Topmanager sitzen auf wackeligen Stühlen
Studie: Durchschnittliche Verweildauer der CEOs von 9,5 auf 7,3 Jahre gesunken
Internationale Topmanager geraten immer mehr unter Druck von Seiten ihrer Arbeitgeber. Für Konzernchefs ist die Trennung „im beiderseitigen Einvernehmen“ mittlerweile viel wahrscheinlicher als ein normaler Abschied. Die Fluktuation von CEOs hat sich in den vergangenen sechs Jahren um 53 Prozent erhöht. Im Vergleich zu 1995 hat sich die Zahl der Vorstandsvorsitzenden, die wegen schlechter Zahlen ihren Schreibtisch räumen mussten, bis 2001 gar um 130 Prozent erhöht. Europäische Chefs bleiben sogar noch kürzer in ihren Funktionen als ihre Kollegen in Nordamerika. Das geht aus einer Studie der Managementberatung Booz Allen Hamilton (BAH) hervor, die das Toppersonal der 2.500 Unternehmen mit der weltweit höchsten Marktkapitalisierung untersucht.
Europäische CEOs werden zudem häufiger wegen schlechter Performance gefeuert als andere. Schlechte Zahlen waren für 34 Prozent der europäischen Vorstandsvorsitzenden der Kündigungsgrund, in Nordamerika nur für 22 Prozent. Lediglich im asiatisch-pazifischen Raum haben sich die Zahlen seit 1995 kaum verändert. Generell ist die Zahl der durchschnittlichen Verweildauer in einem Unternehmen seit 1995 von 9,3 auf 7,3 Jahre zurückgegangen. Die höchste Verweildauer mit durchschnittlich zehn Jahren haben CEOs im Finanzdienstleistungssektor. Die höchste Fluktuation findet wenig überraschend im Telekomsektor statt. Dort beträgt die „Lebensdauer“ eines Chefs durchschnittlich vier Jahre. Laut Booz Allen Hamilton wird sich die Fluktuation von CEOs in den nächsten Jahren noch weiter erhöhen. „Wir haben herausgefunden, dass die ’Umsatzrendite’ für die CEO-Überlebensfähigkeit hauchdünn geworden ist“, so Charles Lucier, Senior Vice President von BAH. „In gewisser Weise sind Topmanager mit Spitzensportlern vergleichbar, die irgendwann ihren Zenit übersprungen haben und dann aufhören müssen.“
Ein weiterer Trend weist darauf hin, dass die Führungskräfte immer jünger werden. „Westliche“ Führungskräfte gelangen im Schnitt vor ihrem 50. Geburtstag an die Unternehmensspitze. In Nordamerika sank das Alter von 50,4 im Jahre 1995 auf 48,8 Jahre 2001. In Europa war ein CEO 1995 durchschnittlich 52,3 Jahre alt, 2001 49,4 Jahre. Auch hier bildet Asien die Ausnahme. Das durchschnittliche CEO-Alter stieg seit 1995 von 57 auf 60,4 Jahre. Das Durchschnittsalter der Spitzenleute beim Ausscheiden verringerte sich von 62 auf 57 Jahre. Die Quote der Chefs, die regulär in Pension gingen oder im Amt verstarben, sank 2001 auf nur noch 47 Prozent. Treibende Kraft bei allen CEO-Auswechslungen war die Aktienperformance der betroffenen Unternehmen. Es zeigte sich, zumindest in den USA und Europa, dass die Korrelation zwischen fallenden Aktienkursen und Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden extrem hoch war.
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