Verändung des Marktes für öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)

Öffentlicher Nahverkehr wird in Deutschland im Jahr 2010 von nur 10 Unternehmen beherrscht

Der Markt für öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wird sich nach einer Studie von Accenture in den nächsten Jahren dramatisch verändern: Mehr als die Hälfte der an der Studie beteiligten rund 100 Experten prognostizieren, dass im Jahr 2010 der ÖPNV in Deutschland von zehn Unternehmen dominiert wird. Die erwartete Welle von Allianzen und Fusionen (heute existieren mehr als 400 Unternehmen) wird als eine der drastischen Folgen des zunehmenden Wettbewerbes gesehen.

Auslöser hierfür ist neben der europaweiten Liberalisierung der Rückzug der Gebietskörperschaften aus dem Verkehr mit Bussen, U-, Stadt- oder Straßenbahnen. Deren Haushaltsmittel reichten für die Finanzierung des ÖPNV nicht mehr aus. So gehen rund 70 Prozent der Befragten davon aus, dass bereits bis 2005 die ÖPNV-Betriebe von den kommunalen Versorgungsaufgaben getrennt und zu eigenständigen Unternehmen entwickelt werden (86 Prozent in 2010); eine Privatisierung der Betriebe sagen 58 Prozent der Experten voraus. Der Aufbau von Kompetenzen in den Bereichen Marketing/Vertrieb und Informationstechnologie (IT) wird als erfolgskritische Größe gesehen, um zu den Gewinnern des zu erwartenden Konzentrationsprozesses zu gehören.

Dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland steht nach einer Studie des Management und Technologiedienstleisters Accenture eine Welle von Allianzen und Fusionen bevor. So prognostizieren mehr als die Hälfte der knapp 100 an der Studie beteiligten Experten, dass im Jahr 2010 nur noch zehn Unternehmen den ÖPNV-Markt beherrschen werden (Stand 2002: über 400 Unternehmen). Diese Konzentration wird als Folge des zunehmenden Wettbewerbes auf dem Markt für Verkehre mit Bussen, U-, Stadt- oder Straßenbahnen gesehen. Das erfolgreiche Management von Fusionen und Allianzen wird als Managementkompetenz nach Meinung der Experten bis 2010 deutlich wichtiger als etwa die Verbesserung von internen Prozessen.

Der prognostizierte Rückzug der Gebietskörperschaften – wegen ihrer angespannten Haushaltslage – aus der Finanzierung des ÖPNV ist neben der europaweiten Liberalisierung des Nahverkehrs der Hauptgrund für den sich verschärfenden Wettbewerb. Rund 70 Prozent der Experten rechnen damit, dass bis 2010 die Finanzierung des ÖPNV durch die Gebietskörperschaften zunehmend eingeschränkt wird. 66 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass bereits bis 2005 die ÖPNV-Betriebe von den städtischen Versorgungsaufgaben getrennt und zu eigenständigen Unternehmen entwickelt werden (86 Prozent bis 2010).

Rund 60 Prozent der Befragten erwarten bis 2010 sogar eine Privatisierung der ÖPNV-Unternehmen, wobei allerdings Börsengänge nicht als wahrscheinlich angesehen werden (81 Prozent für 2010). „Die Tatsache, dass nur eine Minderheit der Experten glaubt, dass deutsche ÖPNV-Unternehmen Leistungen im Ausland erbringen werden, zeigt das grundlegende Dilemma der ÖPNV-Unternehmen“, so Henning Todte, Geschäftsführer bei Accenture und zuständig für den Bereich Verkehr und Logistik im deutschsprachigen Raum. „Auf der einen Seite will man aus Kostengründen wettbewerbsorientierte Unternehmen schaffen, vollständige unternehmerische Freiheit soll aber nicht gewährt werden“, so der Accenture-Experte weiter.

