Ergebnisse der dritten Studie zur akuten Hepatitis C des „Kompetenznetz Hepatitis“ publiziert
Eine jetzt in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ publizierte Studie des HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung hat die Frage geklärt, ob diese Therapie sofort beginnen muss oder ob zunächst abgewartet werden kann, weil die Erkrankung in einigen Fällen von selbst („spontan“) ausheilt. Diese weltweit einmalige Studie war nur durch das Netzwerk des HepNet Study-House möglich.
Das Hepatitis C-Virus wird durch infiziertes Blut übertragen. Das Virus dringt in die Leberzellen ein und vermehrt sich dort sehr schnell. Dabei schädigt es die Leberzellen. Das Immunsystem bekämpft das Virus, indem es befallene Leberzellen zerstört. Dadurch wird die Funktion der Leber immer weiter eingeschränkt. Oft setzt sich das Virus im Körper fest und kann ohne eine medikamentöse Therapie nicht besiegt werden. Die Erkrankung wird dann „chronisch“, also dauerhaft. Die ersten sechs Monate nach Infektion spricht man von einer „akuten HCV-Infektion“. In dieser Zeit kann die Hepatitis C ohne Behandlung („spontan“) ausheilen. Das geschieht in zehn bis 50 Prozent der Fälle.
Bei der akuten Hepatitis C gibt es daher zwei Möglichkeiten: Sofort behandeln oder zunächst abwarten, ob die Erkrankung ohne Medikamente ausheilt und – wenn das nicht eintrifft – zu einem späteren Zeitpunkt behandeln.
Die Studie, die im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung durchgeführt wurde, hat beide Möglichkeiten gegenübergestellt und ihre Wirksamkeit verglichen. Es handelt sich um die größte prospektive Studie zur akuten Hepatitis C in Europa. An der Studie zu dieser seltenen Erkrankung nahmen 132 Patienten aus 72 Zentren in ganz Deutschland teil. Es beteiligten sich Patienten mit einer akuten Hepatitis C, die zum Teil Symptome der Erkrankung zeigten (107) und Patienten, die keine Beschwerden hatten (25). Die Studie begann im April 2004 und konnte nach einer Laufzeit von neun Jahren ausgewertet und veröffentlicht werden.
Sie zeigt, dass eine sofortige Behandlung mit pegyliertem Interferon-alfa-2b über 24 Wochen zu hohen Ausheilungsraten führt. Das gilt für Patienten mit Symptomen und ohne Symptome. Die später begonnene Therapie ist ebenfalls sehr effektiv. Aber eine höhere Anzahl von Patienten besuchen ihren Arzt nicht mehr, so dass sie später nicht behandelt werden können. Die verzögerte Therapie hat den Vorteil, dass sie die spontane Ausheilung berücksichtigt und so eine unnötige medikamentöse Therapie verhindert werden kann.
Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Behandlung von Patienten mit akuter Hepatitis C. Nun kann der Arzt auf dieser Basis mit dem Patienten entscheiden, ob er eine Therapie sofort beginnt oder ob er zunächst abwartet.
„Diese Studie, inzwischen die dritte zur akuten Hepatitis C, zeigt, wie wichtig das HepNet Study-House ist. Hier können wir „mit langem Atem“ Studien durchführen, die für die Patienten enorm wichtig sind, aber nicht im Fokus der Pharmafirmen stehen. Und wir können uns kontinuierlich mit den Erkrankungen befassen. Seit der Gründung des „Kompetenznetz Hepatitis“ und seines HepNet Study-House im Jahr 2002 haben wir in großen Studien die Virushepatitis erforscht. Dabei waren viele Studien weltweit bedeutend und haben Ergebnisse erbracht, die heute noch elementar für die Behandlung der Virushepatitis sind“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorsitzender der Deutschen Leberstiftung und Leiter der Studie, die Bedeutung des HepNet Study-House und seiner Studien. „Dieser Erfolg ist nur möglich durch die gute Zusammenarbeit im HepNet Study-House. Wir danken den Zentren und Patienten, die durch ihre Mitarbeit den Erfolg der Studie erst möglich gemacht haben“, betont Prof. Dr. M. P. Manns. Gefördert wurde die Studie durch die Essex Pharma GmbH/MSD SHARP & DOHME GmbH. Aktuell plant die Deutsche Leberstiftung im HepNet Study-House die vierte Studie zur Hepatitis C mit neuen Interferon-freien Medikamenten.
Der Artikel “Delayed versus immediate treatment for patients with acute hepatitis C: a randomised controlled non-inferiority trial.” (Deterding K et al.) mit den Ergebnissen der Studie ist in der Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ (June 2013, Volume 13, Number 6) erschienen.
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