Europäische Unternehmen publizieren Jahresabschlüsse im Schnitt nach 49 Tagen – Deutsche Unternehmen lassen sich Zeit
Unternehmen in Europa und Australien publizieren ihre Jahresabschlusszahlen 2001 durchschnittlich 48,5 Arbeitstage nach Geschäftsjahresabschluss und somit zwei Tage schneller als noch 1999. Allerdings liegt man damit deutlich hinter den eigenen Prognosen von 44,2 Tagen für das Jahr 2001. Das ist ein wesentliches Ergebnis der Studie „Fast Close 2002“ von KPMG Consulting, bei der über 250 große Unternehmen in Europa und Australien Angaben zur Entwicklung des Finanz- und Rechnungswesens und insbesondere des Jahresabschlusses machten.1) Darunter befinden sich 42 deutsche Unternehmen, von denen 37 börsennotiert sind. Die Untersuchung ist eine Folgestudie der „Fast Close – Europäische Benchmarkingstudie“ aus dem Jahr 2000.
Deutsche Unternehmen lassen sich am längsten Zeit mit der Veröffentlichung ihres Jahresabschlusses. Sie hinken trotz einer marginalen Verbesserung von 76 auf 74 Tage deutlich hinter dem europäischen Durchschnitt (45 Tage) her. Wie die Studie ergab, haben es in Europa Unternehmen aus Schweden und Finnland – bedingt durch gesetzliche Anforderungen – am eiligsten, ihren Jahresabschluss der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hier dauert es nach dem Ende des Geschäftsjahres im Schnitt nur 30 Tage.
Die Spanne innerhalb der Branchen ist immer noch sehr groß: Während die langsameren Unternehmen für die Berichterstattung mehr als 80 Tage benötigen, liegt der Spitzenreiter bei 12 Tagen. Maßgebliche Unterschiede zwischen einzelnen Branchen gibt es nicht.
Michael Schnetzer, Partner bei KPMG Consulting: „Leistungsfähigeren Unternehmen ist es gelungen, einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz auf- oder sogar auszubauen. Sie schaffen sich mit dem deutlich schnelleren und qualitativ hochwertigeren Berichtswesen einen klaren Wettbewerbsvorteil: Indem die Informationen den Märkten so früh wie möglich zur Verfügung stehen, wird Aktionären, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und anderen Interessengruppen ein positives Image vermittelt. Zudem werden dem eigenen Management zeitnah steuerungsrelevante Informationen zur Verfügung gestellt.“
Internes Berichtswesen nicht immer auf dem neuesten Stand
Größere Bedeutung als der externen Berichterstattung weisen die befragten Unternehmen noch der internen Berichterstattung (Management-Informationssysteme) zu. Ernüchternde Erkenntnis: Viele Unternehmen sind hierbei noch nicht auf der Höhe der Zeit. Die Umsetzung „neuerer“ Management- und Reporting-Konzepte wie die Balanced Scorecard schreitet nur langsam voran, und zur Steuerung werden in erster Linie immer noch historische Ist-Zahlen verwendet. So ergab die Studie, dass 30,8 Prozent der Befragten der Meinung sind, die vorliegenden Managementinformationen seien nicht hilfreich, um Aussagen über die Zukunft zu treffen. Dies stellt vor dem Hintergrund des sich ständig verändernden Geschäftsumfelds eine erstaunlich hohe Zahl dar.
Ebenfalls gab fast jedes dritte Unternehmen an, dass der Zusammenhang zwischen Planungs- und Berichterstattungsprozessen nur sehr schwach oder mäßig ausgeprägt sei. Das deutet auf eine mangelnde Integration der entsprechenden Berichterstattungstools hin. Bei den eingesetzten IT-Systemen geht der Trend hin zu einer konzernweiten ERP- oder Reporting-Plattform, mitunter auch unter Einbeziehung von Internettechnologie. Nach wie vor sind die IT-Landschaften durch hohe Heterogenität, zahlreiche Medienbrüche und den hohen Einsatzgrad von Excel im Finanz- und Rechnungswesen gekennzeichnet.
Michael Schnetzer: „Die Unternehmen konnten die selbst gesetzten Ziele der Fast Close 2000-Studie nicht ganz realisieren. Das zeigt, dass die Herausforderungen unterschätzt wurden. Ein Grund ist sicherlich dasdynamische Geschäftsumfeld, das durch Fusionen, Divestments und strategische Reorganisationen geprägt ist. Wie die Studie zeigt, gehen die Unternehmen davon aus, dass die Dynamik weiter zunimmt – auch dies ist ein Grund, die Erwartungen anzupassen.“ So wurde der erwartete Veröffentlichungszeitpunkt für den Jahresabschluss 2002 von den Unternehmen auf 46,8 Tage nach Periodenabschluss korrigiert. Unabhängig davon sehen die befragten Unternehmen weiterhin Handlungsbedarf, die Finanz- und Rechnungswesenprozesse für die interne und externe Berichterstattung zu harmonisieren und effizienter zu gestalten.
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