Entdeckung neuer Wirkprinzipien könnte Herzkreislauf-Therapie revolutionieren

Bayer-Wissenschaftler entdecken neue Wirkstoffe.

Erste Studien mit Aktivatoren der löslichen Guanylatcyclase erfolgreich

Bayer-Wissenschaftler haben Wirkstoffe entdeckt, die bei der Therapie von Herzkreislauf-Krankheiten eindeutige Vorteile gegenüber den herkömmlichen organischen Nitraten bringen könnten. Einige dieser neuartigen Substanzen befinden sich bereits in der klinischen Entwicklung (Phase I). Eine Arbeit von Dr. Johannes-Peter Stasch und seinem Team, Pharmaforschungszentrum der Bayer AG, Wuppertal, über die als Aktivatoren der löslichen Guanylatcyclase bezeichneten Wirkstoffe wurde jetzt im British Journal of Pharmacology1 veröffentlicht.

Die neuen Substanzen wie BAY 58-2667 bewirken experimentell eine starke Gefäßerweiterung, hemmen im Gegensatz zu den Nitraten die Verklumpung der Blutplättchen (Plättchenaggregation) und haben auf diese Weise antithrombotische Wirkungen. Bei der klinischen Prüfung zeigten sich ausgeprägte Effekte auf das Herzkreislauf-System, ohne dass Kopfschmerzen auftraten. „Nitratähnliche Wirkungen mit zusätzlichen wünschenswerten Effekten ohne Toleranzentwicklung wie Nachlassen der Wirksamkeit und Nitrat-Kopfschmerzen – das wäre ein großer Fortschritt für Patienten mit bestimmten Herzkreislauf-Krankheiten,“ sagte Stasch.

Seit fast 150 Jahren bilden Nitrate die Grundlage der medikamentösen Behandlung von Herzkreislauf-Krankheiten wie Angina pectoris. Sie wirken dadurch, dass sie nach biologischer Umwandlung zu Stickstoffmonoxid (NO) die lösliche Guanylatcyclase (sGC) aktivieren wodurch die Gefäße erweitert und die Herzdurchblutung verbessert werden.

Die lösliche Guanylatcyclase bindet NO in der Zelle und ermöglicht die Bildung des Botenstoffs cGMP (cyclisches Guanosin Monophosphat), der eine Reihe von wichtigen Zellfunktionen reguliert. 1998 erhielten die amerikanischen Pharmakologen Robert Furchgott, Louis Ignarro und Ferid Murad für ihre Grundlagenforschung auf diesem Gebiet den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.

Die Substanzen aus der Bayer-Forschung aktivieren die lösliche Guanylatcyclase unabhängig von NO. Sie könnten aufgrund ihrer pharmakologischen Eigenschaften bei Bluthochdruck, Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit, Arteriosklerose und Thrombose eingesetzt werden.

1. Stasch JP et al.: NO-and haem-independent activation of soluble guanylyl cyclase: molecular basis and cardiovascular implications of a new pharmacological principle. British Journal of Pharmacology 2002; 136: 637-640.

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