Mit Nelkenöl und Kupfermünzen gegen die Asiatische Buschmücke
Immer öfter finden sich exotische Stechmücken in Deutschland, die potentiell Krankheiten übertragen. In Zukunft werden daher mehr Kontrollmittel gegen die potentiellen Krankheitsüberträger notwendig sein. Experimente von Senckenberg-Wissenschaftler*innen zeigen, dass ätherisches Nelkenöl und Kupfermünzen sich dazu eignen könnten. Eine Befragung durch Forscher*innen des ISOE-Institut für sozialökologische Forschung ergab, dass potenzielle Nutzer*innen diese Mittel lieber verwenden würden als ein herkömmliches Insektizid. In der Entwicklung neuer Insektizide sollte die Ansicht potentieller Anwender*innen unbedingt beachtet werden, schreibt das Team aktuell im Fachmagazin ‚Scientific Reports‘.
Stechmücken sind selten beliebt. Insbesondere exotische Vertreter dieser Insektenart sind hierzulande unerwünscht. Solche Stechmücken breiten sich aber zunehmend durch Globalisierung und Klimawandel in Deutschland aus – und zusätzlich werden auch durch Stechmücken übertragene Viren häufiger. Die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus japonicus beispielsweise kommt als Überträgerin der Japanischen Enzephalitis-Viren und des West-Nil-Virus sowie der Erreger des Dengue-Fiebers und des Chikungunya-Fiebers infrage.
„Um zu verhindern, dass diese Stechmücken Krankheiten übertragen, kann es in Zukunft notwendig sein, sie zu kontrollieren, also ihre Anzahl zu verringern. Für die Kontrolle der Larven, ist für Privatleute bisher nur der Wirkstoff Bacillus thuriengiensis israelensis (Bti) verfügbar. Er gilt als spezifisch, ist aber umstritten, da es Anzeichen gibt, dass damit andere Tiere, zum Beispiel für die Nahrungskette wichtige Mücken, ebenfalls abgetötet werden. Zusätzliche Mittel sind daher dringend notwendig“, so Dr. Friederike Reuss, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum.
Ein Team um Reuss testete daher in einem Freilandexperiment, wie gut ätherisches Nelkenöl und Kupfer in Form von Kupferband gegen die Eiablage der Asiatischen Buschmücke in stehenden Gewässern wirkt. Zusätzlich prüften die Forscher*innen im Labor, wie giftig kupferhaltige Ein-, Zwei- und Fünf-Cent Stücke und Nelkenöl für die Larven der Stechmücken sind.
Reuss erläutert: „Nelkenöl verhindert die Eiablage von Aedes japonicus – die deutschlandweit am großflächigsten verbreitete exotische Stechmücke – beträchtlich. Ein Gramm Nelkenöl in einem Becher reicht aus, um die Eiablage darin auf ein Zehntel zu reduzieren. Zudem ist Nelkenöl giftig und tötet die Larven vollständig ab. Aus Eurocent-Münzen gelöstes Kupfer ist etwas weniger effizient gegen die Larven, aber dennoch wirksam. Die beiden natürlichen Mittel würden sich daher zur Eindämmung einer Population Asiatischer Buschmücken eignen.“
Die Asiatische Buschmücke brütet bevorzugt in der Nähe von Siedlungen. Dort bieten selbst kleine Wasserflächen in Regentonnen, Untersetzern und Vasen in Privatgärten und auf Friedhöfen den Stechmücken beste Bedingungen. „Um die Stechmücken kontrollieren zu können, ist es deshalb wichtig, dass die Bevölkerung aktiv mithilft und die Mittel auch wirklich im eigenen Garten anwendet“, sagt Dr. Marion Mehring vom ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung.
ISOE-Forscher*innen unter der Leitung von Mehring haben mehr als 400 Gartennutzer*innen und Grabpfleger*innen aus Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz telefonisch zu diesem Thema befragt. Überraschenderweise lehnt die Mehrheit der Befragten den gut etablierten Wirkstoff Bti ab. „Potenzielle Anwender*innen würden bevorzugt kupferhaltige Eurocent-Münzen und ätherische Öle zur Eindämmung von Stechmücken anstelle von Bti anwenden. Am liebsten würden die Befragten Kupfermünzen, die praktisch alle besitzen, benutzen“, so Mehring. Sehr viele der Befragten sind zudem bereit, präventive Maßnahmen, wie das Abdecken von Regentonnen in ihrem Alltag umzusetzen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Kombination ökologischer und sozialwissenschaftlicher Forschung hat sich gelohnt: Mit Nelkenöl und Kupfermünzen konnten die Forscher*innen zwei von Anwender*innen akzeptierte Mittel zur Kontrolle von Asiatischen Buschmücken identifizieren, die nun weiterentwickelt werden können.
Die Studie ist Teil des Forschungsprojektes AJAP II zur Entwicklung umweltfreundlicher Maßnahmen zur Kontrolle der Asiatischen Buschmücke. Dazu kooperieren das Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, das ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung und das Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das Projekt wird vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gefördert.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Friederike Reuss
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
friederike.reuss@senckenberg.de
Dr. Marion Mehring
ISOE-Institut für sozialökologische Forschung &
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. +49 (0)69 7076919 39
mehring@isoe.de
Originalpublikation:
Reuss, F. et al (2020): Knowledge on exotic mosquitoes in Germany, and public acceptance and effectiveness of Bti and two self prepared insecticides against Aedes japonicus japonicus. Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-020-75780-5
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