Neue Studie: Hochqualifizierte Einwanderer sind keine Bedrohung für einheimische Hochqualifizierte

Deren Einkommen würden tendenziell sinken, wenn sie mit einer wachsenden Zahl hochqualifizierter Zuwanderer konkurrieren müssten. Doch diese Befürchtungen sind unbegründet. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue, im World Bank Economic Review veröffentlichte Studie. Die Autoren sind Prof. Dr. David Stadelmann, Professor für Entwicklungsökonomik an der Universität Bayreuth, und Prof. Dr. Volker Grossmann von der Université Fribourg (Schweiz).

Für ihre Untersuchung haben die beiden Autoren ein neues volkswirtschaftliches Modell entwickelt. Damit wird es erstmals möglich, die Auswirkungen von Migration auf Einkommens- und Produktivitätsunterschiede zwischen einzelnen Ländern zu betrachten. Ergänzt wird dieses theoretische Modell durch umfassende Einwanderungsdaten, die von den Ökonomen Frederic Docquier und Abdeslam Marfouk für die Weltbank zusammengestellt und veröffentlicht wurden.

Die Daten beziehen sich auf die Jahre 1990 und 2000. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Einwanderer mit einem Hochschulabschluss und einem Alter von über 25 Jahren weltweit von etwa 12,5 Mio. auf 20,4 Mio. gestiegen. Auf dieser Datenbasis haben Stadelmann und Grossmann das Bruttoinlandsprodukt, die Produktivität und die Einkommen hochqualifizierter Arbeitskräfte sowohl in den OECD-Mitgliedsländern als auch in den Herkunftsländern der Einwanderer untersucht und zueinander ins Verhältnis gesetzt.

Dabei zeigt sich, dass die Produktivität in den Ländern, die hochqualifizierte Einwanderer aufnehmen und ihren eigenen Arbeitsmarkt öffnen, im Vergleich zu deren Herkunftsländern steigen kann. Die wirtschaftliche Stärkung durch höhere Produktivität führt wiederum dazu, dass einheimische Arbeitskräfte mit ebenso hohen Qualifikationen keine Einbußen erleiden. „Folgt man einfachen ökonomischen Standardmodellen, dann sollten diesem Personenkreis schädliche Auswirkungen – insbesondere in Bezug auf das eigene Einkommen – drohen, wenn die Zahl hochqualifizierter Einwanderer steigt“, erklärt Stadelmann.
„Doch in der Wirklichkeit kommen derartige Nachteile nicht vor. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Einwanderung hochqualifizierter Arbeitnehmer erhebliche Produktivitätszuwächse mit sich bringt. Diese kommen allen Hochqualifizierten im Land zugute. Zudem profitieren auch tendenziell gering qualifizierte Arbeitnehmer davon, wenn die Zahl hochqualifizierter Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt steigt.“

Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass Länder, die eine große Anziehungskraft auf hochqualifizierte Migranten ausüben, erhebliche wirtschaftliche Vorteile daraus ziehen können. Hingegen müssen Länder, aus denen hochqualifizierte Arbeitnehmer abwandern, mit den negativen wirtschaftlichen Folgen kämpfen.

Mit ihrer Studie wollen die beiden Autoren die bisweilen sehr emotional geführten Diskussionen entschärfen, die in jüngster Zeit in einigen westlichen Industrieländern – beispielsweise in Österreich und in der Schweiz – aufgeflammt sind. „Hochqualifizierte haben die Zuwanderung von Hochqualifizierten nicht zu fürchten“, fasst Stadelmann ein zentrales Ergebnis der Studie zusammen. Aufgrund weiterführender volkswirtschaftlicher Überlegungen ist er geneigt, sogar noch einen Schritt weiter zu gehen: „Manches spricht dafür, dass einheimische Hochqualifizierte sogar davon profitieren können, wenn die Zahl der hochqualifizierten Arbeitskräfte auf dem einheimischen Arbeitsmarkt wächst.“

Veröffentlichung:

Volker Grossmann and David Stadelmann,
Wage Effects of High-Skilled Migration: International Evidence
in: World Bank Economic Review (2013), published ahead of print,
DOI: 10.1093/wber/lht002

Ansprechpartner:
Prof. Dr. David Stadelmann
Professur für Entwicklungsökonomik
Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 55 6077
E-Mail: David.Stadelmann@uni-bayreuth.de

Media Contact

Christian Wißler Universität Bayreuth

Weitere Informationen:

http://www.uni-bayreuth.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Selen-Proteine …

Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung. Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von…

Pendler-Bike der Zukunft

– h_da präsentiert fahrbereiten Prototyp des „Darmstadt Vehicle“. Das „Darmstadt Vehicle“, kurz DaVe, ist ein neuartiges Allwetter-Fahrzeug für Pendelnde. Es ist als schnelle und komfortable Alternative zum Auto gedacht, soll…

Neuartige Methode zur Tumorbekämpfung

Carl-Zeiss-Stiftung fördert Projekt der Hochschule Aalen mit einer Million Euro. Die bisherige Krebstherapie effizienter gestalten bei deutlicher Reduzierung der Nebenwirkungen auf gesundes Gewebe – dies ist das Ziel eines Projekts…