Eine Zukunftsagenda für mehr Innovationskraft – Innovation for Transformation

(c) Bertelsmann Stiftung

Innovationen sind einer der wichtigsten Schlüssel zu Wohlstand und zur Lösung der drängenden gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. Deutschland braucht jedoch mehr Innovationskraft, wenn es künftig mit anderen Ländern und Weltregionen Schritt halten will – gerade in wichtigen Zukunftstechnologien. Wie es gelingen kann, Innovationskraft für mehr Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt zu stärken und dabei neue Innovationspotenziale zu erschließen, zeigt eine weltweite Good-Practice-Recherche der Bertelsmann Stiftung.

Dringender Handlungsbedarf in Sachen Innovation, aber auch große Potenziale

Zweifellos gibt es in Deutschland großen Erfindergeist, eine exzellente Grundlagenforschung und viele innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen – alles in allem lässt sich von enormen Innovationspotenzialen sprechen. Doch ein genauerer Blick zeigt: Der Innovationsgrad hat in den letzten Jahren eher abgenommen. Die Zahl der Gründungen sinkt, sogenannte Sprunginnovationen kommen selten aus Deutschland, die Digitalisierung lahmt. Gleichzeitig wachsen die großen gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen: der Klimawandel, die Begrenzung natürlicher Ressourcen oder die demographische Alterung. „Angesichts dieser Herausforderungen ist eine abnehmende oder stagnierende Innovationsfähigkeit für Deutschland und Europa sehr problematisch: Wir sind technologisch im Rückstand – und riskieren den wirtschaftlichen Wohlstand und die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaften”, sagt Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Da die bestehenden Instrumente und Politiken zur Bewältigung dieser Herausforderungen nicht ausreichen, bedarf es völlig neuer Ansätze. Innovationen sind daher der grundlegende Treiber einer umfassenden Transformation hin zu einer sozial wie ökologisch nachhaltigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen sind gegeben. In Deutschland gibt es großen Handlungsbedarf, aber auch enorme Innovationspotenziale, die man beherzt und ambitioniert erschließen sollte.

Die Bertelsmann Stiftung ist gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe der Frage nachgegangen, wie sich diese Potenziale erschließen lassen – um Innovationen zu fördern, die sowohl zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand als auch zu gesellschaftlichem Fortschritt beitragen. Im Rahmen des Reinhard Mohn Preises 2020 wurden auf Basis einer weltweiten Good-Practice-Recherche beispielhafte Politiken, Institutionen und Mechanismen aus 13 Ländern analysiert. Die unter dem Titel „Innovation for Transformation“ gesammelten Erkenntnisse liegen nun in vier detaillierten Ergebnispapieren und einer „Zukunftsagenda“ vor. Im Zentrum der „Zukunftsagenda: Innovation for Transformation“ stehen dabei konkrete Handlungsempfehlungen für die deutsche wie europäische Politik.

Ambitionierte Ziele formulieren, Sprunginnovationen fördern, Start-ups besser unterstützen

Laut den Studienautoren sind durchaus tiefgreifende Veränderungen nötig. Ein wichtiger Ansatzpunkt der Zukunftsagenda: Eine erfolgreiche Innovationspolitik braucht einen handlungsfähigen und proaktiv agierenden Staat mit wirkungsvollen Institutionen. Die hiesige Innovationspolitik sollte noch stärker auf gemeinschaftlich ausgehandelte, sektorübergreifende Ziele ausgerichtet werden – beispielsweise im Bereich „grünes Wachstum“ oder der wertebasierten Entwicklung digitaler Technologien. Ebenso sollte man institutionelle Anpassungen erwägen, wie etwa die Einrichtung einer Innovationsagentur als „Change Agent“. Ein solcher Change Agent kann helfen, Innovationsakteure wirksam auf die großen gesellschaftlichen Transformationsziele auszurichten und die Umsetzung missionsorientierter Innnovationsstrategien zu verbessern. Hierbei lohnt ein Blick auf erfolgreiche institutionelle Praktiken in anderen Ländern, wie etwa in Gestalt der schwedischen Innovationsagentur Vinnova, der israelischen Innovation Authority oder der britischen Innovationsstiftung Nesta.

