Therapie bei Herzinfarkt im Fokus einer neuen, europaweiten Studie
Am 1. September 2013 startete unter der Leitung von Prof. Dr. Holger Thiele aus der Klinik für Innere Medizin / Kardiologie des Herzzentrums Leipzig, einem Unternehmen der RHÖN-KLINIKUM AG, eine große multizentrische Studie, an der mehr als 60 Einrichtungen aus mindestens zehn europäischen Ländern beteiligt sind. Die Mittel in Höhe von rund 6 Millionen Euro konnte Prof. Thiele bei der Europäischen Union einwerben – ein großer Erfolg für die klinische Spitzenforschung am Herzzentrum Leipzig.
Wie jedes Organ kann auch das Herz an verschiedenen Krankheiten leiden. Eine der massivsten Erkrankungen ist sicher der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) mit kardiogenem Schock. In diesem Fall ist das Leben des Betroffenen akut bedroht und auch heute noch stirbt etwa die Hälfte der Patienten daran. Bei einem Herzinfarkt sterben Teile des Herzmuskels auf Grund einer Durchblutungsstörung in einem oder mehreren Herzkranzgefäßen ab.
Die Herzkranzgefäße versorgen den Herzmuskel selbst mit dem erforderlichen Sauerstoff und den Nährstoffen. Während bei einem Teil der Patienten der Myokardinfarkt bei früher Behandlung nur geringe Folgen hat, bedeutet der kardiogene Schock, dass die Leistung des Herzens massiv abnimmt. Mit anderen Worten: Das Herz pumpt nicht mehr genug Blut in den Kreislauf.
In diesem Fall sind sofortige medizinische Interventionsmaßnahmen erforderlich, die darin bestehen, die Herzkranzgefäße umgehend wieder durchlässig zu machen. Ziel ist es, die Durchblutung des Herzmuskels im Infarktgebiet schnellstmöglich wieder in Gang zu bringen.
Diese Reperfusionstherapie genannte Intervention erfolgt heutzutage mittels einer mechanischen Eröffnung des Gefäßes mit einer Ballondilatation (Aufdehnung) und nachfolgender Stentimplantation ein Verfahren, das auch als primäre PCI bezeichnet wird.
Die nun von Prof. Thiele organisierte CULPRIT-SHOCK-Studie geht der Frage nach, ob es bei einem Verschluss mehrerer Hauptgefäße ausreicht, nur ein Gefäß mit einer Primär-PCI zu öffnen, oder ob sofort alle betroffenen Hauptgefäße eröffnet und mit Stents stabilisiert werden müssen. Studienendpunkte sind die 30-Tage-Sterblichkeit und / oder ein schweres Nierenversagen mit Notwendigkeit des Einsatzes eines Nierenersatzverfahrens wie der Dialyse.
»Die Nieren leiden bei einem Myokardinfarkt mit kardiogenem Schock ohnehin schon recht stark«, erklärt Prof. Thiele. »Bei der Primär-PCI stressen wir die Nieren zusätzlich durch das für die Therapie unbedingt notwendige Kontrastmittel. Je mehr Stents wir setzen müssen, desto mehr Kontrastmittel könnten wir benötigen.
Auf der anderen Seite kann durch die Primär-PCI aller Gefäße möglicherweise die Durchblutung des ohnehin schwer geschädigten Herzens noch weiter verbessert werden, was auch wiederum theoretische Vorteile hat. Welche Therapieform besser ist, wissen wir aktuell noch nicht.« Das Primat habe aber in jedem Fall die adäquate Behandlung des Myokardinfarkts, versichert Prof. Thiele.
Studienzentren aus ganz Europa beteiligt
Um solche Erkenntnisse zu gewinnen, benötigen die Wissenschaftler eine repräsentative Fallgruppe. Etwa 700 Patienten sollen in die Studie eingeschlossen werden, eine Fallzahl, die auf Grund der zahlreichen Einschluss- und Ausschlusskriterien nur zu erreichen ist, wenn sich viele Einrichtungen an der Studie beteiligen. Prof. Thiele, der im vergangenen Jahr mit der so genannten IABP-SHOCK-II-Studie Aufsehen erregte, konnte eine stattliche Anzahl an Partnern gewinnen.
