Betriebsrat ist Modernisierungsfaktor
RUB-Arbeitswissenschaftler befragten ÖPNV-Betriebe
Unternehmen, in denen engagierte Betriebsräte ihren Gestaltungsspielraum ausnutzen, arbeiten moderner und erfolgreicher als andere. Zu diesem Ergebnis kommen RUB-Wissenschaftler des Instituts für Arbeitswissenschaft. Sie befragten für ihre von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Öffentlicher Personennahverkehr – Eine Branche im Umbruch“ 200 Betriebsräte und ausgesuchte Geschäftsleitungen von großen deutschen Nahverkehrsbetrieben. Am Beispiel der Einführung von Gruppenarbeit untersuchten sie den Einfluss von Betriebsräten auf Modernisierungsmaßnahmen.
Mitbestimmung: Eine Typfrage
Bei der Umsetzung von Modernisierungsstrategien, z. B. der Einführung von Gruppenarbeit, Gesundheitszirkeln und Zielvereinbarungsgesprächen mit Mitarbeitern, spielt der Betriebsrat eine große Rolle: Im Zweifel läuft ohne ihn gar nichts. Wie weit sich Arbeitnehmervertretungen jedoch in solche Prozesse einbringen, ist sehr unterschiedlich. Die Forscher unterscheiden vier Typen von Betriebsräten: Der konventionelle Betriebsrat betreibt die traditionelle Schutzpolitik, der engagierte versucht, Einfluss zu nehmen, dem ambitionierten gelingt das auch, und der Co-Manager bringt darüber hinaus eigene Themen und Aspekte ein. Gut ein Viertel der Betriebsräte in den befragten ÖPNV-Unternehmen gehören den letzten beiden Gruppen an, betreiben also gestalterische Arbeitspolitik.
Beispiel Gruppenarbeit
Wie groß ihr Einfluss auf Modernisierungsmaßnahmen ist, zeigt das Beispiel Gruppenarbeit: Etwa ein Drittel der befragten Unternehmen praktiziert sie bereits oder führt sie in nächster Zeit ein. Die eine Hälfte dieser Betriebe bezweckt mit der Gruppenarbeit lediglich eine Verkleinerung der Organisationseinheiten, also ein verändertes Betreuungsmodell. Die andere Hälfte jedoch setzt auf ein beteiligungsorientiertes Gruppenarbeitsmodell, bei dem die Fahrergruppen eigenverantwortlich umfassende Aufgaben managen. Unter diesen Unternehmen finden sich im wesentlich diejenigen, in denen gestaltungsorientierte Betriebsräte arbeiten. In Betrieben mit konventionellen Arbeitnehmervertretungen konnte überhaupt keine Gruppenarbeit eingeführt werden. Die Befragung ergab, dass diejenigen Unternehmen, die den Modernisierungsprozess als erfolgreich betrachten, Unterstützung durch einen gestaltenden Betriebsrat erhalten haben.
Wechselwirkung zwischen Unternehmen und Betriebsrat
Dieser Zusammenhang, dass moderne Unternehmen in der Regel auch einen modernen Betriebsrat haben, zeigt sich auch bei anderen Modernisierungsstrategien wie z. B. Krankenrückkehrgesprächen, Gesundheits- und Qualitätszirkeln und Zielvereinbarungsgesprächen. Weitere Studien sollen nun zeigen, warum sich in einem Betrieb welcher Typ der Arbeitnehmervertretung ausbildet.
Weitere Informationen:
Dr. Rüdiger Piorr
Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
44780 Bochum
Tel. 0234 – 32-27735/-27732
Fax: 0234 – 32-14118
E-mail: ruediger.piorr@ruhr-uni-bochum.de
Dipl. Soz.-Wiss. Pamela Wehling
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