Warum eigentlich nicht mal im besten Alter ins Kino?
Die Menschen im „besten Alter“ – die über 50-Jährigen – werden in den nächsten Jahren einen immer größeren Anteil an der Gesamtbevölkerung haben. Das wird Auswirkungen und Konsequenzen auch für die Kinos haben, denn bislang ist diese Altersgruppe dort wenig präsent. Warum das so ist und wie die Nicht-Kinogänger in dieser Altersgruppe sich vielleicht zu einem Kinobesuch bewegen lassen würden, haben Medienwissenschaftler der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg in Zusammenarbeit mit dem Sozial- und Meinungsforschungsinstitut FORSA Berlin in einer groß angelegten Studie in Erfahrung gebracht.
Im Januar 2006 wurden 1008 Menschen, die mehrheitlich 50 bis 69 Jahre alt waren, zu ihrem Kinoverhalten und ihren Filmvorlieben befragt.
Die Hälfte der befragten „Best Ager“ war demzufolge im vergangenen Jahr gar nicht im Kino, ein Drittel nur ein- oder zweimal, 11 % viermal und nur 5 % gaben an, mehr als einmal im Monat im Kino gewesen zu sein. Gefragt danach, was sie davon abhält, öfter oder überhaupt einmal ins Kino zu gehen, saget ein Viertel der befragten Wenig- und Nicht-Kinogänger, dass sie es sich finanziell nicht leisten können und weitere 25 %, dass ihnen die Programmvielfalt im Fernsehen eigentlich ausreicht und die Kinofilme später sowieso im Fernsehen kommen. Jeder neunte Befragte räumte ein, zu bequem zu sein. Von den Nicht-Kinogängern über 50 sagten 56 %, dass sie bei niedrigeren Preisen durchaus öfter ins Kino gehen würden. Allerdings räumten 77 % von ihnen auch ein, dass sie prinzipiell eher warten, bis die Filme auf Video oder DVD erhältlich sind. Obwohl sie eher selten ins Kino gehen, legen fast alle über 50 Jährigen auf ein gut ausgestattetes Kino viel wert. Sie zeigen sich folglich auch sehr offen den Multiplex- und Imax-Kinos gegenüber, wobei über die Hälfte der Befragten sich auch eine vertraute Atmosphäre im Kino wünscht, die in diesen Kinos eher nicht zu finden ist.
Gefragt nach ihren Genrevorlieben antwortet die Mehrheit der Befragten, dass sie am liebsten Natur- und Tierfilme (65 %) sowie Dokumentarfilme (61 %) mögen, die bislang kaum im Kino gezeigt werden. Favorisiert werden ferner von über der Hälfte der Befragten Krimis, Historienfilme und Komödien. Frauen über 50 bevorzugen im Gegensatz zu den Männern dieser Altersgruppe eher Liebesfilme. Männer in dem Alter sehen lieber als Frauen Action- und Abenteuerfilme. Dennoch würden die „Best Ager“ am liebsten mit ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin ins Kino gehen: 79 % der Männer bejahen dies. Frauen äußern sich hier zurückhaltender, was unter Umständen daran liegt, dass sich nur 59 % von ihnen mit ihrem Partner auch auf einen Film einigen können.
Was die Filmvorlieben anbetrifft, so möchten 81 % der Befragten am liebsten deutsche Filme sehen. Die 50 bis 59 Jährigen finden auch amerikanische Filme gut. Im Gegensatz zu den jüngeren Älteren (bis 59 Jahre) bevorzugen die „älteren Älteren“ (60-69 Jahre) eher französische Filme (48 % gegenüber 37 %) und auch italienische (37 % gegenüber 29 %). Gefragt wurden die „Best Ager“ auch danach, welches für sie der beste Film aller Zeiten war. Bei den über 120 verschiedenen Nennungen dominierten deutlich aufwändig inszenierte Monumentalfilme aus vergangenen Zeiten, wie etwa „Vom Winde verweht“ oder „Dr. Schiwago“ sowie überhaupt Dramen, Krimis. Aber auch Literaturverfilmungen, wie z.B. „Herr der Ringe“, und Historienfilme wie „Schindlers Liste“ oder „Spartakus“ wurden genannt.
In der vergangenen Woche wurde die Studie beim offenen Forum des 6. International Content Summit im Sony Center Berlin mit Filmförderern, Filmschaffenden, Kinobetreibern und Filmproduzenten diskutiert. Infos zur Studie können angefordert werden unter d.hoffmann@hff-potsdam.de
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