Hartz-IV-Empfänger schätzen ihre Gesundheit schlechter ein als Erwerbstätige
Aufstockern geht es nach eigener Einschätzung gesundheitlich etwas besser als arbeitslosen Hartz-IV-Empfängern, beiden geht es aber deutlich schlechter als Erwerbstätigen ohne Grundsicherungsbezug. Von den Erwerbstätigen berichtet jeder Fünfte von starken gesundheitlichen Einschränkungen.
Die Gesundheit ehemaliger Hartz-IV-Empfänger, die erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt integriert wurden, ist deutlich besser als die der weiterhin Bedürftigen und unterscheidet sich nicht von der anderer Erwerbstätiger.
45 Prozent der männlichen und 38 Prozent der weiblichen Hartz-IV-Empfänger nannten bei der Befragung schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen, wiesen eine amtlich anerkannte Behinderung auf oder haben einen Antrag auf Anerkennung einer Behinderung gestellt.
Bei erwerbstätigen Männern und Frauen ohne Grundsicherungsbezug waren es dagegen 19 Prozent. Gesundheitliche Einschränkungen müssen also nicht generell einer Beschäftigung entgegenstehen, erklären die Arbeitsmarktforscher.
Die Unterschiede fallen bei subjektiven Indikatoren wie der Gesundheitszufriedenheit stärker aus als bei objektiven wie etwa dem Vorliegen einer Behinderung.
Körperliche Einschränkungen wurden sehr viel häufiger genannt als psychische. 42 Prozent der männlichen und 33 Prozent der weiblichen Hartz-IV-Empfänger berichteten von körperlichen Einschränkungen. Psychische Erkrankungen nannten acht Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen.
Die Befragungsergebnisse gäben keinen Aufschluss über die Wirkungsrichtung beim statistischen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Krankheit, betonen die IAB-Forscher. Die Ergebnisse könnten sowohl daraus resultieren, dass Arbeitslosigkeit krank mache, als auch daraus, dass Krankheit bedürftig mache.
Zudem könnten weitere Faktoren, die sowohl mit Arbeitslosigkeit als auch mit Gesundheit zusammenhängen, zu den Ergebnissen führen. So haben die Forscher das Gesundheitsverhalten als möglichen Erklärungsansatz untersucht. Die Ergebnisse fielen jedoch uneinheitlich aus. Bei einigen Indikatoren wie Alkoholkonsum oder täglichem Sport berichteten Hartz-IV-Empfänger gesundheitsbewussteres Verhalten als Erwerbstätige gleichen Alters ohne Grundsicherungsbezug.
Andererseits gaben sie häufiger an, zu rauchen oder nie Sport zu treiben. Die Unterschiede im Gesundheitsverhalten würden daher nur einen sehr geringen Anteil des schlechteren Gesundheitszustandes der Hartz-IV-Empfänger erklären, unterstreichen die IAB-Forscher.
„In der Praxis der Arbeitsvermittlung kann sich der im Durchschnitt schlechtere Gesundheitszustand von Leistungsbeziehern als Vermittlungshemmnis darstellen“, schreiben die Arbeitsmarktforscher. Daher empfiehlt das IAB eine möglichst gute Vernetzung von Akteuren der Gesundheits- und Arbeitsförderung.
Die IAB-Studie beruht auf einer Befragung von 11.748 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren.
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