Erste Ergebnisse der „Partner-Studie“: HIV-Therapie minimiert Übertragungsrisiko
Dies zeigt die europaweite „Partner-Studie“, in die 1 145 serodiskordante Paare eingeschlossen wurden, das heißt je ein Partner war HIV-positiv und einer HIV-negativ. Die HIV-infizierten Partner waren so gut mit Medikamenten behandelt, dass keine Viren mehr im Blut nachweisbar waren.
Auf dem 12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014) werden detaillierte Ergebnisse der aktuellen Studie dem deutschen Fachpublikum präsentiert und diskutiert.
Die Studie, die europaweit an über 75 HIV-Zentren durchgeführt wurde, untersucht das Risiko einer HIV-Übertragung bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, wenn der jeweils infizierte Partner erfolgreich mit Medikamenten behandelt wird. Bei konsequenter Einnahme virushemmender Medikamente gelingt es heute, die so genannte „Viruslast“ auf weniger als 40 HIV-RNA Kopien pro Milliliter im Blutplasma zu senken. Das heißt, im Blut der behandelten Patienten befindet sich nur sehr wenig Erbmaterial der AIDS-auslösenden Viren.
Die Forscher untersuchten und befragten 458 homosexuelle und 687 heterosexuelle Paare. Bei durchschnittlich einem ungeschützten Geschlechtsverkehr pro Woche und Paar wurde das HI-Virus nicht zwischen den Partnern übertragen. Dennoch infizierten sich einige Teilnehmer – jedoch über weitere Sexualpartner außerhalb der festen Partnerschaften:
„Über die Analyse der genetischen Struktur der Viren konnten wir eine Infektion über den festen Partner ausschließen“, sagt Professor Dr. med. Jan van Lunzen, Kongresspräsident des KIT und Leiter der deutschen Studiengruppe der Partner-Studie.
Ein kleines statistisches Restrisiko bleibt, betont van Lunzen. Es ist zudem in dieser Studie für den Analverkehr größer als für andere Formen des Geschlechtsverkehrs. Die Forscher erfassten mehr Fälle von Vaginalsex als von Analsex, deshalb sind Aussagen zum Analverkehr bisher nicht so genau wie die zum Vaginalverkehr. In einer Fortführung der Partner-Studie sollen nun die Ergebnisse auch bei homosexuellen Paaren belastbarer werden.
„Keinesfalls sollen unsere Ergebnisse zu ungeschütztem Verkehr auffordern“, so van Lunzen, der den Bereich Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet. In erster Linie gehe es darum, das Ansteckungsrisiko deutlich zu senken – die Studie zeigt, dass dies gelingen kann. Am Ende stehe jedoch immer die individuelle Entscheidung der einzelnen Paare.
Insbesondere ist diese Studie bedeutsam für serodiskordante Paare mit Kinderwunsch. Die Ergebnisse senken darüber hinaus die psychologische Belastung innerhalb der Partnerschaften. „HIV-infizierte Patienten leben sehr häufig mit der stigmatisierenden Angst, andere Menschen anstecken zu können.
Dies ist überaus belastend, und die Ergebnisse der Studie wurden daher sehr positiv von HIV-infizierten Menschen aufgenommen“, so van Lunzen. Kondome bieten jedoch auch weiterhin den besten Schutz vor einer HIV-Infektion.
„Das Ergebnis entbindet HIV-Infizierte nicht von der Pflicht, auch weiterhin verantwortungsvoll mit dem Schutz ihrer Sexualpartner umzugehen,“ sagt van Lunzen. Weitere Konsequenzen dieser Forschungsergebnisse diskutieren Experten bei der Pressekonferenz anlässlich des Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin am 26. Juni 2014 in Köln.
Terminhinweise:
Pressekonferenz anlässlich des
12. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014)
Termin: Donnerstag, 26. Juni 2014, 11.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Gürzenich, Köln, Raum K3 (EG)
Symposium: HIV – Prävention und Therapie
Vorsitz: J. Rockstroh, Bonn; J. van Lunzen, Hamburg
Termin: Freitag, 27. Juni 2014, 13.45 bis 14.45 Uhr
Ort: Gürzenich, Köln, Großer Saal
Kontakt für Journalisten:
Kongresspressestelle
12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
Janina Wetzstein/Anna Voormann/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457
Fax: 0711 8931-167
wetzstein@medizinkommunikation.org
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