Mittelstand in Baden-Württemberg unterschätzt die Bedeutung von Ratings

Nur 25 Prozent der rund 500 an der Befragung teilgenommenen Unternehmen haben bereits Maßnahmen zur Erfüllung der künftigen Eigenkapitalanforderungen eingeleitet – Berater sehen auf Grund der großen Informationsdefizite zu Basel II dringend Handlungsbedarf

Die veränderten „Spielregeln“ bei den Eigenkapitalvereinbarungen im Firmenkundengeschäft – die sogenannten Basel II-Bestimmungen – und die Bedeutung von Ratings für die unternehmerische Zukunft werden vom Mittelstand in Baden-Württemberg weitgehend unterschätzt. Dieses Fazit zog der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. bei der heutigen Ergebnispräsentation einer aktuellen Studie „Rating von Unternehmen in Baden-Württemberg“ in Stuttgart. Im Sommer und Herbst diesen Jahres hatten die Mitglieder des neugegründeten BDU-Regionalarbeitskreises Baden-Württemberg 3.700 mittelständische Unternehmen schriftlich befragt. Über 500 Firmen beteiligten sich aktiv an der Befragung.

Danach haben lediglich 25 Prozent der Unternehmen bislang Maßnahmen zur Erfüllung der künftigen Eigenkapitalanforderungen eingeleitet. Dies überrascht, da in der Studie rund 90 Prozent der Unternehmen das Thema Rating als wichtig eingestuft hatten. Beim Rating geht es um die Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt von Leistungs- und Zahlungsstörungen während der Kreditlaufzeit.

„Die Befragungsergebnisse unterstreichen unseren Eindruck aus der Beratungspraxis, dass viele mittelständische Unternehmen im Hinblick auf ihre künftige Unternehmensfinanzierung kräftig vor sich hin dämmern“, bringt BDU-Präsident Rémi Redley seine Erfahrungen auf den Punkt. Für diese Unternehmen gehe er davon aus, dass deren Finanzierung zukünftig teurer werde oder sogar gefährdet sei. Bezeichnend sei weiterhin, dass sich knapp 65 Prozent aller Unternehmen nach eigener Einschätzung „fit“ für ein Rating hielten, aber nur weniger als 20 Prozent mehr als zwölf der geforderten 16 Bewertungskriterien für ein Unternehmensrating benennen konnten. Auch die Kosten der Ratingverfahren würden häufig falsch eingeschätzt. Über die Hälfte der Unternehmen mit einem Umsatz unter 100 Mio. Euro hatten angegeben, dass die Kosten eines Ratings nach ihrer Einschätzung 5.000 Euro nicht übersteigen würden. Die tatsächlichen Kosten für diese Unternehmen liegen aber zwischen 5.000 und 10.000 Euro.

In der BDU-Befragung gaben knapp 70 Prozent der mittelständischen Unternehmen an, dass das Thema Rating auf Grund der Bankenforderung und für die eigene Unternehmensstrategie wichtig sei. Dem Einfluss auf die Eigenkapitalbeschaffung, die strategischen Partnerschaften oder denkbare Börsengänge wurde keine entscheidende Rolle zugeordnet. Als wichtigste Auswirkung eines positiven Ratings nannten knapp 50 Prozent die Erleichterung in der Kreditbeschaffung und gut 30 Prozent den gewünschten Begleiteffekt, dass mögliche Risiko- und Chancen-Potenziale offengelegt würden. Auswirkungen wie beispielsweise „positive Kundenreaktion“, „bessere Mitarbeitermotivation“ oder „engere Lieferantenbindung“ fanden bei den befragten Unternehmen kaum Resonanz. Nach Ansicht der beiden Ratingexperten des BDU-Regional-Arbeitskreises Baden-Württemberg, Roland Fausel und Dr. Fritz J. Piepenbring, unterstreicht dieses Ergebnis, das die positive „PR-Wirkung“ eines guten Ratings nur von wenigen Unternehmen erkannt wird. Aber gerade für die interne und externe Kommunikation seien dann wertvolle Effekte zu erwarten.

Im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. sind zur Zeit rund 16.000 Unternehmensberater und Personalberater organisiert, die sich auf über 550 Management-, IT- und Personalberatungsfirmen verteilen. Die Mitgliedsunternehmen erzielten 2000 einen Gesamtumsatz von ca. sechs Milliarden DM (1999: 5,3 Milliarden DM). Im BDU-Regionalarbeitskreis Baden-Württemberg sind zur Zeit knapp 20 Beratungsfirmen organisiert.

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Klaus Reiners ots

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