Restrukturierungsmaßnahmen stabilisieren den Börsenwert europäischer Telekommunikationsunternehmen
Der Börsenwert europäischer Telekommunikations-Unternehmen stabilisiert sich dank der positiven Auswirkungen von Restrukturierungs-Maßnahmen zunehmend. Dies ist das Ergebnis eines neuen Telco-Index der Branchenexperten von Deloitte & Touche. Im Vergleich zum Wertverfall des US-Marktes hielten sich die Verluste bei europäischen Anbietern in Grenzen, weil es hierzulande schneller gelang, Schulden abzubauen und neue Umsatzquellen zu erschließen.
Was die Marktkapitalisierung betrifft, verlor der Telekommunikations- Sektor zwischen 2000 und 2003 weltweit 68,7% seines Wertes. In Europa lag der Wertverlust bei 66,7%, in Nord- und Südamerika bei 73,1% und im Raum Asien/Pazifik bei 69,5%. Damit tendierten zwar alle Indizes stark nach unten, der europäische Index verzeichnete jedoch das geringste Minus und hat sich seitdem zum größten der drei Regionen entwickelt. Zu Beginn des Untersuchungszeitraums Anfang 2000 betrug der europäische Anteil am Gesamtindex noch weniger als ein Drittel; im Juli 2003 lag er schon fast bei der Hälfte.
„In Europa wird am erfolgreichsten restrukturiert“, erklärt Frank M. Hülsberg, Partner Technology, Media and Telecommunications bei Deloitte & Touche. „Minderheitsbeteiligungen und nicht zum Kernbereich gehörende Gesellschaften werden abgestoßen, Verlust bringende Unternehmen geschlossen und Strategien geändert. BT hat beispielsweise seine Aktivitäten in vier Geschäftsbereiche gegliedert und die Mobilsparte ausgelagert. Cable & Wireless plant, seine nationalen Töchter neu auszurichten und profitabler zu machen. Viele europäische Anbieter wie Telefonica, Deutsche Telekom und France Telecom haben Wertberichtigungen vorgenommen.“
Der Telco-Index von Deloitte erfasst die Marktkapitalisierung aller großen börsennotierten Telekommunikations-Unternehmen in Nord- und Südamerika, Europa und Asien/Pazifik zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 31. Juli 2003.
Trotz der durch die Europäische Union vorangetriebenen Deregulierung haben europäische Anbieter, so die Studie, ihre Kundenbasis und vorhandene Marktanteile halten können. Allerdings um den Preis einer drückenden Schuldenlast. Nachlassender Konkurrenzdruck und die daraus resultierenden geringeren Investitionsausgaben werden laut Deloitte den Cash-Flow verbessern und den Anbietern helfen, Schulden abzubauen sowie künftiges Wachstum zu finanzieren.
Europäische Telekommunikations-Anbieter konnten im Erhebungszeitraum ein Umsatzwachstum von 12% verzeichnen und liegen damit hinter Asien/Pazifik (15%) und deutlich vor den USA (-13%) auf Platz 2. Beim EBITDA (Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ist Europa mit unter 20% im Jahr 2002 allerdings Schlusslicht; hier hat Nordamerika mit einem EBITDA von fast 40% in 2002 die Nase vorn.
„Die in der gesamten Branche erzielten Spitzenerträge wurden durch Interconnect-Entgelte künstlich aufgebläht, die aus der Liberalisierung des Festnetz-Marktes und dem Boom der Mobilsparte resultierten. In Großbritannien entfielen beispielsweise 1998 noch 16% des gesamten Branchenumsatzes auf Interconnects; 2002 war dieser Anteil auf 25% gestiegen. Das entspricht dem Anteil des Mobilmarktes am Gesamtumsatz. Von den in diesem Zeitraum gemeldeten zweistelligen Zuwachsraten entfielen über 40% auf Interconnect-Entgelte, bei denen eigentlich keine echten Gewinne erzielt werden“, so Hülsberg.
Regulierung gehört zu den drei wichtigsten strategischen Problemen der Branche und wird insbesondere für die zehn führenden Unternehmen in Deloittes Europa-Index die Wettbewerbslandschaft entscheidend bestimmen.
Während Regulierung beim Mobilfunk voraussichtlich erheblichen Einfluss auf die Kündigungsraten haben wird, sehen sich die derzeitigen Festnetz-Betreiber mit umfassenden Preiskontrollen konfrontiert. Der Konkurrenz gelingt es dadurch, dauerhafte Gewinnspannen zu erzielen, wobei Endverbraucherpreise wettbewerbsbedingt sinken werden.
Vodafone, der weltweit führende Telekommunikations-Anbieter, erzielte dank zahlreicher Übernahmen und der daraus resultierenden Erweiterung der Kundenbasis die höchste Drei-Jahres-Wachstumsrate aller Betreiber im globalen Index. Mit einem Wert von 130 Milliarden Dollar lag Vodafone auch bei der Marktkapitalisierung aller gelisteten Anbieter an der Spitze.
Einziger Hardware-Anbieter unter den fünf größten Telekommunikations- Unternehmen im Index war der europäische Hersteller Nokia mit einer Marktkapitalisierung von 73 Milliarden Dollar im Juli 2003.
Die 10 führenden Unternehmen im Europa-Index waren Vodafone, Nokia, Ericsson, Deutsche Telekom, Telefonia, France Telecom, Telecom Italia, BT, Swisscom und Teliasonera, die gemeinsam 82% des europäischen Marktes halten.
„Die fünf führenden Unternehmen im globalen Index – Vodafone, NTT Docomo, Verizon Communications, Nokia and SBC – sind vor allem Netzbetreiber. Noch vor einiger Zeit hätte man erwartet, dass der Index von Geräteherstellern dominiert wird“, so Frank Hülsberg.
Der Anteil Nord- und Südamerikas am globalen Markt sank von 45 % in 2000 auf 30 % in 2003, während Europa im selben Zeitraum seinen Anteil von 31 % auf 46 % erhöhte. Der Anteil von Asien/Pazifik stagnierte bei 24 %.
Hülsberg schildert: „Mit zunehmendem Wettbewerbsdruck und der Konsolidierung kleiner Nischenanbieter zu konkurrenzfähigen Betreibern wird kontrolliertes, geplantes Wachstum für die etablierten Unternehmen zum Überlebensfaktor. Die Regulierungsbehörden fördern die Restrukturierung alternativer Netzbetreiber mit dem Ziel einer nachhaltigen Belebung des Wettbewerbs. Da sich außerdem die finanzielle Position der Kabelnetz- Besitzer stabilisiert, steigt das Risiko weiterer Marktanteilverluste bei den etablierten Unternehmen. Man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass der globale Abwärtstrend bei der Marktkapitalisierung in einer Wachstumsperiode stattfand, in der die Telekommunikations-Branche einen Erfolg nach dem anderen feierte.“
Angesichts der derzeitigen Zahlen: über eine Milliarde Festnetz- Anschlüsse und noch mehr Mobilanschlüsse, fast 100 Millionen Breitband-Kunden und 3G-Kundenzahlen im Millionenbereich ist Deloitte überzeugt, dass der Index sich auch in Zukunft nach oben bewegen wird.
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