Gedächtnisbildung im Schlaf

Zahlreiche Arbeiten der letzten Jahre legen nahe, dass ein gesunder Schlaf Lernen und Gedächtnisbildung begünstigt. Freiburger Forscher und Forscherinnen legen nun aktuelle Daten vor, die zeigen, dass dieser Prozess der schlafgebundenen Gedächtniskonsolidierung bei PatientInnen mit primärer Insomnie gestört ist.

Die primäre Insomnie ist eine häufige Schlafstörung, die etwa fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung betrifft. Die Betroffenen haben eine chronische Schlafstörung mit erheblichen Auswirkungen auf ihre Befindlichkeit am Tag, ohne dass dies durch eine anderweitige körperliche oder psychische Erkrankung oder Substanzgebrauch, wie Medikamente, Alkohol oder Drogen, zu erklären ist.

In der vorliegenden Untersuchung lernten PatientInnen mit Insomnie und Vergleichsgruppen von ProbandInnen mit gesundem Schlaf abends und morgens eine neue motorische Aufgabe in Form von Spiegelzeichnen (prozedurales Lernen) sowie neue Textinformationen (deklaratives Lernen). Eine Gruppe von gesunden ProbandInnen lernte abends und schlief nach der Lernphase ungestört im Schlaflabor. Nach zwölf Stunden zeigten sie am Morgen eine deutlich bessere Verfestigung der neuen Gedächtnisspuren als eine Gruppe von gesunden ProbandInnen, die morgens gelernt hatte und deren Gedächtnis zwölf Stunden später am Abend getestet wurde. Dieser Befund stützt die Ausgangshypothese, dass gesunder Schlaf Gedächtnisbildung begünstigt.

PatientInnen mit Insomnie lernten am Tag genauso gut wie die gesunden Probanden. Dies weist darauf hin, dass diese Patientengruppe nicht von einer generellen Gedächtnisstörung betroffen ist. Hingegen konnten die PatientInnen, die abends lernten und anschließend wie erwartet ein gestörtes Schlafprofil im Schlaflabor zeigten, nicht wie die gesunden ProbandInnen von einer Schlafphase nach dem Lernen profitieren. Dies weist zusammenfassend darauf hin, dass gesunder Schlaf Gedächtnisbildung begünstigt und dass diese schlafassoziierte Gedächtnisbildung bei PatientInnen mit Insomnie gestört ist.

Weitere Untersuchungen sind notwendig, um den Einfluss verschiedener Therapieverfahren, wie Pharmakotherapie, Entspannungsverfahren oder Psychotherapie, auf den Schlaf und seine verschiedenen Funktionen zu untersuchen.

Die Studien sind veröffentlicht in: Nissen C., Kloepfer C., Feige B, Piosczyk H., Spiegelhalder K., Voderholzer U., Riemann D. (2011): Sleep-related memory consolidation in primary insomnia. Journal of Sleep Research 20: 129-136.

Kontakt:
Dr. Christoph Nissen
Oberarzt
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Tel.: 0761 270-65010
Fax: 0761 270-66190
E-Mail: christoph.nissen@uniklinik-freiburg.de

Media Contact

Christine Parsdorfer idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-freiburg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Kobalt-Kupfer-Tandem gelingt die Umwandlung von Kohlendioxid zu Ethanol

Enge Nachbarschaft von Kobalt und Kupfer auf einer Elektrode ermöglicht die selektive Umwandlung des Treibhausgases CO₂ zu Ethanol – Nachhaltigkeit im Fokus der chemischen Forschung. Die anhaltende Freisetzung von Kohlendioxid…

Parkinson: Hirnstimulation kann Dopamineffekt nachahmen

Charité-Forschende entschlüsseln Signale, die willentlichen Bewegungen vorausgehen. Verlangsamte Bewegung, Zittern, steife Muskeln: Symptome, die für eine Parkinson-Erkrankung typisch sind. Verantwortlich ist der Verlust des auch als Glückshormon bekannten Botenstoffes Dopamin,…

Bestrahlung von innen – endobronchiale Brachytherapie

… am UKL ermöglicht zielgenaue Behandlung von Lungenkarzinomen. An der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Leipzig können Patient:innen, die an einem im Bronchus sichtbaren Lungenkarzinom mit geringer Ausdehnung…

Partner & Förderer