China hält Automarkt weiter auf Hochtouren – Europa kommt langsam in Fahrt
Der globale Automarkt expandiert bis zum Ende des Jahrzehnts kräftig, allerdings mit regional sehr unterschiedlichem Tempo.
Während sich in China der Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen zwischen 2012 und 2019 annähernd verdoppeln dürfte, werden die Automärkte in Europa und den USA zwar zulegen, aber die Zulassungszahlen früherer Jahre nur mit Mühe erreichen, prognostizieren die Automobilexperten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Wie aus der zur Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt veröffentlichten Studie „How to stay Number 1!“ hervor geht, könnten in China im Jahr 2019 rund 27,7 Millionen Neuwagen verkauft werden, im laufenden Jahr werden es voraussichtlich 18,1 Millionen sein. Damit wäre der chinesische Markt 2019 beinahe genau so groß wie die Absatzmärkte der USA und Westeuropas zusammengenommen.
Für den europäischen Markt (EU und EFTA) schätzen die Experten einen Zuwachs von 12,1 Millionen Pkw (2013) auf 14,9 Millionen im Jahr 2019, in den USA dürfte der Absatz im gleichen Zeitraum von 15,4 Millionen auf 16,7 Millionen zulegen.
„Die Automobilmärkte der westlichen Industriestaaten sind weitgehend gesättigt. Die von uns prognostizierten Zuwachsraten ergeben sich in erster Linie aus einem hohen Ersatzbedarf – vor allem in Europa haben Autobesitzer eine fällige Neuanschaffung auf Grund der Wirtschaftskrise hinausgezögert. In China und anderen Schwellenländern könnte der Automarktweiter wachsen, da sich immer mehr Menschen erstmals ein Auto leisten können und wollen“, betont Felix Kuhnert, PwC-Partner und Leiter des Automotive-Bereichs in Deutschland und Europa.
Produktionskapazität entsteht vor allem in Asien
Auf der Produktionsseite ziehen die Verschiebungen auf den Absatzmärkten eine Neuausrichtung der Kapazitäten nach sich. So werden im Jahr 2019 weltweit zwar 25 Millionen Pkw mehr aus den Werkshallen rollen als 2013, rund zwei Drittel der Fahrzeuge dürften aber in China und den asiatischen Schwellenländern entstehen. Auf Nordamerika (12,3 Prozent) und die EU (11,4 Prozent) entfällt zusammengenommen knapp ein Viertel der zusätzlichen Produktion, während Südamerika (8,1 Prozent) und Osteuropa (6,5 Prozent) weniger stark zulegen.
Ein genauerer Blick auf den Standort Westeuropa zeigt allerdings, dass vor allem der deutsche Standort profitiert und die Produktionszahlen weiter steigen könnten. Für den Zeitraum von 2010 bis 2019 prognostiziert PwC ein Plus um knapp eine Million auf 6,3 Millionen Einheiten, während die Produktion in Spanien, Frankreich, Großbritannien und Italien insgesamt um 1,2 Millionen auf rund acht Millionen Pkw wachsen bzw. sich erholen dürfte.
„Der überdurchschnittlich hohe Produktionszuwachs in Deutschland ist auch auf die ausgeprägte Diversifizierungsstrategie der heimischen Hersteller zurückzuführen. Die Angebotspalette wird durch Derivate und Nischenmodelle immer weiter aufgefächert. Da von diesen Fahrzeugen vergleichsweise wenige Stückzahlen produziert werden, ist der Export oft wirtschaftlicher als die Verlagerung der Produktion zu den Absatzmärkten“, erläutert Kuhnert.
Globalisierung setzt sich fort
Der Absatzboom in Asien treibt zudem die Globalisierung der Automobilproduktion weiter voran. Die deutschen Hersteller beispielsweise werden 2019 voraussichtlich rund 16,7 Millionen Pkw produzieren (2012: 12,8 Millionen), davon aber nur 5,1 Millionen (30,5 Prozent) in Deutschland. Im Jahr 2012 liefen noch deutlich mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Autos deutscher Hersteller auch in Deutschland vom Band. Auf der anderen Seite dürften in Asien im Jahr 2019 fünf Millionen „deutsche“ Autos entstehen, 2012 waren es erst drei Millionen.
Diese Entwicklung hat auch gravierende Auswirkungen auf die Zulieferindustrie. So dürften über 80 Prozent des zusätzlichen Komponentenbedarfs der deutschen Hersteller im Ausland anfallen.
Gleichzeitig lassen sich in den eng getakteten Liefer- und Produktionsketten nur noch wenige Komponenten über große Distanzen transportieren. „Zulieferer dürften daher zunehmend dazu gezwungen sein, lokale Produktionskapazitäten in der Nachbarschaft zu den Fabriken der Autohersteller aufzubauen“, kommentiert Kuhnert. Die US-amerikanischen Hersteller werden ihr Engagement in Asien ebenfalls verstärken. So dürfte die Produktion bis 2019 um 74 Prozent auf dann acht Millionen Fahrzeuge zulegen. Bei den japanischen sowie koreanischen Herstellern macht sich der Heimvorteil deutlich bemerkbar: Über 70 Prozent aller produzierten Fahrzeuge kamen 2012 aus Werken im asiatisch-pazifischen Raum. Die japanischen Hersteller haben in Asien (ohne Japan) im vergangenen Jahr knapp 8,3 Millionen Fahrzeuge produziert, bis Ende des Jahrzehnts dürften weitere 4,7 Millionen gefertigte Einheiten pro Jahr hinzukommen. Die Produktion der Koreaner in Asien (ohne Südkorea) dürfte bis 2019 um gut 60 Prozent auf 3,4 Millionen Fahrzeuge zulegen.
Neue Mobilitätsbedürfnisse fordern Industrie heraus
Eine große Herausforderung für Hersteller und Zulieferer ist zudem die Veränderung der Mobilitätsbedürfnisse, die sich zumindest auf wichtigen Teilmärkten der Industrieländer abzeichnet. So identifiziert die Studie verschiedene Konsumentengruppen, die in Abhängigkeit von Lebensort und Lebensphase („Stadt – Land – Kind“) sehr unterschiedliche Anforderungen an das Automobil stellen – wenn sie überhaupt noch eines benötigen.
Die Automobilhersteller reagieren darauf, indem sie ihr Selbstverständnis überdenken und entsprechend anpassen: der Wandel vom Autobauer zum integrierten Mobilitätsdienstleister hat in den meisten Fällen bereits begonnen. Die immer selbstverständlichere Vernetzung der Konsumenten – im Jahr 2017 werden bereits 80 Prozent der Handynutzer in westlichen Industrienationen ein Smartphone nutzen – lässt die Branche Mobilität neu denken.
Das Thema der Kommunikation von Fahrzeugen mit ihrer Umwelt ist auf der Agenda von Automobilmanagern ganz nach oben gerückt und bietet den Herstellern ein unbegrenztes Spektrum für Smartphone- bzw. internetbasierte Serviceinnovationen. Neue Dienste und Apps bergen die Chance für die Automobilhersteller, ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und neue Umsatzquellen zu erschließen.
Weitere Informationen unter: www.pwc.de/Automotive-Studie-2013
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