Postbank Studie enthüllt Wissenslücke bei der Versorgungslücke
Jeder zweite Deutsche kennt den Begriff „Versorgungslücke“ nicht / 20 Prozent hoffen auf eine Erbschaft
3-Punkte-Plan der Postbank soll Defizite beheben
Nur sechs Prozent der Deutschen wissen, wie hoch die gesetzliche Rente ausfällt. 86 Prozent kennen den aktuellen Beitragssatz zur Rentenversicherung nicht oder benennen ihn falsch. Mehr als der Hälfte der Bundesbürger ist der Begriff „Versorgungslücke“ unbekannt. Und junge Berufstätige unter 30 sowie Frauen sind am schlechtesten informiert. Das sind die ernüchternden Ergebnisse einer im Auftrag der Postbank durchgeführten Allensbach-Studie mit dem Titel „Was wissen die Deutschen über ihre Altersvorsorge?“
Dr. Wolfgang Klein, Privatkunden-Vorstand der Postbank, sagte bei der Präsentation der Studie vor Journalisten in Berlin: „Es ist Zeit zum Handeln. Wir müssen das Problembewusstsein der Bundesbürger deutlich verstärken und ein daraus resultierendes Handeln erzeugen. Andernfalls droht uns ein enormer volkswirtschaftlicher Schaden, den wir später nicht oder nur unter großen finanziellen Belastungen wieder beheben können. Vielen Menschen droht die Verarmung im Alter.“
Klein stellte einen 3-Punkte-Plan der Postbank vor, der in einem ersten Schritt helfen soll, die Defizite zu beheben:
1. sollte spätestens das Jahr 2005 zum „Jahr der Altersvorsorge“ ausgerufen werden, um auf breiter Front bedarfsgerecht zur Altersvorsorge zu informieren.
2. müssen Vorsorgeangebote, ob betrieblich, privat und/oder staatlich gefördert, durch einfache und transparente Regeln verständlicher werden.
3. sollten die Unternehmen sich mindestens durch Informationsangebote für ihre Beschäftigten engagieren, idealerweise durch das Angebot konkreter Vorsorgemodelle auf betrieblicher Ebene.
Begriffe der aktuellen Renten-Diskussion sind kaum bekannt
Ernüchternd ist der Wissensstand der Deutschen in der aktuellen Renten-Diskussion – ungeachtet vielfacher Berichterstattung in den Medien: Die Begriffe „Versorgungslücke“ und „Riester-Rente“ kennen nicht einmal die Hälfte aller Befragten (48 bzw. 46 Prozent). Lediglich bei den Begriffen „Vorruhestand“ sowie „Altersteilzeit“ glauben 79 bzw. 60 Prozent, „ziemlich genau“ Bescheid zu wissen.
Von den Berufsgruppen sind die Beamten am besten informiert, Arbeiter am schlechtesten. Zwischen den alten und neuen Bundesländern gibt es hingegen kaum Unterschiede beim Wissensstand. Und: Von den heutigen Rentnern und Pensionären halten immerhin 71 Prozent das, was sie bislang für ihre Altersvorsorge getan haben, für „ausreichend“. Bei den Nicht-Rentnern und -Pensionären sind es dagegen nur 38 Prozent.
Was als ideale Altersvorsorge angesehen wird
63 Prozent der Deutschen benennen die staatliche Rente als ideale Form der Altersvorsorge. Auf Platz zwei liegt mit 59 Prozent das eigene Haus/die eigene Wohnung. Mit 40 Prozent auf Rang drei folgen private Lebens- und Rentenversicherungen. Die betriebliche Altersvorsorge bzw. Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst liegt mit 39 Prozent auf Rang fünf, gefolgt von Einnahmen aus Haus- und Grundbesitz mit 32 Prozent. Überraschend: Mit 19 Prozent setzen mehr Deutsche ihre Hoffnungen auf Erbschaften als Versorgungsmodell als etwa auf Einnahmen aus festverzinslichen Wertpapieren (17 Prozent) oder gar aus der Riester-Rente (zehn Prozent).
Was zur Altersversorgung zur Verfügung steht
87 Prozent der heutigen Rentner und Pensionäre leben von staatlicher Rente. Von den Nicht-Rentnern erwarten dagegen lediglich 70 Prozent Zuwendungen aus dieser Quelle. Beide Gruppen sehen aber mit 42 Prozent das eigene Haus oder die eigene Wohnung als zweitwichtigste Vorsorgeform. Auch bei der betrieblichen Altersversorgung bzw. Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst sind beide Gruppen in ihrer Einschätzung nahezu identisch (28 bzw. 25 Prozent). Deutliche Unterschiede gibt es hingegen bei privaten Lebens- und Rentenversicherungen. Während nur jeder zehnte heutige Rentner oder Pensionär Bezüge aus dieser Vorsorgeform erhält, setzen rund ein Viertel der heutigen Nicht-Rentner und -Pensionäre im Ruhestand darauf.
Wie in die Altersversorgung investiert wird
Nur 37 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren wollen künftig verstärkt in ihre Altersvorsorge investieren. 44 Prozent dagegen planen dies nicht. 19 Prozent sind noch unentschieden. Bei den Berufstätigen, die mehr investieren wollen, stehen private Rentenversicherungen mit 24 Prozent in der Gunst am höchsten, knapp vor dem Kauf eines Eigenheims mit 23 Prozent. Auf Platz drei rangieren mit 18 Prozent Lebensversicherungen, die als Rente ausgezahlt werden sollen.
Danach folgen Sparverträge (17 Prozent) und Immobilien zur Vermietung (14 Prozent). Ernüchternd: Private oder über den Arbeitgeber abgeschlossene Riester-Renten spielen mit lediglich acht beziehungsweise drei Prozent nach wie vor kaum eine Rolle.
Von wem Kompetenz bei der Beratung erwartet wird
„Wo erwarten Sie gute und zuverlässige Informationen, wenn Sie sich zum Thema Altersvorsorge informieren wollen?“ Aus einer Liste mit 15 Vorgaben sehen knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Deutschen die Rentenversicherungsanstalten klar auf Platz eins. Auf die Ratschläge von Wirtschaftsmagazinen im Fernsehen sowie Verbraucherschutzzentralen setzen immerhin 37 bzw. 36 Prozent. Lebensversicherer wollen hingegen nur 25 Prozent der Deutschen um Rat fragen, Banken und Sparkassen mit 22 Prozent noch weniger.
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