Industriestrom ist billiger geworden
Industriestrom ist heute fast ein Drittel billiger als noch Mitte der Neunziger Jahre, trotz Erneuerbare-Energien-Gesetz und Oekosteuer. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts fuer ZukunftsEnergieSysteme (IZES), Saarbruecken, das im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Belastung der stromintensiven Industrie durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) untersucht hat.
Demnach hat der Umbau der Energieversorgung, weg von der Kohle und Atom, hin zu Sonne, Wind und Biomasse, den bundesdeutschen Durchschnittshaushalt im letzten Jahr (2002) nur einen Euro pro Monat gekostet. Eine besondere Subventionierung stromintensiver Betriebe durch Haushalte und kleine Unternehmen sei nicht gerechtfertigt. Netzbetreiber kassieren in Einzelfaellen bis zum Doppelten des tatsaechlich gerechtfertigten EEG-Aufschlages, so das Gutachten.
Die Grossabnehmerpreise fuer Industriestrom in der Bundesrepublik sind zwischen 1995 und 2002 von rund 7,6 Cent pro Kilowattstunde auf rund 5,3 Cent gefallen. Diesem Rueckgang um rund 30 Prozent steht ein EU-weiter Rueckgang um nur 9 Prozent gegenueber. In den USA ist Industriestrom zwischen 1996 und 2002 sogar um 7 Prozent teurer geworden. Die Wettbewerbsposition Deutschlands hat sich also trotz Oekosteuer und EEG verbessert, so die Studie. Die Forscher errechneten, dass jedem Euro Belastung durch die von der rot-gruenen Bundesregierung eingeleitete Energiewende rund acht Euro Entlastung infolge der Liberalisierung des Strommarktes und den Wegfall des Kohlepfennigs gegenueber stehen.
Das IZES ermittelte ein weiteres Entlastungspotential von rund einem Cent pro Kilowattstunde Industriestrom. Vor diesem Hintergrund erscheint den Gutachtern eine weitere Entlastung der stromintensiven Industrie nicht notwendig. Eine Entlastung kaeme allenfalls dann in Frage, wenn es sich um einzelne, besonders stromintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes handelt, die als Haertefall eingestuft werden koennen.
In der Praxis verlangen Stromnetzbetreiber von ihren Industriekunden derzeit nach Erkenntnissen der IZES-Forscher als EEG-Kostenaufschlag in Einzelfaellen bis zu 0,66 Cent pro Kilowattstunde. Mit einem marktwirtschaftlichen Ansatz zu Errechnung eines fairen EEG-Aufschlages ermittelt das IZES demgegenueber einen anrechenbaren EEG-Zuschlag von allenfalls rund 0,31 Cent pro Kilowattstunde fuer das Jahr 2002, die volkswirtschaftlichen EEG-Mehrkosten betragen sogar nur 0,29 Cent pro Kilowattstunde.
Forderungen, die individuelle Belastung der Strom-Grossverbraucher zu „deckeln“, also eine Obergrenze des EEG-Zuschlags fuer stromintensive Betriebe gesetzlich zu definieren, erteilen die Gutachter eine klare Absage. Da sich dadurch der umzulegende Gesamtbetrag nicht veraendere, bedeutet dies eine zusaetzliche Belastung fuer kleine und mittlere Unternehmen sowie fuer private Haushalte.
Die Forscher haben Forderungen von Verbaenden der Grossindustrie, Stromkunden ab einem Jahresbedarf von 100.000 Kilowattstunden praktisch vollstaendig von den EEG-bedingten Kosten zu entlasten, fuer das Berechnungsjahr 2002 unter die Lupe genommen. In diesem Fall wuerden beispielsweise Industrie- und Gewerbekunden, die mit einem Jahresstromverbrauch von 80.000 Kilowattstunden die Grenze nicht ganz erreichen, die jaehrliche EEG-Zusatzbelastung um zwei Drittel erhoehen. Fuer private Kunden und Haushalte wuerde die Zusatzbelastung von 12 Euro auf 20 Euro ansteigen. Eine pauschale Minderung des EEG-Kostenanteils fuer Industriebetriebe nach diesem Modell waere wohl kaum mit den Interessen aller Stromverbraucher vereinbar, so das Fazit der Gutachter.
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