Hepatitis: Nebenwirkungen und Kosten minimierbar
Akute Hepatitis C-Virusinfektionen behandeln Ärzte in der Regel umgehend mit einer Interferon-Therapie. Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Kompetenznetz Hepatitis fanden in Europas bisher größter Studie zur akuten Hepatitis C heraus, dass es auch möglich ist, dem Körper zunächst für einige Monate die Chance zu geben, sich ohne Therapie gegen das Virus zu wehren. Ist das Virus dann noch im Körper, kann eine ebenso wirksame Therapie begonnen werden.
„Das Abwarten kann unnötige Nebenwirkungen ersparen und die Kosten für Medikamente senken. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist jedoch eine sorgfältige Überwachung des Patienten während der Wartezeit und gegebenenfalls eine konsequente Behandlung“, sagt Dr. Katja Deterding, die gemeinsam mit Professor Dr. Heiner Wedemeyer (MHH) und Privatdozent Dr. Norbert Grüner (Klinikum Großhadern, München) die Studie im HepNet Study-House der Deutschen Leberstiftung unter der Leitung von Professor Dr. Michael P. Manns koordinierte.
An der „Akute HCV-III Studie“ nahmen in der Zeit von 2004 bis 2010 deutschlandweit 72 Zentren mit 132 Patienten teil. Die Ergebnisse veröffentlichte die hochrangige Zeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“. Hepatitis C kann zu schweren Leberschädigungen und zu Krebs führen. Weltweit sind 130 bis 180 Millionen Menschen von chronischer Hepatitis C betroffen. Das Virus wird durch Blut übertragen.
Die Wissenschaftler teilten Patienten, die eine akute Hepatitis C-Virusinfektion hatten, in zwei Gruppen ein. Die erste Gruppe behandelten sie umgehend 24 Wochen lang mit „pegyliertem Interferon alfa-2b“. Bei den Patienten der zweiten Gruppe kontrollierten sie regelmäßig, ob sie das Hepatitis C-Virus noch in sich trugen. Die Patienten, bei denen die Infektion nach zwölf Wochen noch vorhanden war, erhielten ebenfalls 24 Wochen lang dieses Interferon – und zusätzlich das Medikament Ribavirin, damit die Krankheit nicht chronisch wird. Eine dritte Gruppe von Patienten, die eine so genannte asymptomatische akute Hepatitis C-Virusinfektion hatten, erhielten alle eine sofortige Therapie. Dies waren zum Beispiel Angehörige medizinischer Berufe, die sich über eine Nadelstichverletzung infiziert hatten.
Mehr als 90 Prozent der Patienten, die sich sofort behandeln ließen, waren anschließend gesund. Ebensoviele der Patienten konnten geheilt werden, die nach zwölf Wochen Wartezeit das Virus noch hatten und anschließend die Kombinationstherapie erhielten. 21 Prozent dieser Patienten brauchten die Therapie nicht, da ihr Körper das Virus selbst erfolgreich bekämpft hatte. „Auch bei der verzögerten Kombinationstherapie stehen die Chancen also sehr gut, das Virus dauerhaft zu eliminieren“, erklärt Professor Manns. „Die Entscheidung, welches der beste Weg ist, muss der Arzt für jeden Patienten individuell treffen. Voraussetzung für das Abwarten ist, dass sich der Patient regelmäßig testen lässt und vor allem, dass er die Behandlung, wenn sie denn notwendig wird, auch konsequent durchführt“, ergänzt Professor Wedemeyer.
Weitere Informationen erhalten Sie von Dr. Katja Deterding, Telefon (0511) 532-6819, deterding.katja@mh-hannover.de oder Prof. Dr. Heiner Wedemeyer (0511) 532-6818, wedemeyer.heiner@mh-hannover.de
Die Originalpublikation finden Sie unter:
http://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(13)70059-8/abstract
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