TARGET2-Securities kann das Kapitaldefizit durch Basel III um 33 Milliarden Euro reduzieren

Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird die Erfüllung der Eigenkapitalanforderungen von Basel III, die die Sicherheit von Banken steigern sollen, in der Eurozone zu einem Kapitaldefizit von 295 Milliarden Euro führen. TARGET2-Securities (T2S) könnte den Banken dabei helfen, dieses Defizit um 11 Prozent bzw. 33 Milliarden Euro zu reduzieren. Gemäß einer von Clearstream und PricewaterhouseCoopers (PwC) jetzt veröffentlichten Studie würden sich diese Kapitaleinsparungen aus einem verringerten Liquiditätsverbrauch ergeben. Als zusätzliche Vorteile von T2S identifiziert die Studie ein verringertes Risiko in der Verwahrkette und eine größere Mobilität von Sicherheiten (Collateral).

Dadurch lassen sich weitere neue regulatorische Anforderungen erfüllen, die den Finanzdienstleistungssektor sicherer machen sollen. Diese Vorteile würden sich zusätzlich zu den Effizienzgewinnen und Kosteneinsparungen ergeben, die aufgrund der geringeren Abwicklungsgebühren und harmonisierten Nachhandelsprozesse bei der Einführung von T2S erwartet werden.

Das Potenzial für die Kapitaleinsparungen ergibt sich aus der Möglichkeit, Geldkonten in T2S zu bündeln. Diese Bündelung würde den T2S-Teilnehmern ermöglichen, die Barzahlungsverpflichtungen aus ihrer Abwicklungstätigkeit in allen an T2S teilnehmenden Märkten zu saldieren und zu zentralisieren. Wie Clearstream durch eine Bottom-up-Analyse von mehreren Millionen grenzüberschreitenden Abwicklungen in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Italien herausgefunden hat, würde die Bündelung von Barabwicklungen in einem einzigen Konto den Liquiditätsbedarf des Unternehmens in Phasen maximaler Abwicklungsaktivität um durchschnittlich 15 Prozent am Tag reduzieren. Wird dieser Effekt auf die umfangreicheren Abwicklungsvolumen aller Banken in der Eurozone übertragen, ergibt sich für das Tier 1-Kapital (Kernkapital) nach den Vorschriften von Basel III eine geschätzte Einsparung von insgesamt 33 Milliarden Euro. Im Hinblick auf das Kapitaldefizit von fast 300 Milliarden Euro, das die OECD auf Basis der Positionen vom Jahresende 2011 prognostiziert, ist dies ein erheblicher Betrag.

Darüber hinaus dürfte T2S den Depotbanken Möglichkeiten eröffnen, die Risiken für Wertpapierdepots in der Verwahrkette zu reduzieren. Da die Bestimmungen der Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM-Richtlinie) für die Verwahrstellen und globalen Depotbanken zu neuen Haftungsrisiken aus dem Verlust von Vermögenswerten führen, spielt dieser Aspekt eine wichtige Rolle. Viele Zentralverwahrer (CSDs) haben ihre Absicht angekündigt, direkte Verbindungen zueinander aufzubauen. Auf diese Weise wollen sie den Marktteilnehmern ermöglichen, die Abwicklung und Verwahrung bei einem einzigen CSD oder einer kleinen Gruppe von Anbietern zu zentralisieren. Die Abwicklungseffizienz wird dabei nicht beeinträchtigt und die hohen Infrastrukturkosten, die durch eine Kontoführung bei jedem einzelnen CSD entstehen, werden vermieden. Stattdessen können die Marktteilnehmer ihre Vermögenswerte bei einem an T2S teilnehmenden CSD ihrer Wahl bündeln, der als Investor-CSD fungiert. Indem sie die Vermögenswerte direkt bei dem CSD halten, können die Verwahrstellen und globalen Depotbanken die Haftungsfolgen abmildern, die sich aus der neuen AIFM-Regulierung für ihre Geschäftstätigkeit ergeben.

Wie die Ergebnisse der Studie zeigen, wird T2S zudem die Mobilisierung von Sicherheiten (Collateral) vorantreiben. T2S reduziert die Fragmentierung und Übersicherung, die derzeit mit den Nachhandelsprozessen verbunden ist. Die Internalisierung der Abwicklung und die Harmonisierung der Bearbeitungszyklen, die T2S an 22 Märkten bietet, werden dabei einen Großteil der Personal- und sonstigen Kosten beseitigen, die durch Schwierigkeiten bei der grenzüberschreitenden Bewegung von Wertpapieren verursacht werden.

Philip Brown, Head of Client Relations Europe and Americas und Vorstandsmitglied von Clearstream, sagte: „Unsere Studie zeigt, dass TARGET2-Securities den Marktteilnehmern dabei helfen kann, ihre Kapitalanforderungen viel besser zu erfüllen und somit eines der Themen anzugehen, das ihnen weiterhin besonders große Sorge bereiten wird. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Verbesserungsmöglichkeiten, die T2S bietet, wenn der Markt an einem Strang zieht und dieses Thema angeht. Die mögliche Verringerung der Kapitalanforderungen für T2S-Teilnehmer sollte eines der wichtigsten Argumente sein, sich für dieses T2S zu rüsten, das den Markt letztlich auch robuster machen wird.“

Thorsten Gommel, Partner im Bereich Financial Services Consulting bei PricewaterhouseCoopers in Frankfurt, erläuterte: „Obwohl TARGET2-Securities seit so vielen Jahren vorbereitet wird und praktisch kurz vor der Einführung steht, ist dies die erste Studie, die die Vorteile von T2S für die Banken der Eurozone im Hinblick auf das allgemeine aufsichtsrechtliche Umfeld quantifiziert. Die passende Netzwerkstrategie zu erarbeiten wird den Liquiditätsverbrauch und den Kapitalbedarf erheblich reduzieren.“

TARGET2-Securities (T2S) ist eine zentrale gesamteuropäische Plattform für die grenzüberschreitende Abwicklung von Wertpapieren in Zentralbankgeld. Ihre Einführung ist für Juni 2015 geplant. Basel III, die Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (Alternative Investment Fund Managers Directive, AIFMD), die Richtlinie über Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW V) und die Verordnung über europäische Marktinfrastrukturen (European Market Infrastructure Regulation, EMIR) sind Beispiele für neue Bestimmungen und Vorschriften, die für Finanzinstitute gelten. Sie zielen darauf ab, diese Institute sicherer zu machen und das systemische Risiko an den Märkten zu reduzieren.

Methodik

Die von Clearstream und PwC durchgeführte Untersuchung der Auswirkungen von T2S auf die Marktteilnehmer umfasste eine Reihe von internen Studien, gestützt auf ausführliche, zielgerichtete Befragungen zahlreicher Marktteilnehmer und eine quantitative Schätzung der Folgen der Basel III-Bestimmungen für die Marktteilnehmer. Die englischsprachige Studie „The 300 billion euro Question: Survey on the Benefits of TARGET2-Securities” von Clearstream und PwC finden Sie auf der Webseite von Clearstream oder PwC.

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