Bessere Performance trotz geringerer F&E-Ausgaben bei 10% der Unternehmen weltweit

Zwei Drittel aller Investitionen fließen in IT & Elektronik-, Gesundheits- sowie Automobilsektor / Siemens und DaimlerChrysler behaupten Spitzenpositionen unter TOP 10 / Verlagerungen in Niedriglohnländer

Geringere Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) verschlechtern nicht zwangsläufig die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton. Demnach konnte eine Gruppe von 94 Unternehmen, die gemessen am Umsatz unterdurchschnittliche Ausgaben in diesem Bereich aufwiesen, die Konkurrenz in puncto Performance über einen Zeitraum von fünf Jahren überflügeln. Laut der Studie „Global Innovation 1.000″* schnitten damit knapp 10% der weltweit 1.000 untersuchten Unternehmen in nahezu sämtlichen zugrunde gelegten Kategorien wie Umsatz- und Ertragswachstum oder Kapitalrendite besser ab als ihre vergleichbaren Wettbewerber.

Sämtliche dieser „high-leverage-Unternehmen“, darunter Adidas, Apple, Google und Toyota, verbindet eine Gemeinsamkeit: „Sie haben ein überdurchschnittliches Kundenverständnis entwickelt, reagieren schnell auf Marktveränderungen, setzen Trends und weisen ausgeprägte Marketingkompetenz auf. Sie sind damit über den gesamten Innovationsprozess gleichermaßen stark“, erläutert Georg List, Geschäftsführer von Booz Allen Hamilton. „Darüber hinaus sind F&E-Investitionen bei diesen Unternehmen auf Langfristigkeit ausgelegt und sorgen so für dauerhaft höheres Wachstum sowie eine bessere Ertragskraft.“

Durchschnittliche Investitionen für F&E seit 2001 kontinuierlich gesunken Gemessen am Umsatz sind die durchschnittlichen Ausgaben der Unternehmen für Innovationen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Investierten Unternehmen vor fünf Jahren noch im Schnitt 4,09% ihres Umsatzes in F&E, so lag dieser Wert 2005 nur noch bei 3,84%. „Auch wenn in absoluten Zahlen die Investitionen stetig anstiegen und der Rückgang beim Verhältnis von Umsatz zu F&E-Ausgaben eher marginal erscheint, ist die Entwicklung nicht zu unterschätzen“, so Georg List. „Bei gleicher Ausgabenpolitik wären insgesamt allein im vergangenen Jahr 27 Mrd. US$ mehr in Forschung und Entwicklung geflossen.“ Insbesondere die großen Unternehmen, die einen überproportional hohen Anteil an den weltweiten F&E-Ausgaben halten, investierten gemessen am Umsatz weniger als die anderen Unternehmen, da sie von Skaleneffekten profitieren. Die Verlagerung von F&E-Aktivitäten in die Wachstumsmärkte China und Indien ist ein weiterer Grund für den Rückgang der Forschungsinvestitionen. Im Nahen Osten ist ein Pool von gut ausgebildeten Ingenieuren vorhanden, die Entwicklung ist kostengünstiger und darüber hinaus ermöglicht die lokale Nähe ein besseres Verständnis und einen schnelleren Zugang zu den dortigen Märkten. „Mehr als 75% der geplanten neuen Innovationszentren werden in den kommenden drei Jahren in China und Indien entstehen“, so List.

Unterdurchschnittlich ist das Wachstum der F&E-Investitionen bei europäischen Unternehmen. Es liegt bei nur 2,3% für den Zeitraum 2000 bis 2005 – im Vergleich zu über 5% für die USA. Georg List: „Dies liegt vor allem an der relativ geringen Dichte von forschungsintensiven Industrien wie IT und High-Tech.“

Siemens und DaimlerChrysler unter Top 10

Unterdessen konnten deutsche Unternehmen ihre Platzierungen innerhalb des „Global Innovation 1.000“-Ranking behaupten oder sogar ausbauen. So stieg Siemens in der Liste der Top 20 mit einem F&E-Budget von mehr als 6,5 Mrd. US$ (+ 10,9% im Vergleich zu 2004) vom 7. auf den 6. Rang. DaimlerChrysler blieb trotz leichten Rückgangs seiner Investitionen auf dem 4. Platz, auch Volkswagen (Platz 13) hielt seine Platzierung aus dem Vorjahr.

Am innovationsfreudigsten erwies sich insgesamt die IT- & Elektronikindustrie, in die 26% aller F&E-Investitionen flossen. Mit einem Anteil von 22% (2004: 20%) unterstrich auch der Gesundheitssektor klar seine bedeutende Stellung, gefolgt von der Automobilindustrie mit 17% (2004: 18%).

Weitere Ergebnisse der Studie:

– Die TOP 10 des Jahres 2005 in abnehmender Reihenfolge: Ford, Pfizer, Toyota, DaimlerChrysler, General Motors, Siemens, Johnson & Johnson, Microsoft, IBM und GlaxoSmithKline.

– Unter den TOP 20 finden sich gleich vier europäische Pharmakonzerne (Roche Holdings, Novartis, Sanofi-Aventis, GlaxoSmithKline).

– Weder die Anzahl noch die Qualität der Patente sagt etwas über den Erfolg eines Unternehmens aus.

– Die Gesamtausgaben der 1.000 untersuchten Unternehmen für F&E lagen 2005 bei 407 Mrd. US$. Dies waren 6% mehr als im Vorjahr. Die Summe der Investitionen überstieg damit das kombinierte Bruttoinlandprodukt von Dänemark und Norwegen und entsprach in etwa dem Verteidigungshaushalt der USA.

– Schätzungsweise 85% der weltweiten privatwirtschaftlichen Ausgaben konzentrierten sich auf die untersuchten 1000 Unternehmen.

* Design der Studie „Global Innovation 1.000“ von Booz Allen Hamilton Für die Studie identifizierte Booz Allen Hamilton die Top 1.000 der globalen Unternehmen, die ihre F&E-Ausgaben veröffentlichen. In einem zweiten Schritt analysierte die Studie für die vergangenen sechs Jahre die wichtigsten Finanz-, Umsatz-, Ertrags, Kosten- und Profitabilitätskennzahlen und brachte diese in Zusammenhang mit den historischen Ausgaben für F&E. Die Zuordnung der Firmen zu Regionen folgt der Angabe des Unternehmenssitzes. Die F&E-Ausgaben, die DaimlerChrysler etwa in der USA tätigt, fließen somit in die Region Europa ein.

Über Booz Allen Hamilton

Mit rund 18.000 Mitarbeitern und Büros auf sechs Kontinenten zählt Booz Allen Hamilton zu den weltweit führenden Strategie- und Technologieberatungen. Das Unternehmen befindet sich im Besitz seiner rund 300 aktiven Partner. Sechs Büros sind im deutschsprachigen Raum: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München, Wien und Zürich. Der Umsatz beläuft sich weltweit auf 3,7 Mrd. US$, im deutschsprachigen Raum auf 205 Mio. Euro.

Media Contact

Sabine Bayer presseportal

Weitere Informationen:

http://www.boozallen.de

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