Deutsche Behörden im Internet nicht bürgerfreundlich / EU-Studie zeigt Lücken bei e-Government Angeboten in Europa
Wenn es um den Einsatz von Internettechnologien bei Behörden und Verwaltungen geht, dem e-Government, gibt es Nachholbedarf in Deutschland: Wer zum Beispiel eine Geburts- oder Heiratsurkunde online beantragen oder sich an einer Hochschule einschreiben möchte, hat schlechte Karten. Im europäischen Durchschnitt sieht es allerdings nicht besser aus. Irland ist die löbliche Ausnahme. Die Insel erzielte in der Kategorie der Genehmigungen und Konzessionen mit seinen Angeboten einen mehr als doppelt so hohen Durchschnittswert (71 Prozent) wie Gesamteuropa (33 Prozent). Volle Punktzahl erzielten in Deutschland die elektronischen Angebote zur Zolldeklaration, Körperschaftssteuer, Einreichung statistischer Daten und Arbeitssuche. Dies ergab eine Studie der Management und IT Beratung Cap Gemini Ernst und Young im Auftrag der Europäischen Kommission und im Rahmen der eEurope Initiative zur aktuellen Situation des e-Governments in den 15 Ländern der EU sowie Norwegen und Island. Rund 7.400 Websites aus dem öffentlichen Sektor wurden für die Studie im Oktober diesen Jahres europaweit untersucht, wobei die jeweiligen gesetzlichen Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern sowie der Stand des technisch Machbaren mit berücksichtigt wurden. Die Erhebung wird künftig alle sechs Monate durchgeführt und von der Europäischen Kommission veröffentlicht.
Highlight Arbeitsvermittlung und Steuererklärung
Bei einer durchschnittlichen Gesamtbewertung der bestehenden Service-Angebote von staatlichen Stellen und Gemeinden im Internet von 45 Prozent (vollständige Abwicklung auf elektronischem Weg = 100 Prozent) liegen europaweit vor allem die Möglichkeiten der Arbeitsvermittlung (81 Prozent), der Abgabe der Einkommenssteuererklärung (74 Prozent) und der Mehrwertsteuer (68 Prozent) vorn. Schlusslicht sind abgeschlagen die Leistungen im Gesundheitswesen (7 Prozent). Insgesamt gehen die Angebote öffentlicher Service-Leistungen für Unternehmen (54 Prozent) deutlich mehr in Richtung kompletter Abwicklung über das Internet als die Angebote an die Bürger (40 Prozent). Einzige Ausnahme bilden die Benelux-Staaten, in denen die Leistungen für die Bevölkerung besser umgesetzt sind.
„e-Government hat für alle rund 250 Millionen Bürger in der EU bedeutende Auswirkungen im täglichen Leben. Die Erhebung soll den europäischen Staaten den Fortschritt der einzelnen Länder aufzeigen und die Möglichkeit eröffnen, anhand der bewährtesten Vorgehensweisen in Europa voneinander zu lernen“, erklärte Dr. Harald Wieland, Principal bei Cap Gemini Ernst & Young zu der ersten umfangreichen Vergleichsstudie dieser Art.
Öffentliche Hand favorisiert Einnahmen versprechende Services
Mit einem Durchschnittswert von 62 Prozent der maximal erreichbaren Punktzahl schneiden insbesondere Angebote gut ab, die für staatliche- und kommunale Stellen Einnahmen versprechen und hinter denen einfache Abläufe sowie zentral koordinierte Dienstleistungen stehen. Dänemark, Norwegen und Frankreich haben hier die Nase vorn. Im Gegensatz dazu erzielen Dienstleistungen wie die Vergabe von Baugenehmigungen, Umweltzertifikaten oder Immatrikulationen an Hochschulen und Fachhochschulen aufgrund der komplexen administrativen Prozesse nur geringe Werte. Der Schlüssel zum Erfolg, so Wieland, liege denn auch darin, die angebotenen Dienste der Behörden und staatlichen Stellen effizienter zu koordinieren und deren Verwaltung zu vereinfachen.
Cap Gemini Ernst & Young
Cap Gemini Ernst & Young ist eine der weltweit größten Gesellschaften für Management- und IT-Beratung sowie die größte Unternehmensberatung europäischen Ursprungs. In Deutschland steht das Unternehmen auf Platz zwei. Cap Gemini Ernst & Young bietet Strategie-, Management- und IT-Beratung, Systemintegration sowie Outsourcing auf globaler Ebene. Darüber hinaus werden Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Wachstumsstrategien in der New Economy beraten. Die neu geformte Organisation beschäftigt weltweit mehr als 60.000 Mitarbeiter und erzielte 2000 einen Pro-forma-Umsatz von rund 8,5 Milliarden Euro.
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