Jugendverschuldung – Projekt zur Bedeutung von Geld im Jugendalter
Die Überschuldung in Deutschland stagniert. Bei Jugendlichen im Alter von 18 bis 20 Jahren ist sie im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zurückgegangen, doch im Vergleich zu 2004 um über 300 Prozent angestiegen.
Damit hat in dieser Altersgruppe die Überschuldung am stärksten zugenommen und liegt bei aktuell 213.000 Schuldnerinnen und Schuldnern. Das sind Ergebnisse aus dem neuesten SchuldnerAtlas, der am 6. November von der Creditreform Wirtschaftsforschung veröffentlicht wurde.
Während Arbeitslosigkeit und gescheiterte Selbstständigkeit an Bedeutung verlieren, nehmen beispielsweise Krankheitsgründe als Ursache für eine Verschuldung zu.
„Jugendliche im Konsumrausch“ ist nur eines der Pauschalurteile, wenn es um Geld und Jugendliche geht. Aber nicht immer passen solche Aussagen zu den Erfahrungen und Lebensgeschichten der Jugendlichen selbst. So berichtet Alex, 16 Jahre alt, dass er Zeitungen austrägt, um seinen Eltern in ihrer schwierigen finanziellen Lage zu helfen, oder die 14-jährige Nadin versteckt sich in den Schulpausen auf den Toiletten, weil sie wegen ihrer auf dem Flohmarkt gekauften Kleidung von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern gehänselt wird.
Hier setzt das von Herzenssache – der Kinderhilfsaktion von SWR, SR und Sparda-Bank – geförderte Projekt „Ohne Geld geht gar nix… Jugendliche in der Konsumgesellschaft“ an, das am Schuldnerfachberatungszentrum (SFZ) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Arbeitsbereich „Jugend und Schulden“ durchgeführt wird. Es ist an drei Schulen im Saarland, in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gestartet. Was bedeutet Geld im Alltag der Jugendlichen und in der Gesellschaft? Welche Erfahrungen haben sie mit Geld und welche Erwartungen sind daran geknüpft? Im Projekt sollen Jugendliche von Jugendlichen lernen (Peer-to-Peer-Education) und ihre Erfahrungen an Mitschülerinnen und Mitschüler weitergeben. In einem weiteren Schritt werden die Ergebnisse und Materialien auch anderen Schulen zur Verfügung gestellt.
„Wir freuen uns sehr, mit diesem Projekt neue Wege zu beschreiten und den vielfältigen Bedeutungen von Geld im Jugendalter nachzugehen. Wir sind davon überzeugt, mit diesem Projekt Neuland zu betreten, um aus ‚erster Hand‘ an den alltäglichen Erfahrungen von jungen Menschen anzuknüpfen und die bisherigen stereotypen Sichtweisen des Umgangs mit Geld zu überwinden. Denn weder Konsumrausch noch die fehlenden Kompetenzen im Umgang mit Geld geben auch nur annähernd die Lebensrealität von jungen Menschen wieder“, sagt Prof. Dr. Cornelia Schweppe, Leiterin des Schuldnerfachberatungszentrums an der Universität Mainz.
Detaillierte Informationen über das Projekt sind auf den Internetseiten www.swr.de/herzenssache und www.sfz.uni-mainz.de/jus zu finden.
Das Schuldnerfachberatungszentrum an der Universität Mainz wurde im Juni 1999 im Zuge der Einführung des Verbraucherinsolvenzverfahrens gegründet und ist eine bundesweit einmalige Einrichtung, die sowohl die Schuldnerberatungsstellen des Landes unterstützt als auch Forschung betreibt.
Beteiligte Schulen:
Baden Württemberg: Internationale Gesamtschule Heidelberg
Rheinland-Pfalz: Berufsbildende Schule Ingelheim
Saarland: Friedrich-Schiller-Schule Heusweiler
Weitere Informationen:
Natasa Kranz-Kuljic, Tel. 06131 39–38500
Nele Sieker, Tel. 06131 39–38502
Institut für Erziehungswissenschaft
Schuldnerfachberatungszentrum (SFZ)
Arbeitsbereich Jugend und Schulden
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
D 55099 Mainz
Fax +49 6131 39-38503
E-Mail: jus@uni-mainz.de
http://www.sfz.uni-mainz.de/jus/19.php
Herzenssache e.V.
Astrid Bierschenk, Tel. 06131 929-33926, astrid.bierschenk@swr.de
Weitere Links:
http://www.sfz.uni-mainz.de/jus/ (Arbeitsbereich Jugend und Schulden des SFZ)
http://www.swr.de/herzenssache/
http://www.uni-mainz.de/presse/54545.php (Pressemitteilung vom 18.12.2012)
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