Klimawandel und Wintersport: Ausgeschneit

Eine neue Studie zeigt: Solche Tage werden seltener und kommen künftig später in der Saison. Die Tourismusmanager in den Wintersportgebieten müssen umdenken.

Auf deutsche Skigebiete kommen schwierige Zeiten zu. Aufgrund des Klimawandels werden langfristig nur ein bis zwei Skigebiete in Deutschland übrigbleiben. Das zeigt eine neue Studie von Jürgen Schmude, Geographieprofessor an der LMU, die demnächst im Fachmagazin „Tourism Economics“ erscheint.

Schmude und seine Mitarbeiterin Anja Berghammer haben den Parameter des „optimalen Skitags“ eingeführt, um die wirtschaftliche Entwicklung des Ski-Tourismus zu berechnen. Denn Skifahrer haben eine genaue Vorstellung vom idealen Wetter für ihren Pistenspaß. Ist diese erfüllt, klingeln die Kassen, weil viele Gäste in die Skigebiete strömen.

„An einem optimalen Skitag, gibt es keinen Niederschlag, die Sonne scheint mindestens fünf Stunden und die gefühlte Temperatur liegt zwischen minus 5 und plus 5. Wichtig ist auch ein eher psychologischer Aspekt: Dass die Skipiste kein weißes Band in grüner Landschaft ist“, sagt Schmude.

Die beiden Wissenschaftler haben sechs verschiedene Klimamodelle angewendet, um die Zukunft für die deutschen Skigebiete vorherzusagen. Die Modelle variieren bezüglich des vorhergesagten Temperaturanstiegs und der Veränderungen der Niederschläge und bilden so ein breites Spektrum der möglichen zukünftigen Klimaentwicklung ab.

Zukünftig die beste Skizeit: Ostern

Wie die Modellrechnung zeigt, wird es künftig immer weniger ideale Skitage in Deutschland geben und sie werden sich zeitlich verschieben: Am Beispiel Berchtesgadener Land simulierten die Wissenschaftler die jahreszeitliche Verteilung der optimalen Skitage und konnten dabei eine deutliche Verschiebung feststellen.

„Im Augenblick liegt das Maximum der optimalen Skitage im Dezember und Januar. Dies wird sich über die 2020er- bis 2030er-Jahre in Richtung Ostern verschieben. Wir haben das „Christmas-Easter-Shift“ genannt: Es gibt dann keine weißen Weihnachten mehr, sondern die optimalen Skitage treten eher im März und April auf“, sagt Schmude.

Der Grund ist eine andere Niederschlagsverteilung – insgesamt gibt es weniger Niederschläge und besonders im Dezember wird es eher regnen als schneien – und ein späteres Auftreten von Frosttagen während der Skisaison.

Neue Ideen gefragt

„Diese Veränderungen bedeuten für touristische Einrichtungen einen Paradigmenwechsel: Man kann nicht mehr weiße Weihnachten vermarkten, sondern man muss sich darum kümmern, dass die Gäste an Ostern noch Lust haben zum Skifahren“, sagt Schmude, „dies erfordert neue Marketingstrategien“. Insgesamt gehen die Wissenschaftler davon aus, dass kleine, niedrig gelegene Skigebiete aus dem Markt ausscheiden werden. Skitourismus sollte in Zukunft vor allem in solchen Regionen gefördert werden, die bereits jetzt die vorteilhaftesten Bedingungen aufweisen – also vor allem in den hoch gelegenen Gebieten.

Für Schmude ist angesichts seiner Berechnungen klar: „Die meisten deutschen Skigebiete liegen langfristig nicht hoch genug. Wenn wir unsere Modellierungen betrachten, werden wir bis 2050 voraussichtlich noch ein bis zwei deutsche Skigebiete haben. Anderswo sollte die Abhängigkeit von der Schneelage zurückgefahren werden, indem alternative Konzepte für den Tourismus entwickelt werden und das Angebot diversifiziert wird.“

(Tourism Economics 2014)

Publikation:
The Christmas-Easter-Shift. Simulating Alpine ski resorts’ future development under climate change conditions using the parameter “Optimal Ski Day“
Anja Berghammer, Jürgen Schmude
Tourism Economics 2014
DOI: http://dx.doi.org/10.5367/te.2013.0272
Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Schmude
Department of Geography
Chair of Economic Geography and Tourism Research
Tel +49 (0)89 / 28 92 28 76
E-Mail: juergen.schmude@geographie.uni-muenchen.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/spotlight/2014_meldungen/
schmude_klimawandel_skisport.html
Interview mit Professor Jürgen Schmude zu Tourismus und Wintersport

Media Contact

Luise Dirscherl idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenchen.de

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