Meta-Analyse: Hypnose hilfreich bei chirurgischen Eingriffen
Seit mehr als 50 Jahren wird die Wirksamkeit von Hypnose im Rahmen chirurgischer Eingriffe untersucht. Da psychischer Stress den Heilungsprozess negativ beeinflussen kann, soll Hypnose den Patienten die Ängste nehmen, Schmerzen verringern und die Genesung beschleunigen. Inwieweit Hypnose das wirklich zu leisten vermag, untersuchten jetzt Psychologen aus Jena und Bern in einer Meta-Analyse von Studien zum Einsatz von Hypnose bei chirurgischen Eingriffen.
Aus der Fachliteratur wählten die Wissenschaftler anhand thematischer und qualitativer Kriterien 34 Studien mit insgesamt 2597 Patienten aus, die zusätzlich zur Routinebehandlung Hypnose vor, während oder nach Operationen oder schmerzhaften medizinischen Eingriffen erhalten hatten. Dazu zählten beispielsweise gynäkologische oder Herzbypass-Operationen sowie die Versorgung von Brandwunden. „Die Hypnose wurde in den meisten Studien von einem anwesenden Therapeuten durchgeführt, aber auch in Selbsthypnose mit Hilfe einer CD, und dauerte meist 30 – 60 Minuten“, beschreibt Susan Tefikow vom Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Jena die Bandbreite der Studien, die die Psychologin im Rahmen ihrer Dissertation analysierte.
Effektive Unterstützung bei stressreichen Operationen oder schmerzhaften Eingriffen
Das zentrale Element der Hypnotherapie sind therapeutische Suggestionen, die auf Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung und im Verhalten der Patienten abzielen. In der Operationssituation sind diese Suggestionen hauptsächlich auf die Vermittlung von Entspannung, die Reduzierung von Schmerzen und eine schnelle, komplikationslose Wundheilung ausgerichtet. „In der Auswertung der Studien erwies sich Hypnose als wirksame Intervention“, fasst Susan Tefikow das Ergebnis zusammen, „sie trägt dazu bei, Ängste und Stress der Patienten zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und auch die Genesung nach dem Eingriff zu fördern.“
Positive Effekte der Hypnose zeigten sich zudem auch in Bezug auf ökonomische Aspekte. Patienten, die eine Hypnotherapie erhalten hatten, benötigten im Vergleich zu Patienten ohne eine solche Behandlung durchschnittlich weniger Schmerzmedikamente, und der operative Eingriff konnte in kürzerer Zeit durchgeführt werden. Mitautorin Dr. Jenny Rosendahl: „Unsere Analyse zeigte, dass Hypnose die Patienten bei der Bewältigung stressreicher Operationen oder schmerzhafter Eingriffe effektiv unterstützen kann. Dies kam nicht nur in den Einschätzungen der Patienten zum Ausdruck, sondern war auch an objektiven klinischen Kriterien messbar.“
Entscheidungsgrundlage für Ärzte und Kostenträger
Dass sich die Wirksamkeit der Hypnose sowohl anhand patientenrelevanter Aspekte wie psychischer Belastung oder Schmerzen, als auch in Bezug auf Genesung, Medikamentenverbrauch und Dauer des Eingriffs belegen lässt, sehen die Psychologen als ein wichtiges Ergebnis ihrer Meta-Analyse. „Das kann auch als Entscheidungsgrundlage für Ärzte und Kostenträger dienen. Da es sich um eine Kurzzeitintervention handelt und zudem die Möglichkeit besteht, CDs einzusetzen, lässt sich Hypnose vergleichsweise einfach in die medizinische Routine einbinden“, so Susan Tefikow.
„Patienten können bei chirurgischen Eingriffen vom Einsatz von Hypnose profitieren, aber es bedarf weiterer qualitativ hochwertiger Studien, um besonderes geeignete Hypnoseformern und Patientengruppen zu identifizieren und die Wirksamkeit weiter wissenschaftlich zu untermauern“, betont Jenny Rosendahl. Die jetzt im Fachjournal Clinical Psychology Review veröffentlichte Meta-Analyse ist im Rahmen eines Forschungsprojektes zum Nutzen psychologischer Betreuung von chirurgischen Patienten entstanden, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wurde.
Originalpublikation:
Tefikow S, Barth J, Maichrowitz S, Beelmann A, Strauss B, Rosendahl J. Efficacy of hypnosis in adults undergoing surgery or medical procedures: a meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Psychol Rev 2013; 33:623-636. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0272735813000457
Kontakt:
Dr. Jenny Rosendahl
Institut für Psychosoziale Medizin, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 935482
E-Mail: jenny.rosendahl[at]med.uni-jena.de
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Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen
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