Lachs-Studie: Nachhaltig ist nicht immer nachhaltig
Drei Jahre lang hat ein internationales Forscherteam um Nathan Pelletier von der kanadischen Dalhousie Universität den gesamten Kreislauf von nachhaltigen Nahrungsmitteln – insbesondere Lachs – untersucht.
Im Wissenschaftsmagazin Environmental Science and Technology sind sie zum Schluss gekommen, dass bei vielen Produkten nicht der gesamte Lebenszyklus mit eingerechnet wird. Dadurch ist die Ökobilanz des nachhaltig gezogenen Lachses aufgrund der Versendung per Flugzeug nicht mehr nachhaltig.
Fisch soll schwimmen, nicht fliegen. Wenn Lachse und andere Nahrungsmittel per Flugzeug um die Welt transportiert werden, produzieren sie gewaltig große Mengen an Treibhausgasen. Wenn mehr Nahrungsmittel tiefgefroren werden, braucht man mehr Containerschiffe, um die Produkte an ihren Zielort zu fahren. Dabei sind die Containerschiffe immer noch jene Transportmittel, die am effizientesten und auch am umweltfreundlichsten unterwegs sind. Global betrachtet, wird aber immer noch weit mehr Lachs frisch und nicht tief gefroren verzehrt.
Auch Lebensmittel haben einen Lebenszyklus
Miteingerechnet in die Ökobilanz werden etwa auch die Fragen wie man Zuchtlachs füttert, wie Wildlachs gefangen wird, wie Lachs konsumiert wird und welche Auswirkungen Zuchtanlagen auf die Wildpopulation haben. Auch Nahrungsmittel haben laut den Autoren einen Lebenszyklus und die Welt müsse lernen, alle wirklich anfallenden Kosten in die Berechnungen miteinfließen zu lassen. Das sei zur Ermittlung wirklich nachhaltiger Produkte essenziell, schreiben die Autoren. Es gehe schließlich darum, dass die Erde in weniger als 40 Jahren neun Mrd. Menschen satt machen muss.
„Das große Problem der Nachhaltigkeit ist, dass der Begriff nicht geschützt ist“, so der Globalisierungskritiker und Buchautor Klaus Werner-Lobo http://klauswerner.com im pressetext-Interview. Nachhaltig dürfe man zu allem sagen. Geschützt sind in der EU nur die Begriffe „Öko“ und „Bio“. „Aber auch dabei wird nur auf die Produktion, nicht aber auf den Transport geachtet“, erklärt Werner-Lobo . „Konventionell gezogene Äpfel aus der Steiermark sind daher ökologischer als Bio-Kiwis aus Neuseeland.“
Regionale Produkte schneiden immer besser ab
„Regional hergestellte Produkte schneiden auch aus einem anderen Grund am besten ab“, meint Werner-Lobo. „Auch wenn in Übersee Fische nach ökologischen Kriterien gezüchtet werden, wird dabei die soziale Komponente der dort tätigen Arbeiter nicht beachtet.“ In der regionalen Produktion sei dies überschaubar und nachvollziehbar. „Wenn wir heute Lebensmittel aus Asien oder Afrika importieren, essen wir den Menschen dort die Nahrung weg“, kritisiert der Autor.
Jedes Land der Welt ist in der Lage, seinen Bedarf an Nahrungsmittel selbst zu produzieren. Hunger entstehe dadurch, dass Nahrungsmittel exportiert oder lokale Märkte mit Waren aus Europa zerstört werden.
Link zum Original-Artikel: http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es9010114
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