Deutsche Unternehmensfinanzierung im Umbruch
Liquiditätsbedarf sorgt für Nachfrage nach Alternativen zum Bankkredit
– Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Siemens Financial Services in Zusammenarbeit mit der Universität Augsburg und TNS EMNID –
Akuter Liquiditätsmangel bei deutschen Unternehmen – vor allem unter größeren Mittelständlern – und die Sorge einer zu starken Abhängigkeit von einzelnen Banken bringen den lang erwarteten Strukturwandel in der deutschen Unternehmensfinanzierung in Gang. Die Rahmenbedingungen ändern sich: Die nationalen Grenzen der Finanzmärkte verschwimmen und internationale Bilanzierungsregeln sind auf dem Vormarsch. Dies sowie die neuen Eigenkapitalregeln nach Basel II zwingen Unternehmen, ihre Finanzierungsstrukturen neu zu ordnen und Alternativen zum Bankkredit zu suchen. Dieser wird zunehmend durch alternative Finanzierungsinstrumente wie Leasing, Forderungsfinanzierung oder Asset Backed Securities ersetzt. Im Rahmen der repräsentativen Studie „Die stille Revolution“ befragte Siemens Financial Services (SFS) in Zusammenarbeit mit TNS EMNID und dem Lehrstuhl für Finanz- und Bankwirtschaft der Universität Augsburg 690 Führungskräfte aus größeren mittelständischen und Großunternehmen in Deutschland.
Die Studie analysiert das Finanzierungsverhalten der Unternehmen und untersucht wichtige Instrumente der Eigen- und Fremdfinanzierung sowie Mischformen. Nachdem Unternehmen in den letzten Jahren immer wieder starkes Interesse an Instrumenten der Eigenkapitalfinanzierung wie Börsengang oder Venture Capital gezeigt haben, zeichnen sich jetzt große Veränderungen auf der Fremdfinanzierungsseite ab. Denn: Bei 77,8 Prozent der befragten Unternehmen steht die Versorgung mit Liquidität ganz oben auf der Agenda. Und dies ist mit Fremdfinanzierungsinstrumenten schneller zu erreichen als mit Eigenkapital.
Doch obwohl alternative Finanzierungsmöglichkeiten bekannt sind, greifen deutsche Finanzmanager bei der Fremdfinanzierung immer noch auf klassische Kreditfinanzierungen zurück. Langfristige Bankkredite machen 46,7 Prozent der durchschnittlichen Fremdfinanzierung aus und stehen damit an zweiter Stelle hinter den kurzfristigen Betriebsmittelkrediten mit 51,1 Prozent.
Leasing überholt langfristigen Bankkredit Dabei wird es jedoch nicht bleiben. Die Unternehmensfinanzierung gewinnt generell an Bedeutung, wobei Unternehmen aller Größenordnungen sich an neuen Kriterien orientieren. Von den befragten Unternehmen meinen 80 Prozent, Alternativen zur Hausbank finden zu müssen. Der klassische langfristige Bankkredit wird zunehmend durch alternative Finanzierungsinstrumente wie Leasing, Forderungsfinanzierung oder Asset Backed Securities ersetzt. Pragmatische, kurzfristig wirksame und international einsetzbare Lösungen sind gefragt. Denn mit der fortschreitenden Internationalisierung des Geschäfts und der Finanzmärkte wächst auch der Bedarf an international gängigen Finanzierungsmethoden. So wird das Leasing nach Meinung der Befragten künftig deutlich an Bedeutung gewinnen (heute sehen 36,4 Prozent der Befragten diese Finanzierungsform als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ an, für die Zukunft erwarten dies 42,8 Prozent), ebenso das Factoring (17,2 gegenüber 21,3 Prozent). Damit überholt Leasing in der Bedeutung den langfristigen Bankkredit. Der Anteil der Führungskräfte, die dem Instrument Asset Backed Securities (ABS) eine mindestens ebenso große Bedeutung beimessen, steigt von derzeit 16,7 Prozent auf künftig 26,6 Prozent. Damit verzeichnen ABS-Finanzierungen die höchste Zuwachsrate. Dies zeigt, dass deutsche Unternehmen zunehmend bereit sind, alternative Finanzierungsinstrumente einzusetzen.
Qualitative Interviews belegen Handlungsbedarf Neben quantitativen Bewertungen enthält die Studie ergänzende qualitative Interviews zur Praxis der Unternehmensfinanzierung mit Finanzexperten und Unternehmern. Diese zeigen, dass viele deutsche Unternehmen derzeit unter starkem finanziellen Druck stehen. Sie benötigen keine langfristigen Kredite, sondern sofort wirksame Lösungen, die kostengünstig Liquidität schaffen. Damit steigt auch der Qualifizierungsbedarf für deutsche Unternehmen. Denn der Finanzdirektor muss künftig nicht nur die Beziehungen zur Bank pflegen, sondern auch zu vielen anderen Finanzdienstleistern, die mit anderen Partituren arbeiten.
Die Studie Die stille Revolution wurde zusammen mit TNS EMNID und dem Lehrstuhl für Finanz- und Bankwirtschaft der Universität Augsburg als Teil des „Future Panel“ von Siemens Financial Services durchgeführt. Diese Initiative beschäftigt sich in unregelmäßigen Abständen mit aktuellen Themen rund um die Zukunft der Finanzdienstleistungen.
Weitere Informationen zu der Studie erhalten Sie bei: Frau Anke Buchhardt-Brillen, Ad Hoc Gesellschaft für Public Relations GmbH, Fried-rich-Ebert-Str. 65, 33330 Gütersloh, Telefon 05241-9039-37.
Siemens Financial Services (SFS), München, bietet mit mehr als 1.300 Mitarbeitern in 30 Ländern eine breite Palette von Finanzdienstleistungen. Diese reicht von der Absatz- und Investitionsfinanzierung über Treasury-Services bis hin zum Fondsmanagement und Versicherungsleistungen. SFS ist einer der drei größten europäischen Anbieter im Markt für Equipmentfinanzierungen. Kunden der SFS sind heute vor allem weltweit operierende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie öffentliche Auftraggeber.
Erhebungsdaten zur repräsentativen Studie „Die stille Revolution“ Das traditionsreiche Institut TNS EMNID befragte im Auftrag von Siemens Financial Services 690 Führungskräfte aus Unternehmen in allen wichtigen Branchen der deutschen Wirtschaft, die mehr als 50 Millionen EUR umsetzen oder mehr als 500 Mitarbeiter beschäftigen. Basis der Studie bildete ein sechsseitiger Fragebogen mit insgesamt 68 geschlossenen und drei offenen Fragen. Der qualifizierte Adresspool für die Studie wurde von AZ Bertelsmann Direct in Gütersloh zusammengestellt. Befragt wurden Manager der ersten und zweiten Führungsebene, hauptsächlich aus dem Finanzbereich.
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