Studie der Bertelsmann-Stiftung über die Qualität der Finanzämter

Die deutschen Finanzämter lassen sich im Schnitt 65 Tage Zeit, bis der Steuerbürger seinen Bescheid in Händen hält. Dies hat jetzt ein bundesländerübergreifender Leistungsvergleich bei 18 Finanzämtern in Bayern, Thüringen, Sachsen und Rheinland-Pfalz im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergeben, der dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ (Ausgabe 21/2001) vorliegt. Die Dauer der Bearbeitung hängt wesentlich davon ab, zu welchem Zeitpunkt die Steuererklärung eingereicht wird. Wer beispielsweise bereits im relativ ruhigen Januar seine Steuerformulare abgibt, kann mit einer zügigen, aber auch prüfintensiveren Bearbeitung rechnen. Im Frühjahr dagegen, wenn zahlreiche Anträge eingehen, nimmt die Zahl der Blitzprüfungen ohne intensive Prüfung deutlich zu. So ist zu erklären, dass insgesamt 86 Prozent aller Steuererklärungen dann ohne Änderungen von den Finanzbehörden akzeptiert werden.

Bei der Prüfung der Steuererklärung verfahren die Finanzämter der Studie zufolge von Region zu Region sehr unterschiedlich. Laut „Capital“ nehmen besonders strenge Ämter nahezu jeden vierten Steuerfall intensiv unter die Lupe, während andere nur vier Prozent aller Steuererklärungen von Arbeitnehmern genau prüfen. Dadurch schwankt auch die Höhe der durchschnittlich festgesetzten Steuernachzahlungen erheblich: Sie reicht von 870 bis 1.950 Mark bei Selbstständigen und Steuerzahlern mit Miet- oder Zinseinkünften. Im Schnitt führten die Prüfungen bei 13,3 Prozent der Fälle zu höheren Steuerabgaben.

Die Bundesbürger gehören einer ebenfalls von der Bertelsmann Stiftung durchgeführten Forsa-Umfrage zufolge wohl überwiegend zu den Steuer-Ehrlichen.

So hielten 76 Prozent der 1.101 repräsentativ ausgewählten Befragten, Steuerhinterziehung für kriminell, 19 Prozent allerdings nur für einen Kavaliersdelikt. Entsprechend dieser Meinung votieren denn auch 62 Prozent der Befragten dafür, dass unehrliche Bürger bei ihrer Steuererklärung intensiver geprüft werden. Das Bankgeheimnis will aber eine klare Mehrheit nicht unterhöhlt wissen. Sechs von zehn sind nicht damit einverstanden, wenn sich das Finanzamt bei Banken oder Behörden über steuerrelevante Sachverhalte informieren würde.

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Marie-Luise Hoffmann ots

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