Neues Impfschema bietet Patienten mit Hepatitis-C-Infektion Schutz gegen Hepatitis A und B
Patienten, die an einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus leiden, können mit einem Kombinationsimpfstoff, der in kurzen Intervallen innerhalb von drei Wochen verabreicht wird, problemlos gegen Hepatitis A und B geimpft werden. In einer Studie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Dresden und Regensburg konnte nachgewiesen werden, dass der Impfstoff (Twinrix Adult(r)) sicher und gut geeignet ist und einen hohen Impfschutz bietet.
Dies gilt allerdings nur für Patienten, deren Leber noch nicht vollständig von Bindegewebe durchsetzt ist (Leberzirrhose). Die Studie wurde federführend von Privatdozentin Dr. Birgit Kallinowski, Oberärztin in der Abteilung Gastroenterologie und Infektionskrankheiten (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Stremmel), durchgeführt.
In Deutschland sind ca. 500.000 Patienten mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Der Erreger wird vor allem durch Bluttransfusionen, intravenösen Drogengebrauch – und selten durch Geschlechtsverkehr – übertragen. Da das Virus erst 1989 identifiziert wurde und vor diesem Zeitpunkt keinerlei Schutzmaßnahmen gegen eine Übertragung ergriffen werden konnten, liegen die meisten Infektionen Jahrzehnte zurück. Bei ca. 80 Prozent der Patienten geht die akute Infektion in eine chronische Erkrankung über, die das gesamte Lebergewebe zerstören kann. Im Gegensatz zu Hepatitis A und B gibt es für die Hepatitis C bislang keine wirksame Schutzimpfung.
Zusätzliche Infektion mit anderen Hepatitisviren gefährdet die Leberfunktion
Für Patienten mit einer chronischen Leberentzündung durch Hepatitis C kann eine zusätzliche Infektion mit dem Hepatitis-A und -B-Erreger gefährlich sein; ihre Leber würde noch stärker geschädigt. Deshalb wird eine Schutzimpfung von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes, Berlin, als verbindlich angesehen. Bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen bzw. bei Patienten mit einer Leberzirrhose ist diese Impfung jedoch oft nicht erfolgreich. Zudem wird die dritte Impfung, die den Basis-Impfschutz vervollständigt und sechs Monate nach der Erstimpfung erfolgt, häufig vergessen.
In der prospektiven Studie untersuchte Frau Dr. Kallinowski, wie Hepatitis-C-Patienten, die noch keine Leberzirrhose hatten, auf eine neue Impfkombination gegen Hepatitis A und B ansprechen. Insgesamt 82 Hepatitis-C-infizierte Patienten sowie 95 gesunde Studienteilnehmer wurden mit einem Kombinationspräparat gegen beide Leberviren immunisiert – entweder nach normalem (zweite und dritte Impfung nach einem und sechs Monaten) oder verkürztem Impfschema (zweite und dritte Impfung nach sieben und 21 Tagen).
In allen Teilnehmergruppen wurde ein gleichermaßen guter Schutz gegen beide Viren erzielt: Annähernd 90 Prozent aller Hepatitis C Patienten waren gegen Hepatitis A geschützt, etwa 80 Prozent gegen Hepatitis B – unabhängig von dem Impfschema. Schwere Nebenwirkungen wurden bei keinem der Studienteilnehmer beobachtet.
Impfung nach einer Lebertransplantation ist meist nicht erfolgreich
„Patienten mit Hepatitis-C-Infektion sollten daher möglichst geimpft werden, bevor die Leber komplett mit Bindegewebe durchsetzt ist und das Immunsystem nicht aus dem Tritt geraten ist“, erklärt Dr. Kallinowski. Unter diesen Bedingungen ist die Impfung, auch als Schnellimpfung, gegen Hepatitis A und -B bei Patienten mit einer chronischen Hepatitis-C-Infektion sehr erfolgreich und erzielt fast vergleichbare Ergebnisse wie bei Personen, die nicht an einer Lebererkrankung leiden.
Weniger positiv waren die Impfergebnisse bei Patienten, die bereits eine Leberzirrhose entwickelt hatten und auf eine Lebertransplantation warteten: Nur ca. 25 Prozent entwickelten einen ausreichenden Impfschutz gegen das Hepatitis-B-Virus. Noch schlechter werden die Ergebnisse, wenn die Patienten erst nach einer Lebertransplantation gegen Hepatitis A und B geimpft werden, da durch die Medikamente, die durch Unterdrückung der Immunabwehr eine Abstoßung des fremden Organs verhindern sollen, die eigene Antikörper-Bildung geschwächt ist.
Ansprechpartner:
PD Dr. Birgit Kallinowski
Leberambulanz der Medizinischen Universitätsklinik:
Telefon 06221 / 56-8774
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Weitere Informationen:
http://www.gastroenterologie.uni-hd.de/leber http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuellesAlle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
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