Echtzeitkommunikation setzt sich in den nächsten Jahren durch

Ein aktueller Technologie Trend Report von Siemens IC Networks, Siemens Corporate Technology und Roland Berger Strategy Consultants beschreibt die Zukunftsentwicklungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie

Als wesentliche Zukunftstrends identifiziert die Studie vor allem die Echtzeitkommunikation, neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion, Embedded Devices und das verteilte Rechnen/Grid Computing. Ein erstmals vorgestellter Trend-Radar erläutert diese Entwicklungen, unterteilt sie in wichtige Anwendungsfelder und bewertet ihre Markt- und Technologiereife.

Dabei wurde von zwei gegenläufigen Sichtweisen ausgegangen, die einander aber sehr gut ergänzen: Zum einen die Extrapolation aus der „Welt von heute“ und zum anderen die Retropolation aus der „Welt von morgen“. Der Blick nach vorne – die Extrapolation – entspricht dem so genannten Road Mapping. Dabei werden die derzeit bekannten Technologien und Produktfamilien in die Zukunft fortgeschrieben und als Generationenfolge dargestellt. Man versucht möglichst präzise abzuschätzen, zu welchem Zeitpunkt etwas verfügbar ist und gebraucht wird. Der Vorteil dieses Verfahrens – die sichere Ausgangsbasis – ist zugleich sein größter Nachteil: Diskontinuitäten und Entwicklungssprünge lassen sich damit nicht vorhersagen.

Zu deren Beurteilung dient ein komplementäres Verfahren – die Szenariotechnik. Der Betrachter versetzt sich dazu in Gedanken weit voraus in die Zukunft. Für den gewählten Zeithorizont wird dann ein umfassendes Szenario entworfen, das möglichst viele Einflussfaktoren berücksichtigt. Daraus lassen sich schließlich durch Retropolation in die Gegenwart die Aufgaben und Problemstellungen identifizieren, die heute angegangen werden müssen, um in der Welt von morgen zu bestehen. Mit Hilfe der Kombination von Extra- und Retropolation – indem beide Betrachtungsweisen in Einklang gebracht werden – entstehen aussagekräftige Bilder der Zukunft.

Real-Time-Business trägt zur Produktivitätssteigerung bei

Ein zentraler Trend, der schon bald mehr oder weniger jedes Unternehmen berühren wird, ist nach Meinung von Siemens und Roland Berger die Echtzeitkommunikation oder Real Time Communications (RTC). Geht es bei der ersten Generation der Konvergenz von Sprach- und Datenkommunikation auf Basis des Internet-Protokolls (IP) vor allem um die Verringerung der Kosten durch eine effizientere Nutzung der Infrastruktur, liegt in der zweiten Generation der IP-Kommunikation der Schwerpunkt auf der Optimierung und Differenzierung der Abläufe in den Unternehmen. Dadurch entsteht zunehmend ein Real-Time-Business, das die persönliche Erreichbarkeit entscheidend verbessert und wesentlich zur Produktivitätssteigerung beiträgt.

Durch die Verbindung unterschiedlichster Systeme an verschiedenen Orten und ohne zeitliche Verzögerung ist in Zukunft eine einheitliche Kommunikationserfahrung möglich. Insbesondere in den beiden Anwendungsfeldern „prozessunterstützende Kommunikation” und „Adhoc-Kommunikation” erwarten die Zukunftsforscher, dass RTC künftig eine große Rolle spielt und neue Produktivitätspotenziale erschließt. „Prozessunterstützende Kommunikation” findet bei allen teilautomatisierten Abläufen statt, bei denen an bestimmten Punkten Menschen eingreifen und miteinander kommunizieren müssen. Zur „Adhoc-Kommunikation” kommt es dagegen dann, wenn mehrere Personen spontan miteinander Informationen austauschen. Etwa bei Terminabsprachen oder Nachfragen. In beiden Fällen wird die Echtzeitkommunikation – so die Erwartung – wesentlich zur Einsparung von Zeit und Kosten sowie zur Qualitätssteigerung beitragen.

Ubiquitous Computing führt zum allgegenwärtigen Rechner

Neue Mensch-Maschine-Schnittstellen werden dabei in Zukunft die Interaktion mit dem Computer deutlich vereinfachen. Von Anwendungen in der Biometrie, über Virtual Reality und Softwareagenten, die zum Beispiel selbstständig Terminabsprachen für ihre Besitzer treffen können, bis hin zur Computersteuerung mit Hilfe der menschlichen Gedanken reichen dabei die möglichen Entwicklungsperspektiven.

Gleichzeitig hält der Computer Einzug in die alltäglichen Gegenstände des Lebens. So genannte Embedded Devices im Auto, im Haus oder in Kleidungsstücken sind längst keine reine Vision mehr. Intelligente Etiketten auf Basis der RFID-Technologie (Radio Frequenz Identifikation) steuern heute bereits ganze Logistikketten. Dieser Trend des „allgegenwärtigen Computers“ (Ubiquitous Computing) wird sich nach Einschätzung von Siemens und Roland Berger weiter fortsetzen und zum Beispiel zu Body Area Networks führen, in denen der menschliche Körper selbst als Medium der Datenübertragung genutzt wird.

Auch das verteilte Rechnen oder Grid Computing, bei dem zehntausende Computer zur Lösung von rechenintensiven Aufgaben über das Internet zusammenarbeiten, ist bereits heute ein aktuelles Thema. In Zukunft – so der Technologie Trend Report – entwickeln sich die Computing-Grids zur nächsten Generation des World Wide Web und sorgen für die allgegenwärtige Vernetzung. Statt wie heute nur Informationen auszutauschen, bietet das Internet dann zusätzlich immer und überall Zugang zu beliebiger „Rechnerleistung aus der Steckdose“.

Messlatte für die eigene Zukunftsplanung

Vor dem Hintergrund, dass heute 75 bis 90 Prozent der I&K-Budgets in den Unternehmen für nicht wahlfreie Ausgaben – insbesondere für laufende Betriebskosten –aufgebracht werden müssen, ist das Fokussieren der Investitionen in wertsteigernde Technologien nach Meinung von Siemens und Roland Berger von besonderer Bedeutung. Dabei muss jedoch auch Weitsicht bewiesen werden. Das Beispiel der Internet-Boom-Phase, in der weltweit viele Unternehmen übereilt auf die neuesten technologischen Entwicklungen aufsprangen, unterstreicht dies deutlich. Denn häufig musste schon bald festgestellt werden, dass die neuen Internet- und E-Commerce-Angebote längst nicht den sofort erhofften Erfolg brachten.

Die Verantwortlichen in den Unternehmen haben auch hierauf reagiert. In den vergangenen beiden Jahren wurden Investitionen umfassend verschoben, gestrichen oder gekürzt. Hierbei ist aber jedem klar, dass diese verständliche Reaktion auf die wirtschaftliche Flaute nicht immer so weiter gehen kann. Kein Unternehmen erhält auf Dauer seine Wettbewerbsposition, wenn es nicht in den technologischen Fortschritt und den Ausbau der eigenen Fähigkeiten investiert.

Der Technologie Trend Report von Siemens und Roland Berger Strategy Consultants soll dabei helfen, indem er die abzusehenden Entwicklungen in den nächsten Jahren vorstellt und bewertet. Die darin ausgesprochenen Empfehlungen sind allerdings nicht als enges Korsett zu verstehen. Sondern eher als Messlatte, mit der jedes Unternehmen die eigene zukünftige Positionierung im Umfeld der Informations- und Kommunikationstechnologie selbst besser bestimmen kann.

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