Hoch dosierte und häufigere Interferon-Gabe hält MS-Patienten länger schubfrei
Entscheidend für die Wirksamkeit der Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) mit Interferon beta 1 a ist nicht nur die Dosis, sondern vor allem auch die Häufigkeit ihrer Gabe. So konnten bereits die Ergebnisse der EVIDENCE-Studie bei 677 Patienten mit schubförmiger MS über eine Studiendauer von 24 Wochen zeigen, dass eine hoch dosierte, dreimal wöchentliche Interferon-Gabe einer geringeren Dosierung mit einmal wöchentlicher Gabe deutlich überlegen ist. Wie Dr. Nilufar Heydari vom Institut für Klinische Neuroimmunologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) in Gmunden, Österreich, erklärte, konnte dieser positive Effekt auch über eine Nachbeobachtungsphase von weiteren 24 Wochen aufrecht erhalten werden.
Die gerade erst veröffentlichten Daten der zweiten Studienphase bis Woche 48 zeigten, dass 62 Prozent der Patienten unter der hoch dosierten und höherfrequenten Therapie schubfrei blieben gegenüber 52 Prozent in der Vergleichsgruppe. Das Risiko, einen nächsten Schub zu erleiden, sank um 30 Prozent, erläuterte Heydari. Die Neurologin betonte, dass die Studienergebnisse wegen der geringen Abbruchquote von nur sieben Prozent sehr aussagekräftig seien.
Für eine Beurteilung der Behinderungsprogression sei die Studiendauer zwar zu kurz, um signifikante Unterschiede zu zeigen. Aber auch bei den wenigen Patienten, die sich in der EDSS-Skala, einem Instrument zur Messung des Behinderungsgrades, um einen Punkt verschlechterten, zeigten sich in der nur knapp ein Jahr dauernden Beobachtungsfrist tendenzielle Vorteile für die hoch dosierte und häufigere Interferon-Gabe.
Ganz eindeutig – auch während der relativ kurzen Studiendauer – waren indes die festgestellten Unterschiede hinsichtlich aktiver Läsionen im Gehirn. In Untersuchungen mit der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) wurde eine 36 Prozent geringere Aktivität von Läsionen bei den höher dosiert behandelten Patienten gemessen. Zwar seien die genauen Zusammenhänge von Kernspinbefunden und klinischem Status von Patienten derzeit noch nicht völlig geklärt, so Heydari, doch sollte man davon ausgehen, dass einmal verloren gegangenes Nervengewebe für immer verloren ist und dass jede Rettung von neuronaler Substanz für die Patienten von Vorteil ist.
Dr. Karsten Beer von der Klinik für Neurologie am Kantonsspital St. Gallen rechnete in diesem Zusammenhang vor, dass ein Patient unter einer frühen, hoch dosierten und höherfrequenten Interferon-Therapie durchschnittlich drei Jahre gewinnt, bevor eine EDSS-Verschlechterung um einen Punkt eintritt. Theoretisch könnte man somit eine drohende Immobilität (EDSS größer oder gleich 6) durch sehr frühren Therapiebeginn bis zu 18 Jahre hinauszögern.
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