Europas Autohersteller favorisieren Hybrid-Elektro-Technologie
Die Hybrid-Elektro-Technologie findet bei den Autoherstellern immer mehr Zuspruch, da sie zu den wirkungsvollsten Methoden zählt, den CO2-Ausstoss zu reduzieren.
Zudem findet diese Technik aufgrund ihres ökologischen Nutzwertes breite gesellschaftliche Unterstützung. Deshalb widmen sich immer mehr europäische Autobauer der Entwicklung hybrider Fahrzeugantriebe und kämpfen um die Vorherrschaft auf diesem Feld. Auch der Wettbewerb ist in vollem Gange, um den Technologievorsprung japanischer Hersteller auf dem zukünftigen Europamarkt für Hybrid-Elektrofahrzeuge (HEV; Hybrid Electric Vehicle) abzubauen. Eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan geht davon aus, dass die Auto-hersteller und ihre Zulieferer die Werbetrommel für die Hybrid-Technologie kräftig rühren werden, um ihre progressiven Lösungen und Komponenten als technische Pionierleistungen anzupreisen. Bis 2010 werden voraussichtlich alle größeren Hersteller HEVs in ihrem Produkt-Portfolio anbieten, um so ihr ökologisches Engagement zu bekräftigen. Weiterhin erklärt Frost & Sullivan, dass man am Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2010 einen Anteil von ca. drei Prozent für die HEVs bei den europäischen PKW-Verkäufen erwartet. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass der HEV-Markt von ungefähr 900 ausgelieferten Fahrzeugen (2000) auf 450.000 (2010) anschwellen wird.
Europa ist wichtigster Absatzmarkt für milde HEVs – Autobauer verfolgen unterschiedlichen Marktstrategien
Die Analysten von Frost & Sullivan prognostizieren den europäischen Raum als Hauptabsatzgebiet für milde HEVs. Hierunter werden in der vorliegenden Studie Hybridmotoren mit einer elektrischen Leistung von zehn bis 20 kW verstanden. Die elektrische Kraft wird dabei hauptsächlich zum Starten des Verbrennungsmotors und für zusätzliches Drehmoment eingesetzt. Zwischen 2010 und 2015 wird sich ihre Marktdurchdringung verdreifachen, während die Produktion auf Hochtouren läuft. Ab 2015 wird die Marktsättigung auf acht bis zehn Prozent geschätzt, wobei sich der Großteil der Hybrid-Aggregate aus milden Systemen zusammensetzt. Dr. Julia Reuter, Research Analyst bei Frost & Sullivan, bemerkt hierzu: „Die Marktteilnehmer verfolgen individuelle Strategien und wählen unterschiedliche Hybridformen, um die effektivste Lösung für den Europamarkt zu entwickeln. So erwägt die PSA Group eine stufenweise Einführung in drei Etappen (Mini-, Mild- und Full-Systeme), wohingegen die Toyota Motor Corporation den Markt hauptsächlich mit Full-HEVs beliefern will. Renault wie auch Fiat konzentrieren ihre Ambitionen auf milde Hybridantriebe. Ford Europa konkurriert um die Führungsposition als Hersteller der verbrauchsgünstigsten Fahrzeuge und betrachtet milde Hybrid-Systeme als wichtige Technologie, um den Verbrauch zu senken. Die Volkswagen AG hingegen sieht 15 Prozent Spriteinsparung als maximalen Hybridisierungsgrad an.“ Die Adam Opel AG und DaimlerChrysler entwickeln ebenfalls Hybrid-Konfigurationen und wollen ihre Modelle während der zweiten Hälfte dieser Dekade lancieren. Honda Motor Corporation ist bisher der einzige Autohersteller, der milde Hybrid-Systeme in Europa verkauft. Unterstützt durch den Verkaufsstart des Civic Hybrid im Frühjahr 2003 wird Honda den europäischen Markt für milde HEVs bis etwa 2005 anführen. Lediglich BMW schert aus der Hybrid-Kolonne aus und wählt die Wasserstoff-basierte Antriebsvariante auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität.
Full-Hybrid-Technologie vor allem in Japan und Nordamerika gefragt
Obwohl Full-Hybrid-Modelle (Leistung 30 bis 50 kW, vollständiger Elektrobetrieb möglich) vor allem Japan und Nordamerika schon seit einigen Jahren verfügbar sind, ist der seit 2000 lieferbare Toyota Prius bislang in Europa das einzige Fahrzeug, das vollständig auf hybriden Kraftantrieb setzt. Frost & Sullivan geht nicht davon aus, dass in den nächsten fünf Jahren Full-Hybride anderer Hersteller in Europa zu kaufen sein werden. Auf dem Marktplatz haben die Teilnehmer die PSA Group und Renault-Nissan als potentielle Newcomer ausgemacht. Die beiden französischen Autobauer werden ihre Full-Hybrid-Systeme voraussichtlich 2008 einführen. Jedoch weist Frost & Sullivan mahnend darauf hin, dass sich die Full-Hybride innerhalb dieser Dekade nur sehr langsam durchsetzen werden. Dr. Reuter bemerkt abschließend: „Wir bauen darauf, dass Europas Autohersteller dem Weg der Mild-Hybrid-Entwicklung folgen werden. Obwohl Forschung und Entwicklung im Bereich der Full-Hybrid-Kraftantriebe substantiell wichtig sind, ist der Europamarkt eher auf die Verminderung von CO2- als NOX-Emissionen ausgerichtet. Dadurch ist die vollständige Hybridisierung hier unwichtiger als auf Märkten wie Japan und Nordamerika.“ Honda Motor Corporation ist derzeit der einzige Hersteller, der ein Mild-Hybrid-Elektrofahrzeug in Europa anbietet. Der Honda Insight hat allerdings eher Prototypcharakter und soll im Frühjahr 2003 durch das Nachfolgemodell Honda Civic Hybrid abgelöst werden.
Benzinbetriebene HEV-Systeme sind die Übergangsmodelle – Deutschland ist langfristig Absatzmarkt Nummer Eins
Im Sinne des Gesamtumsatzes bleiben benzinbetriebene HEVs bis zum Ende dieser Dekade tonangebend. Obwohl die Autohersteller auch dieselbetriebene HEVs nicht ausschließen, planen die meisten Unternehmen den Einbau von Benzinmotoren in ihre ersten HEV-Modelle. Das Marktgeschehen wird einen Zuwachs an strategischen Allianzen und Partnerschaften erfahren, die als Schlüsselfaktoren für den Erfolg auf dem Hybridfahrzeugmarkt gelten. Um im volumenstarken HEV-Markt mithalten zu können, geht die Studie davon aus, dass die Hersteller von Originalersatzteilen und die Zulieferer ihre Kräfte bündeln und eine langfristige Geschäftspartnerschaft mit klaren Kompetenzzuweisungen eingehen werden.
Frost & Sullivan sieht in Großbritannien das größte europäische Marktpotential für hybride Elektrofahrzeuge. Frankreich folgt auf dem zweiten Platz, wobei das Wachstum von regionalen Marktteilnehmern wie PSA gepuscht wird, indem das Unternehmen den Verkaufsstart von Mild-Hybrid-Systemen aktiv vorantreibt. Langfristig werden sich die milden HEVs höchstwahrscheinlich in Deutschland etablieren. So wird Deutschland zum führenden HEV-Markt in Europa.
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