Müssen Lymphknoten bei Brustkrebs raus?

Die Forscher untersuchen, ob bei der Operation künftig auf eine bisher übliche Maßnahme verzichtet werden kann. Bislang wird bei dem Eingriff der sogenannte Wächter-Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt.

„Wir ergründen, ob der Verzicht auf diese Maßnahme onkologisch sicher ist und die Komplikationen bei der Operation verringert werden können“, sagt Studienleiter Prof. Toralf Reimer, Leitender Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik in Rostock.

Dass Brustkrebs-Patientinnen, bei denen zum Zeitpunkt der Diagnose per Tastbefund und Ultraschall ein unauffälliger Befund der Achselhöhle festgestellt wurde, den Lymphknoten einbüßen müssen, hat für einige der Frauen oftmals langanhaltende negative Folgen. So können Lymphödeme, Schmerzen oder ein Taubheitsgefühl im Arm entstehen; die Lebensqualität verschlechtert sich.

„Außerdem scheint bei Verzicht auf die Lymphknoten-OP das Risiko für ein erneutes Auftreten eines Tumors in der Achselhöhle der betroffenen Seite sehr gering zu sein. Das zeigen frühere, kleinere Studien mit mehreren Jahren Nachbeobachtung“, sagt Reimer und hat dafür eine gute Erklärung: „Die Tumorzellen der Lymphknoten werden durch die mittlerweile sehr effektive Therapie nach der Operation, also Chemo-, Hormontherapie und die Bestrahlung der Restbrust, mitbehandelt.“

Kann also bei einem bis zu fünf Zentimeter großen Brustkarzinom bei unauffälligem Befund der Achselhöhle und geplanter brusterhaltender Therapie auf die Entnahme der Lymphknoten verzichtet werden? Eine der zentralen Fragen, die die Studie beantworten soll. „Am Ende wird das Überleben ohne Krankheit ausgewertet“, so der Studienleiter.

Die aktuelle Datenlage legt nahe, dass kein relevanter Unterschied zwischen beiden Behandlungsarmen auftreten werde: „Momentan können wir bei einer Patientin, die vor der Operation einen unauffälligen Befund in der Achselhöhle aufweist, in mindestens 70 Prozent der Fälle keinen Tumorzellbefall der Wächter-Lymphknoten nachweisen.“

Dieser hohe Prozentsatz von Patientinnen benötige den chirurgischen Eingriff in der Achselhöhle ohnehin nicht. „Außerdem konnte bisher keine Studie zeigen, dass eine Lymphknotenentfernung bei unauffälligem Tastbefund vor der OP für die Patientinnen einen Vorteil hinsichtlich des Überlebens der Brustkrebserkrankung erbrachte“, sagt Reimer.

Die INSEMA-Studie ist mit einem Gesamt-Förderrahmen von 4,588 Millionen Euro eines der größten von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Studienprojekte. Die Verantwortung zur Durchführung der Studie liegt bei der Universitätsmedizin Rostock.

Um die Vielzahl der zu erwartenden Daten erfassen und auswerten zu können, wird das Datenmanagement in Kooperation mit der GBG Forschungs GmbH in Neu-Isenburg bewältigt. Die German Breast Group (GBG) ist eine seit 2003 aktive akademische Forschungsgruppe zur Durchführung von Brustkrebs-Studien national und international. Durch die Expertise der GBG ist eine kontinuierliche Datensammlung über die geplante Studiendauer von insgesamt neun Jahren gewährleistet.

„Womöglich können wir einem Teil unserer Brustkrebs-Patientinnen die Operation der Achselhöhle und Entnahme von Lymphknoten bei gleichbleibender Prognose ersparen“, hofft Prof. Bernd Gerber, stellvertretender Studienleiter in Rostock. Bei der Studie werden außerdem Faktoren erfasst wie die Lebensqualität, chirurgische Komplikationen und Metastasenbildung. Zusätzlich wird die tatsächliche Strahlendosis im Rahmen der Ganzbrust-Nachbestrahlung ausgewertet. So ist die Kooperation mit den Strahlentherapeuten in den jeweiligen Brustzentren eine wichtige Schnittstelle für die Datenqualität.

Kontakt:
Studienleitung in Rostock: Prof. Toralf Reimer
Leitender Oberarzt
Universitäts-Frauenklinik Rostock
Tel.: 0381 4401 8452
insema@kliniksued-rostock.de

Pressekontakt:
Kerstin Beckmann
Leiterin der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit/Marketing
Universitätsmedizin Rostock
Tel.: 0381 494 50 90
Kerstin.beckmann@med.uni-rostock.de

http://www.gbg.de/studien/operative-studien/insema

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Ingrid Rieck Universität Rostock

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