eGovernment fehlt weiterhin die Bürgernähe
Deutschland nur noch Drittletzter im europäischen Vergleich
Wenn es um eGovernment geht, kommt Europa langsam aber sicher voran. Nach Ländern betrachtet weisen Schweden und Irland den höchsten Grad an Online-Fähigkeit ihrer Verwaltungen auf. Deutschland verschlechterte sich innerhalb eines Jahres von Platz 14 auf Platz 16.
Mit einem Durchschnittswert von rund 48 Prozent ist man weit vom Spitzenreiter Schweden mit 87 Prozent entfernt und bildet vor Belgien und Luxemburg das Schlusslicht. Dies ergab eine Studie der Management- und IT-Beratung Cap Gemini Ernst & Young zum Online-Angebot der Öffentlichen Dienste im Auftrag der Europäischen Kommission.
„eGovernment muss in Deutschland wieder an Fahrt gewinnen. Wir brauchen einen strategischen Kopf, der die Initiativen von Bund, Ländern und Gemeinden koordiniert und bündelt. Zweitens benötigen wir eine ebenenübergreifende Agentur DeutschlandOnline als Motor und Katalysator für das deutsche eGovernment. Und drittens werden erhebliche Fortschritte durch interkommunale Zusammenarbeit erreicht werden können. Das Digitale Ruhrgebiet geht hier mit gutem Beispiel voran“, sagt Willi Kaczorowski, Leiter des Bereichs Öffentliche Verwaltung bei Cap Gemini Ernst & Young in Berlin.
Insgesamt zeigt die Studie, dass eGovernment-Dienste stark im Kommen sind. Dennoch fiel das Wachstum zum Ende des Jahres 2002 bescheidener aus als noch im ersten Halbjahr 2002. Während immer mehr Länder einen hohen Grad an Online-Ausprägung ihrer Dienste erreichen, verlangsamt sich die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung. Bis heute wurde der größte Fortschritt bei der Bereitstellung von Online-Diensten bei Unternehmen erzielt. In fast allen europäischen Ländern schneiden die öffentlichen Dienstleistungen für Firmen bedeutend besser ab als die für den „Otto Normal“-Bürger. Insgesamt liegt die Online-Fähigkeit der Öffentlichen Verwaltung bei 60 Prozent. Gegenüber der letzten Untersuchung im Oktober 2002 entspricht dies einer Zunahme von fünf Prozentpunkten; im Vergleich zur ersten Studie vom Oktober 2001 beträgt der Zuwachs 15 Prozentpunkte.
„Wir wollen mit dem Bericht einen Vergleichsmaßstab anbieten und gute Beispiele für die europäischen Länder vorstellen. Während einige Staaten ihre Entwicklung beschleunigen sollten, sind viele andere nicht mehr weit von der 100 Prozent Marke der vollständig elektronischen Öffentlichen Dienste entfernt,“ so EU-Kommissar Erkii Liikanen. „eGovernment sollte sich in Europa verstärkt darauf konzentrieren, aus staatlichen Behörden kundenorientierte Dienstleister zu machen.“
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