Umfrage zeigt: Junge Disko-Besucher schätzen die sichere und preiswerte Fahrt durch die Nacht
In einem groß angelegten Projekt verfolgen Wissenschaftler der Universität Essen die Wege, auf denen sich Jugendliche und junge Erwachsene in den Wochenend-Nächten bewegen. Ziel ist es, diese Wege sicherer zu machen. Denn der Anteil der 15- bis 24-jährigen an der Gesamtbevölkerung beträgt gerade 11 v. H., in der Gruppe der bei Unfällen im Straßenverkehr Getöteten aber stellt die selbe Altersgruppe 26 v. H., und die meisten jungen Leute verunglücken in den Nächten von freitags auf samstags und von samstags auf sonntags. Es sind die Opfer von Freizeit-Ausflügen zu Kneipen und Diskotheken, und häufig spielen Alkohol- und Drogen-Konsum dabei eine Rolle.
Das Projekt „Nächtliche Freizeitmobilität junger Erwachsener in Ballungsräumen – Möglichkeiten zur Erhöhung der ÖPNV-Nutzung auf Disko-Wegen“ oder – ganz kurz -„MoDis“ hat Mitarbeiter des Instituts für Verkehrswesen und Verkehrsbau sowie der Fächer Erziehungswissenschaft/Verkehrspädagogik und Kommunikationsdesign/Film, Audiovisuelle Kommunikation der Uni Essen in den vergangenen Wochen vor die Türen von zwanzig Diskotheken und von zahlreichen Schulen im westlichen Ruhrgebiet und am Niederrhein geführt. 4 800 Fragebögen wurden an Schüler zwischen 15 und 20 Jahren sowie an die Besucher der Diskotheken verteilt.
Wer setzt sich für die Fahrt dorthin in ein öffentliches Nahverkehrsmittel, wer bevorzugt ein privates, meist motorisiertes Fahrzeug, und warum wird die An- und Abreise mit dem eigenen Auto der sicheren Straßenbahn vorgezogen? Was müssten die Nahverkehrsunternehmen tun, um für junge Menschen bei ihren nächtlichen Tourneen durch die Kneipen- und Disko-Landschaft attraktiv zu werden?“ wollten die Interviewer wissen. Nach Auswertung der Fragebögen hoffen sie, inZusammenarbeit mit den Nahverkehrsunternehmen ein an den Ansprüchen der jungen Erwachsenen ausgerichtetes Konzept für den nächtlichen Betrieb der Busse und Bahnen entwickeln und auch realisieren zu können.
Die Verkehrsplaner vor allem interessieren sich für Wege, die die jungen Erwachsenen einschlagen. Es sind, so zeigte sich bei der Auswertung der Fragebögen, oft lange und verschlungene Wege. „Es ist durchaus üblich, dass jemand in Velbert wohnt, in Essen-Überruhr in eine Kneipe einkehrt und dann nach Oberhausen fährt, um eine Disko zu besuchen“, beschreibt im Fachbereich Bauwesen der Uni Essen Diplom-Ingenieurin Sandra Rode eine solche Tour. Ein anderes Ergebnis: Zu einer Großraum-Disko in Dortmund kommen 75 v. H. der Gäste mit dem meist voll besetzten Pkw, zu einem kleinen Betrieb in Gelsenkirchen gerade 45 v. H., während 35 v. H. öffentliche Verkehrsmittel nutzen und 10 v. H. sogar den Fußmarsch in Kauf nehmen.
Eindeutig reicht das bestehende Angebot der Nahverkehrsunternehmen nicht aus, die jungen Erwachsenen vom Motorrad oder aus dem Auto zu locken. 30 v. H. sind mit dem nächtlichen Fahrplan-Angebot sehr unzufrieden, für weitere 41 v. H. bleiben noch viele Wünsche offen, und nur die restlichen 29 v. H. sind zufrieden mit dem, was sie derzeit bekommen können.
Welche Ansprüche stellen die jungen Leute? Sie wollen sich auf das gewählte Verkehrsmittel verlassen können, wollen die Möglichkeit haben zu fahren, wann es ihnen passt, wollen stressfrei und vor allem kostengünstig fahren. Das Unfallrisiko soll gering sein, auch das Risiko, Opfer von Belästigungen zu werden. Darüber hinaus darf der Spaß nicht zu kurz kommen. Das Fahrzeug als Statussymbol, die Möglichkeit zum Alkoholkonsum auch während der Fahrt oder eine hohe Geschwindigkeit interessieren hingegen nicht. Erste Wünsche an die Verkehrsunternehmen: Bessere Verbindungen, eine dichtere Folge der Busse und Bahnen, kurze Wege bis zu den Haltestellen und niedrige Fahrpreise.
Was würden die Disko-Touristen für ein Ticket zahlen, das zwischen 21 Uhr und 6 Uhr gilt? 20 v. H. würden bis zu drei, knapp 50 v. H. bis zu fünf und mehr als 20 v. H. bis zu zehn Mark ausgeben. Hier hoffen die“MoDis“- Mitarbeiter auf die Einsicht und Mit-Zahlungsbereitschaft – Stichwort: Kombi-Ticket – der Disko-Betreiber.
Auf zwei Jahre ist das vom NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung geförderte Projekt angelegt. Nach Auswertung der Fragebögen entwickeln die Beteiligten an der Universität jetzt Vorschläge für ein besseres Angebot durch den öffentlichen Nahverkehr entwickelt. Es wird voraus-sichtlich ein Kompromiss zwischen den Ansprüchen der Jugendlichen und der Finanzierbarkeit sein.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85
Weitere Informationen: Sandra Rohde, Telefon (02 01) 1 83-36 03
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