Warum sind Rückenschmerzen häufig und schwer zu behandeln?
Die Medizinische Universitätsklinik Heidelberg nimmt an der größten Studie zu chronischen Rückenschmerzen teil, die jemals in Deutschland durchgeführt worden ist.
Derzeit werden etwa 4.000 zufällig ausgewählte Personen im Rhein-Neckar-Raum angeschrieben und gebeten, einen kurzen Fragebogen zu eventuellen Rückenbeschwerden zu beantworten. Wer nach diesen Angaben an chronische Rückenschmerzen leidet, wird zu einer kostenlosen Untersuchung in die Klinik eingeladen. Die Untersuchung soll nach einem und nach zwei Jahren wiederholt werden. Persönliche Gesundheitsdaten werden vertraulich behandelt und für die Studienauswertung anonymisiert.
„Rückenschmerzen sind zwar die häufigste Volkskrankheit, jeder dritte ist betroffen, doch über Ursachen und Verlauf des Leidens ist wenig bekannt,“ sagt Prof. Dr. Wolfgang Eich, Leiter der Sektion klinische Psychosomatik an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Die bundesweite Studie, an der insgesamt 15.000 Patienten teilnehmen sollen, möchte Rückenleidende über einen längeren Zeitraum begleiten. Neben Heidelberg sind die Universitätsklinika Lübeck, Göttingen, Bochum und Marburg beteiligt. Die Koordination der epidemiologischen Multicenter-Studie des Forschungsverbundes Rückenschmerz liegt beim Institut für Community Medicine der Universität Greifswald. Finanziert wird die Studie durch das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft.
Warum verschwinden akute Rückenschmerzen bei 90 Prozent der Betroffenen, während sie bei 10 Prozent zum ständigen Begleiter werden? Wie kommt es, dass lokalisierte Schmerzen manchmal in ein „generalisiertes Schmerzsyndrom“ übergehen, also den ganzen Körper befallen? Erhöhen Stress und psychische Labilität die Anfälligkeit für chronische Dauerschmerzen?
Diese und weitere Fragen hoffen die Wissenschaftler mit Hilfe des umfangreichen Datenmaterials zu beantworten. Zusätzlich möchten sie das gesamte Diagnose- und Therapiespektrum von chronischen Rückenschmerzen kritisch unter die Lupe nehmen, denn nur wenige der traditionell verwendeten Maßnahmen, von der Fangopackung bis zur Psychotherapie, können einer wissenschaftlichen Prüfung standhalten. „Angesichts der Behandlungskosten von jährlich etwa 10 Milliarden Euro und dem erheblichen Arbeitsausfall durch Frühberentung von ca. 15 Milliarden Euro, sind wissenschaftlich fundierte Fakten und erfolgreiche Therapieansätze dringend erforderlich“, sagt Professor Eich.
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