Der verschärfte Wettbewerb wird sich auch in der Auftragsvergabe manifestieren. Fast alle Experten (86 Prozent) nehmen an, dass z. B. im Bereich Busverkehr Ausschreibungen im ÖPNV bis 2010 zur Regel werden, selbst wenn eine Direktvergabe von Aufträgen möglich ist. An solchen Ausschreibungen werden sich immer stärker inländische ÖPNV-Unternehmen aus anderen Regionen beteiligen (Zustimmung bis 2010: 82 Prozent); die Beteiligung ausländischer ÖPNV-Unternehmen an Ausschreibungen wird sogar als noch wahrscheinlicher eingeschätzt (93 Prozent der Experten bis 2010).

Als Folge der Privatisierung müssen sich die deutschen ÖPNV-Unternehmen immer stärker als erwerbswirtschaftliche Unternehmen aufstellen. Rund 80 Prozent der befragten Experten gehen davon aus, dass sich die Unternehmen bis zum Jahr 2010 überwiegend aus Fahrgeldeinnahmen finanzieren werden. Als hierfür benötigte unternehmerische Kompetenzen werden vor allem die Bereich Marketing und Informationstechnologie (IT) ausgemacht (90 bzw. 80 Prozent). Im Bereich des Marketing ist dann ein gelungenes Customer Relationship besonders wichtig. Als Ansatzpunkte für die Fahrgastgewinnung gilt vor allem eine Verbesserung der Fahrgastinformation, der Beförderungsqualität und des persönlichen Sicherheitsempfinden der Fahrgäste sowie eine Vereinfachung der Tarife.

Als Maßnahmen der Kundenbindung werden individuelle Mobilitätsberatung und technologiegestütze Maßnahmen wie Kundenkarte/Rabattsysteme deutlich wichtiger als traditionelle Maßnahmen wie Kundenzeitschriften und Mailings (Zustimmung bei gut zwei Drittel der Experten).

Für 2010 erwarten die Experten, dass in punkto Vertrieb die Umsatzanteile aus personenbedienten Verkaufskanäle mit knapp 40 Prozent im Jahr 2005 auf 28 Prozent im Jahr 2010 zurückgehen werden. Fahrscheine werden verstärkt über Call-Center und Internet vertrieben werden. Im Bereich neue Technologien wird sich am ehesten der elektronische Fahrschein (z. B. auf Handy oder Geldkarte) durchsetzen. Unsicherheit herrscht aber nach Ansicht der Experten z. B. darüber, ob sich das fahrscheinlose Fahren per Check-in-Check-out oder Be-in-Be-out auf breiter Front durchsetzen kann. „Neue Geschäftsfelder wollen oder können sich die ÖPNV-Unternehmen nicht in nennenswertem Umfang erschließen“, so Henning Todte weiter. „Um die Finanzierung der Unternehmen zu sichern, rechnet deshalb eine klare Mehrheit der Experten auch mit steigenden Fahrpreisen.“

Methodologie

Grundlage der Studie ÖPNV 2010 sind 94 fragebogengestützte Interviews mit Experten aus ÖPNV-Unternehmen, Verkehrsverbünden, Verbänden, Gebietskörperschaften und wissenschaftlichen Instituten. Mehr als die Hälfte der Antworten stammt von Geschäftsführern und Vorständen der jeweiligen Institutionen. Durchgeführt wurde die Studie im September und Oktober 2002.

Über Accenture

Accenture ist einer der weltweit führenden Management- und Technologie-Dienstleister. Mit seinem Unternehmensnetzwerk, das die Beratungs- und Outsourcing-Expertise des Unternehmens durch strategische Allianzen, Beteiligungen und andere Leistungsbereiche erweitert, liefert Accenture innovative Lösungen, mit denen Kunden aller Branchen ihre Visionen schnell und erfolgreich umsetzen können. Mit über 75.000 Mitarbeitern in 47 Ländern erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2002) einen Nettoumsatz von 11,57 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen:

Accenture Ralf Miller
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61476 Kronberg im Taunus
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Telefax (06173) 94 46 378
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