E-Government als Standortpolitik

Accenture-Studie „Visionen mit Pragmatismus“: Deutschland holt kräftig auf – im weltweiten Vergleich jetzt auf Rang neun – Welche Städte den Bürger online ernst nehmen – Qualität und Intensität der Online-Bügerbeziehungen sind noch mangelhaft

Die moderne und bürgernahe Verwaltung im Internet gewinnt an Gestalt. Eine pragmatische Sicht auf die Dinge folgt den vielversprechenden Hoffnungen vergangener Jahre. Effiziente internetbasierte Bürgerverwaltung bietet dem Bürger Verwaltungsprozesse online, die mehr als Spielerein sind und echten Mehrwert bieten. Accenture hat E-Government in Deutschland auf den Prüfstand gestellt. Zum dritten Mal in Folge analysierte ein internationaler Vergleich die Internetauftritte von 23 Regierungen und eine nationale Untersuchung die Online-Funktionalitäten von 17 Kommunen.

Deutschland im Ländervergleich
Es zeigt sich, dass die öffentliche Verwaltung nicht allein durch einen Internetauftritt moderner wird. So herrscht auch in Verwaltungskreisen mittlerweile die Einsicht vor, dass es nicht ausreicht, öffentliche Dienstleistungen online verfügbar zu machen. Um nachhaltige Effizienzsteigerungen und Kostenreduzierungen zu erzielen sowie bürgerfreundliche Online-Dienstleistungen anbieten zu können, müssen auch die internen Verwaltungsabläufe modernisiert werden. Die in der Accenture-Studie untersuchten 23 Länder wurden den folgenden Kategorien zugeordnet, die den jeweiligen Entwicklungsgrad des E-Government-Angebots charakterisieren: Spitzenreiter, Herausforderer, Hoffnungsträger, Nachzügler.

Deutschland hat im internationalen Vergleich gegenüber dem vergangenen Jahr einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht und ist aus der Gruppe der „Hoffnungsträger“ (Platz 15) in die der „Herausforderer“ auf Platz neun im Service-Ranking aufgestiegen. Dabei verdankt der Bund sein deutlich verbessertes Ergebnis vor allem der Initiative BundOnline, deren ehrgeiziges Ziel es ist, bis 2005 rund 400 internetfähige Dienstleistungen ins Netz zu stellen.

Die Spitzenreiter in Sachen E-Government-Lösungen mit einer Service-Reife von über 50 Prozent bleiben wie in den vergangenen Jahren Kanada, Singapur und USA. Dabei resultiert die erfolgreiche Umsetzung aus folgenden Faktoren:

  • der Benennung und Autorisierung von zentralen Verantwortlichen
  • der Einbeziehung der Bürger und Unternehmern bei der Umsetzung, um Effizienz und Nutzerfreundlichkeit zu gewährleisten
  • der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft
  • Portal-Lösungen, bei denen auf die Qualität und nicht nur auf die Menge der angebotenen Dienstleistungen gesetzt wurde, und nicht zuletzt
  • einem kundenorientierten Online-Auftritt.

Deutschland liegt in einem breiten Mittelfeld mit Werten zwischen 30 bis 40 Prozent Service-Reife.

Kommunen insgesamt wenig verändert
Die erweiterte Untersuchung der virtuellen Rathäuser von 17 Kommunen umfasst dieses Jahr auch die Städte Esslingen, Erlangen und Hagen, die im Studien-Sample des vergangenen Jahres noch nicht enthalten waren. Im Accenture-Ranking fallen neben den Spitzenreitern Dortmund und Bremen jedoch insbesondere Stuttgart und Düsseldorf auf. „Was zählt“, so Holger Bill, Accenture-Geschäftsführer im Bereich öffentliche Verwaltung, „ist der konkrete Nutzen für die Kunden der öffentlichen Verwaltung.“ Die Analyse des zielgruppenspezifischen Service-Reifegrads mache deutlich, dass eine virtuelle Standortpolitik für Kommunen angesichts leerer Kassen immer stärker an Bedeutung gewinne. Stuttgart und Düsseldorf bieten beispielsweise der Kundengruppe „Unternehmen“ die höchste Service-Reife.

Erfolgsfaktoren für E-Government
Die besten Online-Angebote im Länder- und Städteranking zeichnen sich durch eine klare, konsequent kundenorientierte Strategie sowie die Konzentration auf vollständige Transaktionsfähigkeit aus. „Während die Spitzenreiter vorhandene Dienstleistungen bereits weiterentwickeln, müssen die anderen erst noch traditionelle Prozesse online-gerecht strukturieren“, analysiert Accenture-Partner Stefan Schneider, ebenfalls Experte im Bereich öffentliche Verwaltung. Die Zukunft des E-Government werde in einer stärkeren Verzahnung der Angebote mit der Privatwirtschaft liegen. Jetzt sei es an der Zeit, Synergien über die Grenzen von Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft hinweg zu realisieren und damit den Prozess hin zur bürgernahen Verwaltung weiter voranzutreiben.

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Sonja Fink Presse

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