Kontrollgruppe umfasste 47 Menschen, die gesunde kreative Kontrollgruppe 32 Teilnehmer.

Vorläufige Analysen zeigen, dass die Menschen in der kreativen Kontrollgruppe und die von ihrer bipolaren Störung genesenen Patienten offener waren sowie tendenziell eher launisch und neurotisch als die „normalen“ gesunden Testpersonen. Launenhaftigkeit und Neigung zu Neurosen gehören zu einer Gruppe von Charakterzügen, die Forscher als „negativ-affektive Charakterzüge“ bezeichnen. Dazu gehören auch leichte Formen von Depressionen und bipolaren Störungen, die noch keiner Behandlung bedürfen.

Die Daten müssten noch weiter bearbeitet werden, betonte Strong. „Und wir müssen diesen Ansatz auf andere Gruppen ausdehnen.“ Wie Stimmung die Leistung von Künstlern und genialen Wissenschaftlern beeinflusst, das wird künftig in Stanford weiter untersucht. „Wir müssen die emotionale Seite ihres Tuns besser verstehen“, meinte die Wissenschaftlerin.

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