Biologische Vielfalt als Hobby

Hühnerzüchter, Kaninchenzüchter oder auch Personen, die seltene Kartoffeln anbauen: Was sind das eigentlich für Leute? Und welche Rolle spielen Sie bei der Erhaltung seltener Kulturpflanzen und Nutztiere?

Bisher gab es nur sehr wenige Informationen darüber, obwohl diese Aktivitäten einen wichtigen Beitrag leisten können, dem Verlust an biologischer Vielfalt entgegenzuwirken. Dr. Josef Efken vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig hat nun einen ersten Versuch unternommen, diese Personengruppe und ihre Tätigkeiten mit Hilfe einer online-Befragung zu charakterisieren.

Von 4000 Personen, die seltene Nutztiere oder Nutzpflanzen erhalten und die er bundesweit mit einem Fragebogen angesprochen hatte, haben fast 500 geantwortet. Die Auswertung dieser Fragebögen hat Efken nun in einem Arbeitsbericht des vTI niedergelegt. Auch wenn diese Stichprobe nicht unbedingt repräsentativ ist, liegt nun zum ersten Mal in Deutschland eine Untersuchung in dieser Größenordnung vor.

Bei den seltenen Tieren, die durch die Liebhaber erhalten werden, handelt es sich in erster Linie um Rassen von Hühnern und Schafen, gefolgt von Kaninchen, Hunden, Schweinen, Pferden und Ziegen. Im Pflanzenbereich stehen vor allem seltene Sorten von Obst, Gemüse, Kartoffeln sowie Gewürzen und Arzneipflanzen hoch im Kurs.

Das Engagement der Befragten ist mit durchschnittlich 13 Stunden pro Woche hoch. 60 Prozent von ihnen sind in irgendeiner Form mit der Landwirtschaft verbunden, was immerhin heißt, dass 40 Prozent sich in diesem Bereich engagieren, ohne einen direkten Bezug zur Landwirtschaft zu haben. Der Personenkreis befürwortet weit überwiegend den ökologischen Landbau und steht der konventionellen Züchtung sowie der Sortenschutz-Gesetzgebung kritisch gegenüber. Erhalten durch Essen beziehungsweise Erhalten durch Vermarkten, zum Beispiel über Hofläden, wird deutlich unterstützt, wie ebenso ganz allgemein das marktwirtschaftliche System. Es handelt sich also nicht um generelle 'Systemkritiker'.

Der überwiegende Teil der Befragten vermarktet seine Erzeugnisse, vor allem die Tierhalter. Allerdings schätzt nur knapp die Hälfte der Befragten die eigenen Fähigkeiten in den Bereichen on-farm-Management und Vermarktung als ausreichend ein. Der geringe Organisationsgrad insgesamt – rund ein Viertel der Befragten sind keiner entsprechenden Vereinigung oder Initiative angeschlossen – sowie die eher zersplitterte Organisationsstruktur des Bereiches erschweren eine wirksame Interessenvertretung.

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