Zudem auf der Agenda: Die Förderung von Austausch- und Vernetzungsprozessen zwischen verschiedenen Bereichen, wie etwa Staat, Unternehmen, Forschung und Zivilgesellschaft. „Gerade um Lösungen für gesellschaftliche Problemlösungen zu erarbeiten, muss man über sektorale Grenzen und Silos hinweg denken. Offene, partizipative Innovationsprozesse führen zu einem besseren Problemverständnis – und dann auch zu passgenauen Lösungen“, erläutert Dr. Daniel Schraad-Tischler, Director des Programms Nachhaltig Wirtschaften der Bertelsmann Stiftung. Beispielsweise könnten bestehende (regionale) Innovationszentren gezielt um zivilgesellschaftliche Perspektiven erweitert und auf konkrete gesellschaftliche Veränderungsziele ausgerichtet werden, wie dies etwa im schwedischen Modell sogenannter „Science Parks“ der Fall ist.

Weitere vielversprechende Ansatzpunkte erkennen die Studienautoren in der noch intensiveren Förderung hochtechnologischer Sprunginnovationen und kreativer Start-ups. Zudem scheitern zu viele gute Geschäftsideen bei der Kommerzialisierung. Hier raten die Autoren unter anderem zu einer Flexibilisierung der Gründungsförderung sowie einer bewussten Unterstützung auch hochriskanter Projekte – besonders dann, wenn diese einen gesellschaftlichen Mehrwert erkennen lassen. Vorbildhafte Beispiele hierfür sind in der Schweiz, in Großbritannien oder Israel zu finden.

„Ohne Zweifel gibt es enormen Veränderungsbedarf. Doch gerade der tiefe Einschnitt durch die Corona-Krise bietet jetzt die große Chance, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prioritäten anzupassen und sie mit einer Agenda für mehr Innovationskraft sinnvoll zu verbinden. Dann kann Innovation zum Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit werden“, resümiert Dr. Jan Breitinger, Innovationsexperte der Bertelsmann Stiftung. „Dabei bleibt auch festzuhalten: Aller Probleme zum Trotz hat die Innovationspolitik in Deutschland und Europa so gute Voraussetzungen wie nie zuvor. Diese sollten wir nutzen, um gezielt und ambitioniert die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen“, fordert Brigitte Mohn.

Die Studien und ausführliche Zusatzinformationen sind abrufbar unter www.bertelsmann-stiftung.de/innovation-for-transformation-de

Norbert Osterwinter
Project Manager
Programm Nachhaltig Wirtschaften

Bertelsmann Stiftung
Carl-Bertelsmann-Straße 256 | 33311 Gütersloh | Germany

Telefon: +49 5241 81-81484 | Fax: +49 5241 81-681484
E-Mail: norbert.osterwinter@bertelsmann-stiftung.de

www.bertelsmann-stiftung.de

Video: Reinhard Mohn Preis 2020 – Wie können wir unsere Innovationskraft stärken?

Media Contact

Norbert Osterwinter
Bertelsmann Stiftung

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Lange angestrebte Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium

… hilft bei Zeitskalenbestimmung der Sonnenentstehung. Wie lange hat eigentlich die Bildung unserer Sonne in ihrer stellaren Kinderstube gedauert? Eine internationale Kollaboration von Wissenschaftler*innen ist einer Antwort nun nähergekommen. Ihnen…

Soft Robotics: Keramik mit Feingefühl

Roboter, die Berührungen spüren und Temperaturunterschiede wahrnehmen? Ein unerwartetes Material macht das möglich. Im Empa-Labor für Hochleistungskeramik entwickeln Forschende weiche und intelligente Sensormaterialien auf der Basis von Keramik-Partikeln. Beim Wort…

Klimawandel bedroht wichtige Planktongruppen im Meer

Erwärmung und Versauerung der Ozeane stören die marinen Ökosysteme. Planktische Foraminiferen sind winzige Meeresorganismen und von zentraler Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums CEREGE in…