So beteiligen sich neben mehr als 50 Zentren in Deutschland auch renommierte Einrichtungen aus Österreich, der Schweiz, Schweden, Litauen, Frankreich, Großbritannien, Slowenien, Polen und den Niederlanden am Projekt. Auch das Institut für Laboratoriumsmedizin des Universitätsklinikums Leipzig ist eingebunden. Prof. Dr. Joachim Thiery, Institutsleiter und Dekan der Medizinischen Fakultät würdigt den Erfolg: „Die Leitung eines solch hoch kompetitiven EU Verbundprojektes als Sprecher ist eine ganz besondere Auszeichnung für den Kollegen Holger Thiele und die international anerkannte klinische Spitzenforschung der Kardiologie am Herzzentrum. Ich bin auch sehr froh, dass mein Institut mit einem eigenen Projekt beteiligt ist und so die wissenschaftliche Verbindung zwischen Herzzentrum und der Universitätsmedizin in der Liebigstrasse unterstützt wird.“
Prof. Dr. Friedrich W. Mohr, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums Leipzig, sieht in der Förderzusage eine weitere Bestätigung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Forschungsaktivitäten am Herzzentrum Leipzig. „Klinische Spitzenleistungen und Spitzenforschung gehen aus meiner Sicht immer Hand in Hand und dieses Prinzip prägt die Arbeit am Herzzentrum Leipzig von Beginn an“, so Prof. Mohr, der den Kollegen Kardiologie zu diesem Akquiseerfolg herzlich gratuliert.
»Unser aller und natürlich auch mein persönliches Ziel ist es, die Therapie von Myokardinfarktpatienten mit kardiogenem Schock so zu verbessern, dass sich die Prognose für diese Patienten verbessert«, erklärt Prof. Thiele seine Motivation. Er sei sehr stolz, dass die EU dieses Forschungsprojekt mit der enormen Summe von sechs Millionen Euro fördere, so der Wissenschaftler. Damit gehe auch eine enorme Verantwortung einher.
Über das Herzzentrum Leipzig:
Das Herzzentrum Leipzig bietet mit seinen 420 Betten und 10 tagesklinischen Betten in den drei Kliniken, Klinik für Herzchirurgie, Klinik für Innere Medizin/Kardiologie (inkl. der Abteilung für Rhythmologie) und Klinik für Pädiatrie/Kinderkardiologie sowie den Abteilungen für Anästhesiologie und Radiologie Hochleistungsmedizin rund um das Herz.
Unter der Leitung international erfahrener Ärzte und namhafter Wissenschaftler arbeitet am Herzzentrum Leipzig ein Team von mehr als 1.450 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Seit der Inbetriebnahme im September 1994 besteht mit dem Freistaat Sachsen und der Universität Leipzig ein Kooperations- und Nutzungsvertrag, der dem Haus den Status einer Universitätsklinik verleiht. Das rechtlich und wirtschaftlich selbständige Herzzentrum ist Teil der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Das Herzzentrum Leipzig ist eine 100-prozentige Tochter der RHÖN-KLINIKUM AG, die den unternehmerischen Rahmen dafür geschaffen hat, dass die Klinik erfolgreich wirtschaften und damit einen wesentlichen Teil des Gewinns wieder in hochwertige Medizin und das Wohl der Patienten investieren kann. Auf diese Weise können dauerhaft eine qualitativ hochwertige, bezahlbare Versorgung der Patienten und international erstklassige Leistungen in universitärer Forschung und Lehre sichergestellt werden.
Herzzentrum Leipzig GmbH
Universitätsklinik
Martin Jonas
Geschäftsführung
Strümpellstr. 39
04289 Leipzig
Tel. 0341 865-0
Mail: gf@herzzentrum-leipzig.de
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