Ältere Menschen im Straßenverkehr

Verlängerte Reaktionszeiten, Sehprobleme bei Dunkelheit – sind Senioren eine Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer? Eine Studie an der Universität Bonn verneint dies: Die meisten älteren Autofahrer legen einen defensiveren Fahrstil an den Tag, halten zum Beispiel mehr Abstand und fahren nicht bei Nebel oder auf Autobahnen.

Anders etwa sechs Prozent der Befragten: Diese meist sehr aktiven Männer zwischen 54 und 64 mit einem Faible für Sport und Sozialkontakte verursachen nach eigenen Angaben weit mehr Verkehrsunfälle als ihre vorsichtigen Altersgenossen. Dies sind Ergebnisse einer Studie „Ältere Menschen im Straßenverkehr“ am Psychologischen Institut der Universität Bonn, für die über 2.000 Personen von 55 bis 75 Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt und ihre Antworten mit einer Erhebung aus den 80er Jahren verglichen wurden.

Gerade 22 Prozent der deutschen Senioren nutzen regelmäßig Bus und Bahn, in den 80er Jahren waren es noch 28 Prozent. Dagegen fährt jeder zweite ältere Deutsche selbst mit dem Auto – in der Vergleichstudie waren es nur 37 Prozent gewesen. Etwa die Hälfte der befragten Autofahrer meint, auf seine automobile Freiheit auch nicht verzichten zu können; in den 80er Jahren war es gerade mal ein Viertel. Für alle Befragten ist das Auto Fortbewegungsmittel Nummer 1, ob als Fahrer oder Beifahrer.

Die Studie belegt, dass viele jüngere Senioren, die einen Lebensstil mit viel Sport, Unterhaltung und sozialen Aktivitäten pflegen, recht risikobereit sind: Obwohl ihrer altersbedingten Defizite bewusst, meiden sie weder schwierige Fahrsituationen, noch passen sie ihren Fahrstil an. Dabei schätzen sie ihr eigenes Fahrvermögen im Schnitt deutlich höher ein als die anderen Befragten. „Diese aktiven Senioren scheinen dazu zu neigen, ihre Fahrkompetenz nicht besonders kritisch unter die Lupe zu nehmen“, sagt der Leiter der Studie, Professor Dr. Georg Rudinger. Senioren, die sich noch regelmäßig hinter das Steuer setzen, gaben zudem häufiger an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Der Psychologe folgert: „In unserer zunehmend automobil orientierten Gesellschaft ist die Fähigkeit und Freiheit, die eigene Mobilität mit dem Auto zu gestalten, offenbar subjektiv ein wesentliches Element des aktiven und glücklichen Älterwerdens.“

Ansprechpartner:

Professor Dr. Georg Rudinger
Zentrum für Evaluation und Methoden an der Universität Bonn
Telefon: 0228 – 73-4151
E-Mail: rudinger@uni-bonn.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schimpanse in einem tropischen Wald, der genetische Anpassungen zum Überleben zeigt.

Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen

Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…

Ballaststoffreiche Lebensmittel fördern Darmgesundheit und Antikrebswirkung

Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen

Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…

RNA-bindendes Protein RbpB reguliert den Stoffwechsel der Darmmikrobiota in Bacteroides thetaiotaomicron.

Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität

HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…