Damit Industrie 4.0 keine Utopie bleibt

Wer in der Industrie 4.0 wettbewerbsfähig sein will, muss auch die digitale Kompetenz seiner Mitarbeiter - beispielsweise in der Fabrik- und Logistikplanung - erhöhen. Foto: TU Chemnitz/Hendrik Schmidt

Nach der Mechanisierung, Elektrifizierung und Digitalisierung der Industrie stehen wir nun mit dem Einzug des „Internets der Dinge“ in der Fabrik am Anfang einer neuen industriellen Revolution. Angesichts des wachsenden globalen Wettbewerbs und solcher weltweiten Trends wie Ressourcenknappheit, demografischer Wandel und Urbanisierung entscheidet heute die sogenannte „Industrie 4.0“ über die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaftsstandorten. In der Fabrik von morgen ist alles miteinander vernetzt, so können dank intelligenter Chips beispielsweise Maschinen und Bauteile über Funk miteinander kommunizieren. Durch diese Vollautomatisierung organisiert sich die Fertigung nahezu von alleine. Damit ändern sich Produktions- und Geschäftsprozesse sowie die Unternehmenskultur, aber auch an die Qualifizierung von Mitarbeitern werden völlig neue Anforderungen gestellt.

So auch in der Automobilbranche: „Ohne die Zulieferindustrie, die heute schon 70 Prozent der Wertschöpfung eines Autos verantwortet, bleibt die Vision einer Industrie 4.0 blanke Utopie“, so Prof. Dr. Werner Olle, Direktoriumsmitglied des Chemnitz Automotive Institute (CATI), in einer aktuellen Studie des Instituts. Die Veröffentlichung mit dem Titel „Industrie 4.0 braucht den Mittelstand“, die in Zusammenarbeit mit dem Chemnitzer IT-Unternehmen CARNET GmbH entstanden ist, steht)zum kostenlosen Download bereit: http://cati.institute/damit-industrie-4-0-keine-utopie-bleibt/

Die Studie setzt auf aktuellen Befragungen des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Techconsult auf, die bei über 1.000 mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum zeigen, dass das Thema Industrie 4.0 dort noch längst nicht angekommen ist.

Wesentliche Hemmnisse liegen darin begründet, dass die Inhalte einer Industrie 4.0 häufig zu unscharf sind und der mögliche wirtschaftliche Nutzen nicht transparent ist. Folglich bleiben Interesse und Bereitschaft mittelständischer Unternehmen auf der Strecke.

Was ist zu tun? Drei Ansatzpunkte werden durch das Chemnitz Automotive Institute, Geschäftsbereich der TUCed Institut für Weiterbildung GmbH an der Technischen Universität Chemnitz formuliert und praktisch verfolgt. Die Experten nennen als ersten wichtigen Aspekt die notwendige Sensibilisierung mittelständischer Unternehmen für ein ganzheitliches Verständnis von Industrie 4.0 als Paradigmenwechsel zu intelligent vernetzten Geschäfts- und Produktionsprozessen.

„Darüber hinaus empfehlen wir die Entwicklung einer Strategie der kleinen Schritte für mittelständische Unternehmen in Form von digitalen Teilprojekten, durch die die Unternehmen Elemente einer Industrie 4.0 in ihren Fabriken einführen können – und dies mit bewertbarem wirtschaftlichen Nutzen“, sagt Prof. Dr. Christoph Igel, Direktor der TUCed und Direktoriumsmitglied von CATI.

Als dritten Punkt favorisiert CATI Qualifizierungsmaßnahmen für mittelständische Unternehmen zum Thema Industrie 4.0 zunächst für Fach- und Führungskräfte, um diese als Initiatoren und Promotoren für dieses Zukunftsthema in ihren Betrieben zu befähigen.

Der Sensibilisierung mittelständischer Unternehmen dienen unter anderem Veranstaltungen wie der Landeskongress der Offensive Mittelstand Sachsen, der Ende Januar 2015 an der Technischen Universität Chemnitz stattfand.

Das Chemnitz Automotive Institute hat zudem mit mittelständischen Partnern aus der Region seit Anfang März mit digitalen Teilprojekten begonnen, die das Kernelement einer Industrie 4.0, insbesondere die Verfügbarkeit von Informationen in Echtzeit, zum Inhalt haben und diese Anforderung für die Produktions- und Auftragssteuerung mittelständischer Unternehmen konkretisieren.

Außerdem starteten die TUCed und CATI eine Initiative, um im Rahmen des Automobilclusters Ostdeutschland (ACOD) ein „Kompetenzcluster Qualifizierung und Weiterbildung“ ins Leben zu rufen und aktiv mitzugestalten. Der Fokus liegt dabei auf dem Zukunftsthema Industrie 4.0 und dessen Umsetzung in der kompletten automobilen Wertschöpfungskette bis hin zum Lieferanten. „Industrie 4.0 braucht nicht nur den Mittelstand, sondern auch die digitale Kompetenz der Menschen“, so Prof. Igel.

Weitere Informationen: CATI – Chemnitz Automotive Institute, Prof. Dr. Christoph Igel, E-Mail christoph.igel@cati.tuced.de, www.cati.institute 

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Mario Steinebach Technische Universität Chemnitz

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